22. März 2016
Heute morgen ging's schon wieder um 9 los. Saeng ist da streng. Das Ziel heute waren die Kuang Si Wasserfälle, die rund 35km südwestlich von Luang Prabang liegen. Dabei hatte ich die erste Gelegenheit was vom platten Land zu sehen... wobei... Laos ist ganz schön hügelig und gar nicht platt.
Zuerst sind wir allerdings zum TAEC gefahren, zum Traditional Arts and Ethnology Center, einem kleinen Museum, dass den ethnischen Minderheiten in Laos gewidmet ist. Hier konnte man einiges über das Leben dieser Menschen in Laos erfahren. Interessanterweise gehört Saeng auch zu einer dieser Minderheiten. Er ist ein Hmong, die im nördlichen Bergland leben, und auch keine Buddhisten sind. (Das hatte ich gestern schon rausgefunden, als ich nach dem x-ten Tempel mal ganz dezent und vorsichtig gefragt habe. Viele Hmong, so auch Saeng, sind Animisten, aber das wusste ich ja nicht und er hätte ja genauso gut ein glühender Verehrer Siddharta Gautama oder auch von Karl Marx sein können... *lach...)
Danach ging's raus auf's Land. Nach zwanzig Minuten Fahrt haben wir ein kleines Päuschen gemacht und sind durch ein Hmong-Dorf spazieren gegangen. War aber nur ein kurzes Intermezzo. Ich bin dort nicht wirklich mehr über die Hmong gewahr geworden. Wohl aber über das laotische Schulsystem. Kommunismus hin oder her, man muss hier für die Schule bezahlen... und Schulpflicht gibt es nicht. Deshalb sieht man an nem ganz normalen Wochentag Kinder und Jugendliche, die in Hose und Hemd irgendwo in der Schule oder auf dem Schulhof unterwegs sind, und Gleichaltrige, die auf der Staße abhängen und ohne Helm auf ihren Ribbeln die Gegend unsicher machen. Überhaupt ist das Moped bzw. der Roller das Hauptverkehrsmittel hier. Ich hab gefragt: natürlich gibt es sowohl eine Helm- als auch eine Führerscheinpflicht (Altersgrenze ab 16 Jahre für Motorräder und ab 18 für Autos), aber da das ganze von der örtlichen Polizei nur sehr sporadisch kontrolliert wird hält sich da kaum einer dran.
Unsere Fahrt ging vorbei an Teakholzplantagen, kleinen Dörfern und an Reisfeldern. Asien wie aus dem Bilderbuch. Komplett mit Wasserbüffeln und allgegenwärtigen Hühnern. Die meisten Reisfelder sind um diese Jahreszeit – kurz Beginn des Monsuns – trocken und längst abgeerntet oder mit irgendwas anderem bepflanzt. Nur an einigen Stellen, wo es genug Wasser gibt, wächst grade die zweite Ernte Reis heran. Das Wasser muss man außerdem ohne viel Aufwand auf die Felder leiten können, denn aus dem Mekong raufpumpen ist nicht wirklich eine Option.
In Kuang Si waren wir offensichtlich nicht alleine. Auf dem Parkplatz vor dem Tor des Naturparks standen etliche Kleinbusse und ein Reisebus. Glücklicherweise ist das da aber alles sehr weitläufig und Menschenmassen sind wir zu diesem frühen Zeitpunkt – so gegen 10 Uhr – dort nicht begegnet. In Kuang Si gibt es Wanderwege am Bach entlang zu den Wasserfällen, Picknickplätze, Umkleiden für die Leute, die in den kleinen Tümpeln schwimmen wollen... joh - wenn man will kann man hier schwimmen. Ich tu sowas ja grundsätzlich nicht, in Kuang Si wäre es aber gefahrlos möglich. Das Wasser ist klar, voller Fische und hat aus der Entfernung eine milchig-blaue Farbe, was an dem hohen Kalkgehalt liegt. An den Wasserfällen haben sich regelrechte Sinterterrassen gebildet. Und das ganze befindet sich mitten im Dschungel. Einem wirklich schönen, wenn auch durch die Infrastruktur etwas weichgespülten, südostasiatischen Dschungel. Das einzige was fehlt sind Vögel. Man hört zwar ein paar Bartvögel im Blätterdach rufen, aber das war's auch schon. Selbst in Luang Prabang mit all seinen Parks und Grünflächen sind Vögel Mangelware, abgesehen von ein paar unentwegten Feldsperlingen. Ich war allerdings gewarnt, dass Laos nicht das Top-Ornithologen-Reiseziel sein würde. Bisher hat sich das bestätigt.
Am eigentlichen Wasserfall angekommen hat sich Saeng ne Pause gegönnt und ich bin auf einem der gut markierten Wege weiter nach oben durch den Dschungel spaziert bis zu der obersten Kante des Wasserfalls... um dort bestätigt zu finden, was ich schon wusste, nämlich das Wasserfälle von unten immer besser aussehen als von oben. War aber nicht schlimm, denn der Dschungelspaziergang entschädigte dafür. Was es leider auch nicht gab war Aussicht. Laos liegt, wie schon erwähnt, um diese Jahreszeit unter einem dichten Schleier von Rauch und Dunst.
Um kurz vor zwölf war ich wieder unten bei meinem Guide und es gab ein Picknick-Lunch. Anschließend sind wir wieder zurück zum Parkplatz spaziert. Allerdings, und damit kämen wir zum Foto des Tages, habe ich über eine wichtige Attraktion des Kuang Si Parks noch nicht erzählt. Direkt am Eingang befindet sich eine Auffangstation für asiatische Kragenbären, die an der laotisch-chinesischen Grenze beschlagnahmt worden sind. Kragenbären sind für die traditionelle chinesische Medizin sehr begehrt, weil ihre Galle irgendwelche Wirkungen haben soll. Deshalb werden sie in Südchina zu tausenden in engen Käfigen gehalten und ihre Galle abgezapft. Dieses Schicksal ist den zur Zeit über 40 Bären in Kuang Si erspart geblieben, aber einige sind doch für's Leben gezeichnet, denn die Tiere werden von Wilderern mit Fangeisen gefangen. Immerhin geht’s ihnen in Kuang Si leidlich gut, wie auch der zufrieden schlafende Bär auf dem Bild des Tages zeigt. Sie werden versorgt, haben Beschäftigung in Form von Spielzeug und Klettergerüsten und -bäumen und müssen sich um die Chinesen keine Gedanken mehr machen.
Am frühen Nachmittag waren wir zurück in Luang Prabang und ich habe erst mal Siesta gemacht, natürlich nicht, ohne meinem Handy zu sagen, dass ich um vier geweckt werden wollte. Danach habe ich mir in einer Wechselstube auf meine VISA-Karte laotische Kip besorgt. Frisch flüssig in lokaler Währung gab's dann nen Kaffee und ein Brownie im JoMa-Café, das in Laos und anderen Ländern Indochinas die Tradition französischer Cafés hochhält. Außerdem liegt es direkt an der Hauptstraße von Luang Prabang und man kann super Leute kucken.
Während ich so im Café saß hat sich auch die Sache mit den Geldautomaten von gestern geklärt. Ich hatte nämlich nen Anruf auf dem Handy mit Euskirchener Nummer. Die Kreissparkasse... *lach... was ich ja im Nachhinein betrachtet echt super finde, dass die da so gut auf mich und mein Geld aufpassen. Als nämlich gestern der erste Geldabhebe-Versuch aus Laos bei denen ankam sind dort sofort alle Alarmglocken angegangen und meine Maestro-Karte wurde automatisch gesperrt.
Morgen hat Saeng frei, denn ich habe meinen Tag zur freien Verfügung in Luang Prabang. Ich denke ich werde mir vom Hotel ein Fahrrad leihen und einfach ein bisschen durch die Stadt radeln.
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