3. Oktober 2015
Die Herbstferien sind da... und ich bin leider nicht in Afrika, wie im letzten Logbuch angekündigt. Mein Reiseveranstalter hat vor sechs Wochen die Tour abgesagt. Total doof, sowas. Und dann musste auch noch kurzfristig Ersatz her, denn Zuhausebleiben war keine Alternative. Ich habe mich dann für eine Tour entschieden, die ich schon lange mal vor hatte. Ich bin in Zentral-Spanien.
Los ging's gestern abend schon, aber die Flüge fanden in weitgehender Dunkelheit statt und deshalb gibt’s von gestern auch keine Bilder und kein Logbuch. Darüber hinaus war ich auch erst um kurz nach Mitternacht in Madrid, denn auf Grund des nebligen Vormittags in Amsterdam war der Flugplan von KLM komplett durcheinander geraten und wir sind gestern abend erst mit 45 Minuten Verspätung in Richtung der spanischen Hauptstadt aufgebrochen. In Madrid habe ich mir dann nur noch ein Taxi zum Hotel genommen und bin in die Heia gegangen.
Heute morgen gab es erst mal ein gemütliches Frühstück im Hotel. Der Himmel über Madrid war bedeckt und ein paar Tropfen fielen als ich wenig später im Hotel-Shuttlebus auf dem Weg zurück zum Flughafen war. Dort habe ich dann meinen fahrbaren Untersatz kennengelernt, einen dunkelblauen Seat Ibiza. Damit war ich schon mal nicht unzufrieden, denn auf den Kanaren 2014 habe ich mit diesem Modell gute Erfahrungen gemacht und auch heute zeigte sich schnell, dass der Ibiza für die kurvigen und bergigen Strecken hier super geeignet ist. Der hat richtig Biss in Steigungen.
Mein erstes (und einziges) Besichtigungsziel heute war San Lorenzo de El Escorial, wo sich der spanische König Philipp II. am Ende des 16. Jahrhunderts eine Residenz bauen ließ. Der Palast in El Escorial ist der größte Renaissance-Bau der Welt und steht mit 33.000m² hinter dem Vatikanspalast auf Platz zwei der größten Paläste der Welt. Passend zur strengen Frömmigkeit und asketischen Lebensweise seines Bauherrn wirkt der Palast von El Escorial eher nüchtern-karg. Die ganze Anlage hat innen wie außen etwas Klösterliches und enthält auch ein Hieronymiten-Kloster. Philipp ließ seinen eigenen Palast außen um die Apsis der Palast-Basilika herum bauen und konnte von seinem Schlafzimmer aus auf den Hochaltar blicken. In der anderen Richtung ging sein Blick raus auf die Buchsbaumgärten, was, glaube ich, so ziemlich der einzige Luxus war, den er sich gönnte. Das Schlafzimmer und das Bett, in dem Philipp II. am 13. September 1598 starb, kriegt man auf einem Rundgang durch den Palast zu sehen.
Nach dem anstrengenden Tag gestern und der kurzen Nacht war ich heute irgendwie nicht richtig gut gefuselt. Da Samstag war, war es im Palast ziemlich voll und ich hatte nicht so die wirkliche Ruhe mir alles anzukucken. Noch dazu war Fotografieren drinnen fast überall verboten. Die Highlights waren die Gemälde von El Greco – der Escorial beherbergt auch eine große Gemäldesammlung in seinen vielen Räumen – und die Grablege der spanischen Könige in der Krypta unter der Basilika. Leider war es auch hier voll und durch die vielen Leute verhältnismäßig laut. War ein bisschen schade, denn von Carlos I. (der als Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs war) bis zu Alfonso XIII. (der 1941 starb) liegen hier mit wenigen Ausnahmen die spanischen Staatsoberhäupter begraben. Felipe II. natürlich auch, direkt unter seinem Vater Karl V.. Die hätten alle ein bisschen mehr pietätvolle Ruhe verdient gehabt.
Nach der Besichtigung habe ich noch eine ganze Weile an der Plaza vor dem Haupteingang des Palast auf der Mauer gesessen, Touristen beobachtet und über die habsburgischen Herrscher der damaligen Zeit nachgedacht. Das war schon ne komische Familie, wobei ich denke, dass die psychischen Aspekte bei Karl V. (da werde ich im Laufe dieser Tour noch mal drauf zurückkommen) und Philipp II. wohl eher nicht aus der habsburgischen Linie stammen sondern aus dem Haus Trastámara. Karls Mutter (und Philipps Oma) war nämlich Johanna von Kastilien, auch bekannt als Juana la Loca (Johanna die Wahnsinnige).
Was soll ich sagen? Es war zwar schon spannend und interessant in El Escorial, aber dass es mir so richtig gut gefallen hätte könnte ich jetzt nicht sagen. Wahrscheinlich muss ich hier noch mal an nem sonnigen Tag mitten in der Woche hin, mit mehr Muße und besser ausgeruht als heute.
Von San Lorenzo de El Escorial bin ich dann nach Segovia gefahren. Dabei ging's ganz schön durch die Berge, bis auf knapp 2000m rauf. Hier in Segovia wohne ich mitten in der Altstadt, sodass der Ibiza morgen schon den ersten Tag frei hat. Für morgen ist nämlich die Komplett-Erkundung von Segovia angesagt, und zwar zu Fuß. Ich denke da wird’s morgen abend einiges zu erzählen geben.
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