6. Oktober 2015
Ich hatte es ja gestern schon prophezeit... Ávila gefällt mir. Die Stadt ist echt schnuckelig. Sogar die Anzahl der Touristen hielt sich im Vergleich zu Segovia in engen Grenzen. Ich bin heute keiner asiatischen Reisegruppe begegnet, wohl allerdings etlichen spanischen Schulklassen.
Meine Erkundung von Ávila begann heute morgen direkt gegenüber von meinem Hotel. Man muss nämlich nur einmal durch die Puerta de la Santa Teresa durch und schon steht man innerhalb des Mauerrings vor dem Convento de Santa Teresa. Dieses Kloster wurde rund um das Geburtshaus der Heiligen Theresa von Ávila errichtet. Links neben dem Hochaltar gibt es eine schwer vergoldete Kapelle und dahinter, hinter einer Glasscheibe, befindet sich das Zimmer, in dem Theresa 1515 geboren wurde. Im zur Kirche gehörenden Museum gibt’s darüber hinaus etliche Reliquien, inklusive einem Finger, komplett mit Ring, der laut Aussage meines Lonely Planet während der Franco-Herrschaft das Nachtskommödchen des Diktators geziert haben soll.
In Ávila ist die Heilige Theresa ne echt große Sache. Verständlich, denn ihr hat die Stadt einiges zu verdanken. Theresa – Karmelitin, Mystikerin, Kirchenlehrerin (die erste Frau, die diesen Ehrentitel bekam) und Heilige - begegnet einem hier in Ávila auf Schritt und Tritt. Erst recht in diesem Jahr, ihrem 500. Geburtsjahr.
Mein nächster Stopp im Rahmen meines Stadtrundgangs war ein Café. Auf nüchternen Magen wollte ich nicht unbedingt Sightseeing machen und in meinem Quartier hier gibt’s kein Frühstück (dafür liegt es aber sehr günstig).
An der Puerta del Alcazar habe ich nach dem Frühstück die erste Bekanntschaft mit der Stadtbefestigung von Ávila gemacht. Ávila hat eine komplett erhaltene und schön restaurierte Stadtmauer. Die Mauer ist rund 2,5km lang und an den höchsten Stellen über 20m hoch. Es gibt neun Stadttore und 88 Wehrtürme. Als zusätzliche Besonderheit ist die Apsis der Kathedrale von Ávila ein Teil der Stadtbefestigung. Die Kirche ist direkt in die Stadtmauer hineingebaut und die Apsis bildet einen der Wehrtürme.
Die Stadtmauer hat mich den Rest des Tages begleitet und es entsprechend auch zum Bild des Tages geschafft. Dazu gleich mehr.
Vor dem Mittagessen habe ich mir noch ausgiebig die Kathedrale von Ávila angekuckt. Während in Segovia die jüngste gotische Kathedrale Spaniens steht, findet man in Ávila die älteste. Ich muss allerdings sagen, dass sie mir nur bedingt gut gefällt. Die Kirche ist weitgehend aus grauem Granit gebaut, was ihr innen wie außen eine düsteres Aussehen gibt. Im Chor, wo sich die ältesten gotischen Bauelement in Spanien wiederfinden, wurde dagegen weiß-roter Kalkstein verwendet, was auf den Betrachter – also jedenfalls auf mich – sehr ungewohnt und unruhig wirkt.
Nach dem Mittagessen gab's zuerst die nächste Kirche, die romanische Basilika San Vicente de Ávila. Von den Kirchen, die ich bisher hier in Kastilien gesehen habe, hat die mir am besten gefallen. Danach ging's auf den zweiten Teil meines Stadtmauerspaziergangs. Von der Puerta de los Leales direkt neben der Kathedrale kann man die komplette nördliche Hälfte des Wehrgangs bis zur Puerta del Puente entlangwandern. Schöne Blicke auf die Stadt inner- und außerhalb des Mauerrings kriegt man da und auch auf die Umgebung. An der Puerta del Puente geht die Brücke über den Rio Adaja der die Altstadt von Ávila im Westen begrenzt und hier fast eine Art vorgelagerten Wassergraben zur Stadtmauer bildet. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bachs geht es aber wieder den Berg rauf und so hat man von dort am Nachmittag einen tollen Blick auf die Stadt. Dort rauf zu spazieren war mir allerdings zu weit und zu umständlich und so habe ich erst mal die Stadtumrundung außen an der Mauer entlang komplettiert und dann im Hotel eine späte Siesta gemacht. Gegen halb sieben bin ich dann mit dem Auto zu einem der Aussichtspunkte gefahren und habe mir das Panorama von Ávila im Abendlicht angekuckt. Da ich auch noch Nachtaufnahmen haben wollte hatte ich jetzt einiges an Zeit, und die habe ich genutzt um zu tanken und für morgen was einzukaufen. Frühstück im Hotel kriege ich ja keines. Bei Sonnenuntergang war ich dann aber wieder vor Ort und eines der Foto-Ergebnisse seht ihr im Bild des Tages. Das Gebäude rechts im Hintergrund auf der Anhöhe ist übrigens die Kathedrale.
Morgen ist wieder ein Unterwegs-sein-Tag. Es geht weiter nach Salamanca, aber auch morgen werde ich nicht auf grader Strecke mein Etappenziel ansteuern sondern mir hier schön die Gegend ankucken.
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