1. August 2018
Heute war ein ziemlich langer Tag mit viel Fahren. Da zahlt es sich schon aus, mit Guide und Fahrer in nem Toyota SUV unterwegs zu sein... Um halb neun war Abfahrt und es ging durch das südliche Zentral-Java rund 80km nach Solo (auch als Surakarta bekannt, aber ich hatte ja schon was zum Hang der Indonesier, Abkürzungen zu benutzen, erzählt). Die Fahrt ging zu erst noch über die Landstraße. Ich muss sagen: eine vergleichbare Gegend habe ich bisher noch nicht gesehen. Es ist schon ziemlich dicht besiedelt, und oft reiht sich Dorf an Dorf entlang der Straße. Und es wird Landwirtschaft betrieben – auf jedem freien, sprich nicht bebauten, Flecken Erde. Selbst in den Ortschaften sieht man auf nem freien Grundstück zwischen zwei Häusern ein Reisfeld. Und hier wächst echt alles... Nanang hatte mir erzählt, dass man drei Reisernten im Jahr einbringen kann. Darüber hinaus wird aber auch vieles andere angebaut: Mais, Erdnüsse, Maniok, Chilis, Tomaten, Bohnen, Sojabohnen, Zuckerrohr. Später sind wir an den Hängen des Lawu, eines weiteren Vulkans, an großen Teeplantagen vorbeigekommen. Außerdem werden dort, in dem gemäßigteren Klima auf einer Höhe so ab 800m, auch Weißkohl, Schalotten und Frühlingszwiebeln angebaut.
Erste Besichtigungsstation war heute der Mangkunegaran-Palast, in dem seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die Herrscher von Surakarta, das in einer ständigen Konkurrenz zum benachbarten Yogyakarta stand, lebten. Im Gegensatz zum Sultan von Yogyakarta, der heute die Funktion eines indonesischen Provinz-Gouverneurs hat, hat der Herrscher von Surakarta heute nur noch repräsentative Aufgaben. Ähnlich wie der Sultanspalast von Jogja, ist auch der Palast in Solo ein gutes Beispiel für javanische Herrschaftsarchitektur. Riesige Sääle und hohe Türme sucht man vergeblich. Im Innenhof gibt es (genau wie in Jogja auch) eine nach allen Seiten offene Halle, wo immer ein Lüftchen weht, und es sich auch in der heißen Jahreszeit ab Oktober gut aushalten lässt. Hier fanden Empfänge statt und hier spielte das Palastorchester traditionelle indonesische Musik. Die Bezeichnung für so ein indonesisches Orchester ist Gamelan, und ich hatte mich ja schon vor ein paar Tagen bei meiner Dorferkundung bei Borobudur, selber mal im Musikmachen versucht. Heute gab es im Palast in Solo auch eine Gamelan-Vorführung und dazu traditionellen indonesischen Tanz. Womit wir beim ersten Bild des Tages wären. Die Tänze sind – nachdem, was ich gesehen und von meinem Führer im Palast (richtig, Nanang hatte wieder frei) erfahren habe – sehr formal und erzählen Geschichten von Liebe oder auch vom Krieg. Es kommt auf jede Hand-, Fuß- und Fingerbewegung an und man muss schon einiges üben, bevor das ganze nach was aussieht. Tanz lässt sich jetzt auf Fotos nicht wirklich gut darstellen, aber ich wollte Euch trotzdem heute die beiden Tänzer in einer Fechtszene zeigen. Ich glaube, man kann schon erkennen, worum es geht.
Nach der Führung durch den Palast gab es in einem Restaurant Mittagessen, das aber heute nur okay war und nicht an meine mittlerweile etwas verwöhnten Ansprüche an die indonesische Küche herankam. Anschließend habe ich ein Batik-Museum gezeigt bekommen, das zu einer der größten Batik-Firmen in Solo gehört. Auch hier hat eine Mitarbeiterin der Firma die Führung gemacht, während Nanang und Juwang (mein Fahrer) gewartet haben. Das Museum, in dem der Besitzer der Firma seine Sammlung mit tausenden von Batik-Stücken zeigt, war ziemlich interessant, und ich habe zum Beispiel erfahen, dass es bis zu drei Jahre dauern kann, bis so ein Stoff fertig gebatikt ist. Schön aussehen tat es auch... Und es wurde zu meiner Überraschung keine Werbeverkaufsschau draus gemacht. Na klar, gab es den zur Firma gehörigen Laden, aber mir wurde nichts angeboten, geschweige denn aufgedrängt. Sehr angenehm.
Nach dem Batik-Museum sind wir noch raus auf's Land gefahren, oder um genauer zu sein zum Berg. Der Lawu ist im Gegensatz zum Merapi kein potentieller Killervulkan und es gibt nur Aufzeichnungen über dezente vulkanische Aktivität im Jahr 1885. Die fruchtbare Erde bietet der Berg aber bis in weit über tausend Meter Höhe und entsprechend gibt es dort viel Landwirtschaft. Dörfliches Leben auf dem Vulkan. Halbstarke fahren ohne Helm Motorroller, Bauern arbeiten auf Gemüsefeldern, und abends spielt die Mannschaft von Dorf A gegen die Mannschaft von Dorf B Fußball, und der Eintritt bei so ner Veranstaltung kostet laut Juwang 5000 Rupien (umgerechnet 30 Euro-Cent). Auf knapp einem Drittel der Höhe des Berges, der Lawu ist 3265m hoch, gibt es drei hinduistische Tempelanlagen aus dem 15. Jahrhundert zu sehen, also aus einer Zeit, als der Großteil von Java schon muslimisch war. Zwei von diesen Tempeln haben wir uns heute angekuckt. Vor allem die Lage am Berghang ist beeindruckend, aber ansonsten sind die Tempel kein Vergleich mit Prambanan.
Eigentlich sollte heute der Lawu das Bild des Tages sein, aber dann hatten sich heute am späten Nachmittag die Wolken soweit gelichtet, dass im Schein der untergehenden Sonne die Silhouetten des Merapi (links) und des Merbabu (rechts) erschienen. Nachdem ich jetzt drei Tage hinter dem Merapi her war, gab es damit keine Frage mehr, was das zweite Bild des Tages sein würde.
Morgen muss ich um 6 aufstehen, denn wir fahren um 7 Uhr mit dem Taxi zum Bahnhof und dann mit dem Zug in den Osten der Insel. Wir, das heißt Nanang und ich. Juwang ist mit dem Auto und dem Gepäck heute schon gefahren und ich habe hier nur den Rucksack mit dem Übernachtungsgepäck und allem was ich für nen Abend so brauche.
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