18. Juli 2017

Heute war unser Inseltag... es hat sich nämlich in den letzten drei Jahren, wenn ich mit meinen Eltern op jöck war, so ergeben, dass wir eine Nacht auf einer eher abgelegenen oder zumindest nicht so leicht erreichbaren Insel waren. Vor zwei Jahren war das The Holy Island of Lindisfarne, letztes Jahr war's Iona und dieses Jahr ist es Inishmore, die größte der Aran Islands, die am Eingang der Bucht von Galway liegen.
Nach dem Frühstück sind wir von Galway an der Küste entlang nach Rossaveal gefahren, von wo die Fähren zu den Aran Islands ablegen. Hier war echt die Hölle los, denn die Aran Islands sind ein beliebtes Ausflugsziel vor den Toren von Galway, erst recht, da die Überfahrt nur 45 Minuten dauert.
Ich habe meine Eltern am Fährterminal abgesetzt, den Passat auf den Parkplatz gebracht, und dann sind wir, nur mit Übernachtungsgepäck zu Fuß auf's Schiff. Zu den Aran Islands gibt es nämlich keine Autofähren, und wenn man dort erst mal ist, dann weiß man auch wieso. Die Straßen hier sind nämlich eng und verwinkelt und von Steinmauern gesäumt. Auf Inishmore, das grade mal 31km² groß ist, gibt es 7000 Meilen an Steinmauern. Wenn alle Touris mit Autos hierher kämen, dann wäre die Insel ein einziger Stau. Deshalb muss man eben mit der Personenfähre übersetzen. Das heißt aber nicht, dass Inishmore und die anderen Aran Islands autofrei wären. Es gibt hier Shuttlebusse, mit denen man sich über die Insel chauffieren lassen kann. Als weitere Fortbewegungsmittel stehen außerdem Mietfahrräder zur Verfügung und man kann sich ne Kutsche mieten. Ein Fahrad mieten wäre für mich nicht mal eine Option gewesen, wenn ich alleine hier gewesen wäre. Dafür geht’s hier zu sehr bergauf und bergab, ist zu windig und letztlich auch zu weitläufig. Mit der Kutsche braucht man viel Zeit, und wir hatten ja nur einen halben Tag für die Erkundung der Insel.
Gegen elf war unsere Fähre in Kilronan, dem Hauptort von Inishmore. Wir haben zuerst unser Gepäck zum Quartier gebracht, das nur 200m vom Fähranleger entfernt ist. Leider konnten wir noch nicht auf die Zimmer und so sind wir erst ein bisschen in den Ort spaziert und haben uns bei Spar ein Mittagspicknick zuammengestellt.
Nach der Mittagspause haben wir uns mit einem der zahlreichen Shuttlebusse nach Dun Aengus bringen lassen. Dun Aengus ist ein prähistorisches Hügelfort, das in 100m Höhe auf den Klippen thront, die die Südwestküste von Inishmore bilden. Die ältesten Teile der Anlage, der innere Kreis, stammen aus der Bronzezeit und sind damit ca. 3000 Jahre alt. Wahrscheinlich war die Anlage ursprünglich mal kreisförmig, bevor Teile mit abbrechenden Klippen in den hundert Meter tiefer wogenden Atlantik gestürzt sind. Die äußeren Ringe stammen aus der Eisenzeit und sind immerhin noch zwischen 1500 und 2000 Jahre alt. Die Bezeichnung Hügelfort ist zwar naheliegend, aber die Lage von Dun Aengus lässt eher auf eine religiös-zeremonielle Funktion als auf eine militärische schließen.
Der Aufstieg nach Dun Aengus vom Visitor Center dauert rund 20 Minuten. Da es dabei ziemlich bergauf und auch über steinige und felsige Wege ging, hat meine Mutter auf den Weg verzichtet und ich war mit meinem Vater alleine dort oben... wobei... „alleine“ passt nicht so wirklich, denn als Haupttouristenattraktion von Inishmore war Dun Aengus sehr gut besucht und wir waren dort alles andere als alleine.
Um halb drei waren wir wieder unten, wo uns wenig später der nächste Driver-Guide in seinen Kleinbus lud und die Inselrundfahrt weiterging. Apropos „Driver-Guide“... Da muss ich noch mal kurz zurück an den Anfang des Tages kurz nach unserer Ankunft auf Inishmore. Die Art, wie die Fahrer der Shuttlebusse hier um Kunden werben, hatte etwas stark orientalisches. Man hat sich kaum getraut, nein zu sagen. Dabei ist der Preis eigentlich einheitlich: 15 Euronen pro Person für die standardisierte Inselrundfahrt. Ich war jedenfalls alles andere als erbaut. Unser zweiter Fahrer stellte sich darüber hinaus auch als einer jener aufdringlichen Driver-Guides heraus, die wir morgens noch mit viel Willenskraft stehen gelassen hatten. Heute nachmittag entpuppte er sich dann aber doch als freundlich und mit viel Wissen über die Insel.
Gegen viertel nach vier waren wir wieder in Kilronan und meine Mutter hat dann noch ein bisschen Aran Islands-Stricksachen geshoppt. Anschließend gab's ne kleine Pause und um halb sieben kam uns der Shuttlebus abholen, der uns zum Restaurant gefahren hat. Unser Guesthouse hat zwar theoretisch auch ein Restaurant und ne Bar, aber die sind heute beide geschlossen, denn der Koch hat am Wochenende geheiratet. War zwar jetzt ein bisschen umständlicher für uns als ich es mir vorgestellt habe, aber das Essen in dem anderen Restaurant war topp.
Wir haben auch heute den Abend mit Herzblättchenspielen auf der Terrasse unseres  Quartiers ausklingen lassen. Jetzt ist es viertel nach zehn und ich bin reif für die Heia. Weiß auch nicht warum, aber ich bin schon den zweiten Abend hier so richtig müde. Mag an der Seeluft liegen.
Das Bild des Tages ist heute eine Detailaufnahme der innersten Mauer von Dun Aengus, die wie die gesamte Anlage als Trockenmauer konstruiert wurde. Morgen fahren wir schon um viertel nach acht mit dem Schiff zurück auf's irische Festland und dann geht’s durch Connemara...

 

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