12. Oktober 2023
Es gibt kaum eine meiner Reisen, die nicht ein Flugabenteuer beinhaltet. Die Luftfahrt ist nun mal mein wichtigstes Hobby und Interessensgebiet neben Natur-, Tier- und besonders Vogelbeobachtung. Klar also, dass ich auch auf meiner Japan-Reise was mit Fliegerei machen wollte und im Idealfall sollte das mit Plane Spotting kombiniert werden.
Japan ist auf Grund seiner Geographie für Flugreisen prädestiniert. Viele Berge, viele Inseln. Da hilft auch ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz inklusive Hochgeschwindigkeitszügen nur bedingt. Da ich das Bahnfahren hier in Japan in den letzten zwei Wochen ja schon sehr intensiv ausprobiert habe, ging’s heute an eine Tagestour per Flugzeug. Ich bin von Tokio Haneda, dem größten Flughafen Japans, nach Osaka Itami, dem Inlandsflughafen von Japans drittgrößter Stadt, geflogen und habe dort ein paar Stündchen gespottet. Natürlich hatte ich die Flüge und auch das Ziel im Vorfeld mit viel Bedacht ausgewählt. Erstens ist Haneda-Itami DIE Rennstrecke hier in Japan. Sowohl ANA als auch die Konkurrenz von Japan Airlines bieten stündlich mindestens einen Flug pro Richtung an, in der Regel mit Großraumflugzeugen. Ich hatte also schon im Frühjahr bei ANA einen Hinflug um 9:00 Uhr mit einer Boeing 787-8 und einen Rückflug um 15:00 Uhr mit einer Boeing 767-300ER gebucht. Leider hat ANA danach aber die Einsatzpläne geändert und es gab auf dem Hinflug eine 787-9, der gleiche Typ, mit dem ich auch aus Frankfurt nach Tokio geflogen bin.
Fliegen ist in Japan in mancher Hinsicht unkomplizierter als bei uns. Langes Warten an der Security? Fehlanzeige. Zwei bis drei Stunden vor Abflug vor Ort sein? Darüber würde man hier den Kopf schütteln. Ne dreiviertel Stunde reicht völlig, wenn man kein Gepäck aufgeben muss.
Erstaunt war ich allerdings doch, dass die Mehrzahl der Ansagen im Abflugbereich nur auf Japanisch gemacht wurden. Okay, die Anzeigetafeln waren auch in lateinischer und koreanischer Schrift, aber dass man nicht alles auch auf Englisch ansagt, das fand ich schon ungewöhnlich.
Der Flug nach Osaka-Itami war kurz und knackig, ne Stunde alles in allem. Schneller als Köln-London. Nach dem Start in Richtung Nordosten gab es eine geschmeidige Rechtskurve und damit auch einen tollen Blick auf den Flughafen Haneda, der auf einer Insel in der Bucht von Tokio liegt. Auf dem Weg nach Südwesten konnte ich auch den Fuji nochmal von oben sehen, allerdings ohne Schneekragen.
Nach der Landung bin ich mit dem Bus zum Itami Sky Park gefahren. Das ist ein Park und eine Besucherterrasse direkt am Zaun des Flughafens Osaka-Itami, mit tollem Blick auf das Vorfeld und die Piste. Die Flieger starten und landen einem direkt vor der Nase vorbei. Zuerst gab’s noch ein paar Wolken am Himmel, die immer wieder mal Schatten auf die Piste warfen, aber später hatte ich echtes Kaiserwetter.
Plane Spotting ist in Japan ne große Sache. Etliche andere Leute standen dort mit Kameras, allerdings war ich der einzige Europäer. Leider hat die Sprachbarriere Kommunikation mit den örtlichen Spottern weitestgehend vereitelt. Ein alter Japaner hat mir voller Stolz ein paar Fotoabzüge gezeigt und sogar einige geschenkt und er war auch sichtlich stolz, dass er „Boeing 787“ richtig ausgesprochen hatte. Ich hab ihm ein paar Chocolate Cookies angeboten. Das war das mindeste, was ich tun konnte, und leider auch das meiste…
Rund dreieinhalb Stunden habe ich im Itami Sky Park Flieger gekuckt. Dann musste ich zum Bus und zurück zum Flughafen, um meinen Rückflug anzutreten. Zwölf Jahre war es her, dass ich zuletzt in einer 767 gesessen hatte. In Europa ist dieser Flieger mittlerweile selten geworden. Deshalb hatte ich mich auf den Flug mit der 767 von ANA echt gefreut und ihn auch ganz bewusst gebucht. Ich wurde nicht enttäuscht. Die 767 ist ein feines Gerät und ich hatte einen super Sitzplatz, auf der linken Seite vor dem Flügel und dem Triebwerk, so dass ich ein freies Schussfeld zum Fotografieren hatte. Das hat sich auch maximal bezahlt gemacht. Nach dem Start in Itami müssen alle Flugzeuge eine Linkskurve fliegen, da in der Verlängerung der Piste sowie rechts davon Bergketten aufragen. Da wir aber ja nach Nordosten in Richtung Tokio wollten, bedeutete das für unseren Flug eine 270 Grad-Kurve im Steigflug… mit einem geradezu dramatischen Blick nach unten auf den Flughafen. Einfach nur Klasse.
Der Rückflug war so kurz und knackig wie der Hinflug. Der Fuji hatte sich zwar wieder in Wolken gehüllt, aber der Anflug über die Bucht von Tokio in der langsam sinkenden Sonne war ein Erlebnis für sich. Sieht man im Bild des Tages. Ich habe dann noch ein halbes Stündchen, bis es zu dunkel wurde, auf der Zuschauerterrasse auf dem Terminal 2 in Haneda gespottet und mir dann am Flughafen ein frühes Abendessen organisiert. Ich hab mir gedacht, dass ich, wenn ich schon mal im Flughafen bin, in einem der zahlreichen Restaurants was essen kann. Ich war für einen Moment in Versuchung im British Pub einzukehren, aber dann hat doch die Neugier gesiegt und ich bin in einem japanischen Tempura-Restaurant gelandet. Bei der Tempura-Zubereitung werden die Lebensmittel mit Reismehl und Ei paniert und dann frittiert. War echt lecker.
Für morgen weiß ich noch nicht, was ich mache. Ich werde es wohl vom Wetter abhängig machen. Entweder ausgiebiges Plane Spotting hier in Haneda oder nochmal mit dem Zug in die Stadt. Das wird sich entscheiden, wenn ich morgen früh die Vorhänge aufziehe.
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