27. März 2008

Donnerstag... letzter Tag... naja – nicht so ganz, denn im Prinzip habe ich morgen noch fast nen ganzen Tag hier in Phnom Penh. Mein Flieger geht nämlich erst morgen Abend um acht. Aber für morgen ist nix mehr geplant. Ich treff’ mich um 12 mit Georg im „Living Room“ zum Mittagessen und werde von dort auch das heutige Logbuch abschicken, aber ansonsten ist nur Kofferpacken angesagt. Das wird wohl ein bisschen einfacher als auf dem Hinflug, aber andererseits muss ich mal kucken, wie ich manchen Einkauf sicher nach Hause bringe. Zum Beispiel den 18-jährigen Whisky, den ich heute für ein Viertel des deutschen Preises gekauft hab :-) Wäre unschön, wenn meine dreckige Wäsche in ner Glenfiddich-Pfütze in Düsseldorf ankäme und die Flasche leer wäre. Es wird also noch ein bisschen geschicktes Packen für morgen auf dem Plan stehen.
Aber zu heute - „Rote Khmer, Teil 2“. Alle Quellen (Madelene, der Lonely Planet, andere Reiseführer) hatten berichtet, dass der Besuch der Killing Fields im Vergleich zum Tuol Sleng harmlos wäre. Hmmmmmm... die Menschen sind halt doch verschieden. Ich bin heute Nachmittag mit dem Tucktuck nach Choeung Ek gefahren, wo die Gefangenen aus Tuol Sleng ermordet wurden. Das ging mir dann schon an die Nieren. Ein ehemaliger Obstgarten, die Bäume stehen immer noch da, der zur Exekutionsstätte und zum Massengrab umfunktioniert wurde. Von den 129 Massengräbern für die rund 17.000 Opfer von Tuol Sleng wurden gut zwei Drittel ausgegraben und die Gebeine in einer Stupa, einem buddhistischen Beerdigungstempel auf dem Gelände bestattet. Dort kann man die Schädel von ca. 8.000 Menschen betrachten. Das ist noch okay – erinnert an manche Katakomben in Rom oder die Beinhäuser von Sankt Matthias in Trier. Wenn man dann aber über das Gelände geht, dann wird das Geschehen der vier Jahre zwischen 1975 und 1979 auf dramatische Weise erlebbar. Die exhumierten Massengräber sind eingefallene Krater im Boden, teilweise mit schlammigem Wasser gefüllt und auf Schritt und Tritt findet man in diesen Kratern, aber auch auf den „Spazier“wegen Stofffetzen und Knochenreste der Ermordeten. Das Bild des Tages ist deshalb auch etwas drastisch - aber alles andere wäre dem, was ich in Choeung Ek heute erlebt habe, auch nicht gerecht geworden (und die NOCH drastischeren Fotos wollte ich Euch dann doch lieber hier ersparen). Und dabei ist das ganze Areal klein – rund zwei Fußballfelder. Unter Killing „Fields“ hatte ich mir mehr vorgestellt. Es waren natürlich nicht die einzigen in Kambodscha. Ähnliche Örtlichkeiten gab es im ganzen Land, denn der Terror der Roten Khmer gegen die eigene Bevölkerung kostete – je nachdem, welche Autorität man befragt – zwischen 750.000 und 2 Millionen Kambodschaner das Leben. Die Täter sind heute um die 50 Jahre alt, und wenn man durch die Straßen von Phnom Penh geht kommen einem schon so manche Fragen. Und es ist echt sehr schwierig, das Kambodscha und die Kambodschaner von vor 25 Jahren mit der Realität von heute - den Straßen voller freundlicher, lebenslustiger, verspielter (von Volleyball über Kartenzocken bis Schach lieben die Khmer alle Arten von Spielen), kinderlieber, kontaktfreudiger, unaufdringlicher Menschen – in Einklang zu bringen. Soviel ist sicher – Kambodscha gibt mir echt einiges zu denken. Und ich denke ich werde eher früher als später wieder herfahren. Morgen ist aber erst mal Abschiednehmen angesagt. Die zwei Wochen sind im Flug vergangen. Ich hoffe Euch hat das Reiselogbuch Spaß gemacht. Einen letzten Eintrag schicke ich wie immer zum Abmelden nach meiner Rückkehr am Sonntag... und natürlich freue ich mich wie immer über Feedback.

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