3. April 2018
Ich bin auf Saba... wird übrigens „Sehba“ ausgesprochen, wie ich inzwischen gelernt habe. Saba ist ein echt abgefahrenes Reiseziel... die Insel liegt ungefähr 35km südlich von St. Maarten und ist eine unabhängige Gemeinde im Königreich der Niederlande... und hier befindet sich der höchste Berg der Niederlande, der Mt. Scenery. Der Grund für meinen Besuch hat allerdings in erster Linie wieder mit der Fliegerei zu tun. Auf Saba gibt es die kürzeste von Linienflügen genutzte Piste der Welt. 400m Beton oben auf einem Felsplateau sind die Verbindung der Insel zur Welt. Okay, da ist noch die Fähre, aber das dauert fast zwei Stunden bis man per Schiff auf St. Martin oder St. Eustatius, den beiden nächstgelegenen bewohnten Inseln, ist. Deshalb kommt mehrmals am Tag eine Twin Otter der Winair in knapp 15 Minuten Flugzeit von St. Maarten oder von St. Eustatius herüber.
Ich hatte die innerkaribischen Flüge schon im letzten Herbst gebucht, aber Winair ist ein bisschen unberechenbar, was Flugpläne angeht. Eigentlich wollte ich gemütlich im Laufe des Vormittags in St. Maarten starten, aber dank einer Flugplanänderung war die Abflugzeit heute 7:05 morgens... Das hieß meine Nacht war heute um fünf Uhr zu Ende, denn ich musste noch alles zusammen packen, die Sachen, die ich nicht mit nach Saba nehmen wollte in den Hyundai laden (der jetzt schon den zweiten Tag in Folge frei hatte), und dann zu Fuß zum Flughafen von St. Maarten aufbrechen, den treuen Sammy im Schlepp. Meine Herren, was hat dieser Koffer bei mir schon alles mitgemacht. Heute durfte er mit in Saba landen, hatte aber im Gegensatz zu mir keinen Fensterplatz, sondern war im Gepäckraum in der Nase der Twin Otter untergebracht.
Anders als die beiden Flüge nach und von St. Barthélemy gestern, war der Flug heute ziemlich voll. Das hatte allerdings keinen Einfluss auf die Flugzeit. Nach 21 Minuten sind wir mit einem Rumms und einer scharfen Bremsung auf Saba gelandet. Das ging alles so schnell, dass man kaum Zeit hatte es auszukosten... *lach... Wobei die Felswände zur rechten schon spektakulär waren.
Mit dem Taxi bin ich nach Windwardside gefahren, dem Ort wo mein Hotel liegt, und wo ich zum Glück schon einchecken konnte... und wo ich mal wieder festgestellt habe, dass diese Welt ein sehr sehr kleines Dorf ist... Barbara, die Betreiberin meines Quartiers stammt nicht nur aus Deutschland, sondern hat Verwandtschaft in Euskirchen, die sie einmal im Jahr besucht...
Als nächstes habe ich erst mal gefrühstückt, im Restaurant, dass zu meinem Hotel hier gehört. Ein richtiges karibisches Frühstück, „salt fish“ mit gekochtem Ei und Johnny Cakes und Salat... Der Fisch war interessanterweise als Curry zubereitet und nach dem Frühstück war ich gut satt... ich hab sogar noch einen der Johnny Cakes, das sind gut handtellergroße, flache, in Öl gebackene Brötchen, für's Mittagessen eingepackt.
Nach dem Frühstück bin ich ins Ortszentrum spaziert um meinen Mietwagen abzuholen. Das gestaltete sich leider recht unangenehm. Dass der Toyota Yaris, den man mir andrehen wollte, schon alt und verbeult war, das war weniger ein Problem als die abgefahrenen Reifen. Ich hab dann protestiert und einen ebenfalls alten, zerdepperten und verranzten Toyota Corolla bekommen, aber immerhin mit halbwegs anständigem Gummi. Mietwagen nicht über eine große Firma buchen taugt halt nix... aber hier auf Saba gab es keine andere Möglichkeit. Nach der Übernahme des Mietwagens bin ich erst mal zum Flugplatz gefahren. Das geht ganz schön die Serpentinen runter. Windwardside liegt auf 400m und der Flughafen auf 18m. Überhaupt ist Saba mit seinen 13km² eigentlich nur ein aus dem Meer aufragender schlafender Vulkan. Im Gegensatz zu den anderen Inseln, die ich auf dieser Reise besucht habe, ist es hier aber grün...
Der Vorteil meines Abstechers zum Flugplatz war auch, dass der Berg so Zeit hatte, sich von Wolken zu befreien. Als wir heute morgen gelandet sind, lag der Mt. Scenery nämlich unter einer dichten Wolkendecke. Gegen Mittag – ich hatte inzwischen auch den Anflug einer Twin Otter von der Landseite des Flughafens aus gesehen und fotografiert - habe ich den Berg in Angriff genommen. Der Beginn des Aufstiegs befindet sich etwas außer- und unterhalb des westlichen Ortsausgangs von Windwardside. Es lagen also rund 480 Meter Höhenunterschied vor mir... Hmmmmm... das war ne ganz schöne Plackerei. Zum Glück war es nicht heiß, sondern sehr angenehm temperiert. Trotzdem habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich auf dem Gipfel stand. Das Panorama entschädigte aber für die Mühen des Auf- und Abstiegs, und ich kann jetzt sagen, dass ich auf dem höchsten Berg der Niederlande gestanden habe. Leider war der Trailshop am Beginn des Aufstiegs heute nachmittag schon zu. Dort bekommt man gegen 2,00 USD nämlich eine Urkunde, dass man oben war. Ich hoffe, die stellen das auch nachträglich aus. Auf jeden Fall ist der Blick vom Mt. Scenery heute das Bild des Tages. Die Ortschaft, die man sieht, ist Windwardside. In der Ferne sieht man St. Eustatius, und dahinter am Horizont liegt St. Kitts.
Ich war echt platt, als ich wieder unten war, das muss ich wirklich gestehen. Ich habe mir dann einen Nachmittagssnack im Supermarkt gekauft, mich im Quartier etwas frisch gemacht und bin noch mal runter zum Flugplatz gefahren, um auch die Nachmittagsmaschine der Winair zu fotografieren.
Das Abendessen gab es hier im Hotel... Ziegencurry... Saba ist bevölkert von vielen verwilderten Ziegen, und da die Leute von Saba wollen, dass die Insel so schön grün bleibt, haben sie einem ihrer Bürger eine Konzession erteilt, die Ziegen zu schießen. Das wird am Flugplatz sogar per Aushang bekannt gegeben, dass Herr soundso offiziell die Ziegen bejagt. Und „goat stew“ ist eine lokal Spezialität.
Morgen werde ich mal nach The Bottom, der Hauptstadt von Saba, fahren und auch zum Hafen, um ein paar Liter Sprit in den verranzten Corolla zu kippen. Die einzige Tankstelle der Insel liegt nämlich am Hafen in Fort Bay. Um 13:00 startet mein Rückflug nach St. Maarten, so dass ich vorher noch etwas Zeit für Sightseeing hab.
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