10. Oktober 2015
Nach dem kleinen Zwischentief gestern war heute wieder ein guter Tag. Ziemlich genau um zehn heute morgen war ich in meinem Hostal in Plasencia durch die Tür. Frühstück gab's hier keines (bzw. nur gegen Aufpreis), aber ich hatte vorgesorgt und noch etwas Brot, Gebäck und O-Saft parat, so dass ich heute keine Zeit verlieren würde. Es war nämlich ein langer Fahrtag. Ich hab grade mal bei Google Maps meine heutige Strecke eingegeben und der Computer hat mir eine Distanz von rund 340km errechnet. Und das waren zum größten Teil Landstraßen und für eine ganze Weile sogar bessere Feldwege, die eher dürftig asphaltiert waren. Aber es hat echt Spaß gemacht und der Ibiza hat den ganzen Spaß klaglos mitgemacht. Nicht nur klaglos... Das Auto hat auf den Schlaglochpisten, auf denen ich heute unterwegs, war sehr gut mitgehalten. (Eigentlich finde ich Motorsport ja langweilig, aber ich glaube Rallye, das wäre noch was für mich... so auf schmalen Straßen mit Kurven und bergauf und bergab...)
Von Plasencia aus ging die Fahrt heute erst nach Süden, durch den Parque Nacional de Monfragüe. Das ist Spaniens jüngster Nationalpark, und ähnlich wie der Nationalpark Eifel noch ein im Entstehen begriffenes Projekt. Was es allerdings hier schon in reichlicher Zahl gibt sind Geier. Entsprechend habe ich am Salto de Gitano, wo sich der Rio Tajo auf seinem Weg Richtung Lissabon zwischen steilen Felsen durchschlängelt, eine Stunde damit verbracht, Gänsegeier zu beobachten und zu fotografieren. Leider war der Himmel düster und es war kühl, so dass sich die großen Vögel (von einigen Ausnahmen abgesehen) auch um viertel vor zwölf noch nicht bemüßigt fühlten, sich in die Lüfte zu schwingen. So blieben vor allem auf Felsen sitzende Geier mein Eindruck von dort. Aber es waren viele. Ich habe zwar nicht gezählt, aber es könnten so an die hundert gewesen sein.
Mein nächster Stopp war in Trujillo. Das ist eigentlich einfach eine Kleinstadt in Extremadura. Ihr bekanntester Sohn – groß möchte ich in dem Zusammenhang nicht sagen – ist Francisco Pizarro, der im 16. Jahrhundert das Reich der Inkas eroberte und ihre Kultur vernichtete. Pizarros genaues Geburtsjahr ist nicht bekannt. Er war der uneheliche Sohn eines kleinen Adligen aus Trujillo und wurde durch seine Eroberungen und Eskapaden in Südamerika berühmt und berüchtigt. Eine ganze Reihe anderer junger Abenteurer aus Trujillo und Umgebung begleitete Pizarro auf seinen Beutezügen und die Heimatstadt der Conquistadores profitierte von dem in Amerika erworbenen Reichtum ihrer Söhne. Die investierten nämlich zu Hause in schicke Paläste und Kirchen und so hat Trujillo eine wirklich ansehnliche Plaza Mayor, die auch das heutige Bild des Tages ist. Zu dem großen Reiterstandbild, das man ziemlich in der Mitte des Fotos sieht, gibt’s noch ne lustige Geschichte. Der US-amerikanische Bildhauer Charles Rumsey hatte in den 1920er Jahren das Standbild als Hernán Cortés geschaffen und wollte es dem Staat Mexiko schenken. Da Cortés nun aber nicht grade zu den beliebtesten Personen in Mexiko zählt – immerhin hatte er ja das Aztekenreich auf dem Gewissen – lehnten die Mexikaner das Geschenk ab... und Rumseys Witwe schenkte die Statue 1927 an die Stadt Trujillo... als Francisco Pizarro.
Nach einem gemütlichen Stadtspaziergang mit Besichtigung zweier Kirchen, der Stadtmauer und dem Gassengewirr von Trujillo habe ich mir ein schönes Extremeño-Mittagessen gegönnt. Trujillo ist echt ein properes Städtchen, auch wenn vieles von dem was man sieht durch Blutgold finanziert wurde. Zu lange konnte ich mich aber nicht mehr aufhalten, denn ich hatte noch einiges an Strecke vor mir, und die sollte ja auch nicht nur auf der Autobahn zurückgelegt werden.
Jetzt bin ich in Toledo, der vorletzten Station meiner Zentralspanien-Rundfahrt. Toledo liegt in der Region Castilla-La Mancha, der dritten Großregion Spaniens, die ich auf dieser Tour besuche. „La Mancha“? Da war doch was... Genau... Don Quijote de La Mancha... Aber dazu werde ich übermorgen noch kommen. Morgen hat der Seat wieder mal frei, denn ich werde mich den ganzen Tag mit Toledo beschäftigen. Das wird sicher spannend. Toledo ist eine der Städte in Spanien, die ich schon lange mal besuchen wollte.
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