26. Juli 2018

Mein zweiter – und auch schon letzter Tag im Ujung Kulon Nationalpark... Ich hatte trotz der rustikalen Umstände gut geschlafen. Frühstück war für halb acht vereinbart... sehr christlich finde ich. Black ist hier nicht nur mein Tourguide, sondern auch der Koch, und das Frühstück war sehr umfangreich, so dass ich es nicht komplett geschafft habe... Omlett, drei Scheiben Toast, Käse, indonesische Nuss-Nugat-Creme (die ich natürlich probiert habe, denn ich wollte ja wissen, wie die lokale Antwort auf Nutella schmeckt), und zwei Pancakes samt Schokoglasur im Tütchen, O-Saft und Kaffee... da kann man nix sagen... überhaupt werde ich hier sehr gut und sehr reichhaltig verköstigt...
Pünktlich um acht sind wir zum Festland übergesetzt, wieder in Begleitung des Rangers, und außerdem war noch ein junger Indonesier mit dabei, der mir als Student (leider habe ich seinen Namen fast sofort wieder vergessen) vorgestellt wurde und ich dachte, dass er der Ranger in Ausbildung sei... Drei Personen als Begleitung auf der heutigen Dschungelwanderung, plus die drei Mann Besatzung auf dem Boot, ganz schön viel Aufhebens um mich.
Heute morgen stand Dschungeltrekking an. Rund vier Stunden sollte die Tour dauern. Ich hatte auf Blacks Anraten extra die langen Hosenbeine montiert, und wer war dann der einzige, der locker-flockig mit Boardshorts und weißem Polohemd auf die Tour ging? Mein Guide... *lach...
Ich habe inzwischen etliche Dschungelwanderungen und -trekkings hinter mir, in Mittelamerika, am Amazonas, in Afrika. Aber heute fühlte ich mich sehr stark an meine Tour 2010 im Taman Negara Nationalpark in Malaysia erinnert. Das ist nämlich auch hier ein richtig schöner Wald. Die Sonne schien durchs Blätterdach und zeichnete mit Licht und Schatten Muster auf den Waldboden. Die unglaubliche Vielzahl von Braun- und Grüntönen, die dieser Wald bei Sonnenschein bietet, kann sich kein Maler ausdenken. Einfach fantastisch. Der Wind rauschte in den Baumwipfeln, Vögel sangen und ließen sich bis auf einige ganz wenige Ausnahmen nicht blicken. Eine der rühmlichen Ausnahmen waren die Nashornvögeln, von denen es hier mehrere Arten in unterschiedlichen Größen gibt, und die beim Fliegen, wenn ihnen die Luft durch die Schwungfedern streicht, ein Geräusch wie ein Hubschrauber machen.
Auch ansonsten haben wir, bis auf eine flüchtige Begegnung mit einem Trupp Langschwanzmakaken, keine anderen Tiere gesehen. Da hatte ich schon mit gerechnet, denn bis auf die Gorilla-Safari, wo die Tiere quasi garantiert sind, sind Dschungelwanderungen nicht unbedingt optimal zur Tierbeobachtung (und auch in Uganda haben wir damals außer den Gorillas nix gesehen).
Ein großer Vorteil des Dschungels hier, besonders jetzt in der Trockenzeit, ist, dass der Wald nicht versucht, einen aufzufressen. Stechende Insekten waren (ähnlich wie in Malaysia) weit und breit keine zu sehen... sehr angenehm.
Was es allerdings zu sehen gab, das waren die Spuren der Tiere. Der Ranger-Pfad, auf dem wir uns bewegten, war eine Nashorn-Straße. Auch heute gab es leider, aber nicht unerwartet, kein Nashorn zu sehen, aber die Fußspuren waren all gegenwärtig und an einigen Stellen musste man aufpassen, da nicht reinzutreten. Vorsicht, Stolperfalle. Es ist nicht ganz leicht, sich vorzustellen, wie sich diese bis zu über einer Tonne schweren Tiere in dem nicht ganz einfachen Gelände bewegen, Bachläufe queren und Berghänge meistern. Aber offensichtlich tun sie das und wahrscheinlich deutlich behender als wir Zweibeiner heute.
Die Nashorn-Pfade sind auch bei anderen Tieren sehr beliebt und so begegnet man immer wieder Spuren von Bantengs, Hirschen, Wildschweinen... und Leoparden. Da wurde es dann wirklich spannend, als wir die noch frischen Scharrspuren und die Köttel von einem Leoparden fanden, die auf jeden Fall vom heutigen Morgen stammten. Die Scharrspuren waren so frisch, dass noch kein Blatt Zeit gefunden hatte, auf die freigescharrte Stelle zu fallen. Gesehen haben wir den Leoparden leider nicht, aber ich bin sicher, dass er uns an einem bestimmten Zeitpunkt unserer Wanderung genau im Blick hatte.
Während einer der Pausen, die wir gemacht haben, bin ich ein bisschen mit dem "Student" ins Gespräch gekommen, oder eher gesagt er mit mir. Die Indonesier, denen ich bisher begegnet bin, sind alle sehr freundlich, aber leider ist die Sprachbarriere recht hoch, denn man kann sie teilweise einfach schlecht verstehen. Jedenfalls war das Kaffeebonbon, das er mir anbot, der Gesprächsöffner, und dann kamen sehr schnell die Standardfragen... wo man herkommt, ob man alleine unterwegs ist, wie's mit der Familie aussieht, was man beruflich macht... und natürlich geben die Leute genauso bereitwillig Antwort auf meine Fragen, wie sie keine Hemmungen haben, mich zu löchern. Also, der "Student" war kein Ranger-Lehrling, sondern wirklich Student der Forstwissenschaft (an der Uni in Bogor, wenn ich mich recht entsinne) und plante, wie es schon mehrere seiner Kommilitonen gemacht hatten, für ein Jahr nach Göttingen studieren zu gehen, und nach dem Studium für die Nationalparkverwaltung in Indonesien zu arbeiten... kannste mal sehen...
Zum Mittagessen waren wir wieder in der Lodge und ich wollte eigentlich gemütlich auf dem Deck vor meinem Quartier speisen, aber da hatte ich die Rechnung ohne die Langschwanzmakaken gemacht. Die hatten dann, während ich gerade meine Teller hinter den vergitterten Teil der Veranda in Sicherheit brachte, nichts besser zu tun als die beiden Flaschen mit Ketchup und indonesischer Chilisauce zu klauen... Black hatte mich zwar vor den Affen gewarnt, aber ich hätte nicht gedacht, dass die die verschlossenen Flaschen vom Tisch mopsen. Ich hoffe nur, diese Scheißprimaten haben heute abend feurigen Stuhlgang von der Chilisauce... *grummel... Black hat mich ziemlich ausgelacht, als er das Geschirr abholen kam, und hat heute abend auch nicht vergessen, noch mal Salz in die Wunde zu streuen, als er mir das Abendessen mit den Worten "No sauce tonight... that is lost" hinstellte...
Nach dem Mittagessen gab's Siesta. Eigentlich wäre für heute Schnorcheln angesetzt gewesen, aber da ich ja nicht ins Wasser gehe, sind wir nach der Mittagspause gegen vier Uhr noch mal zum Festland rüber und haben an der gleichen Stelle wie gestern wieder Bantengs und die Pfauen beobachtet (und ich hatte die leise Hoffnung, dass das Safariglück mir doch noch im Übermaß hold wäre und ein Nashorn auf die Lichtung treten würde)...
Zum Abschluss des Tages gab es wieder Sonnenuntergang an der Anlegestelle, wo auch das erste Bild des Tages entstand. Black sitzt auf dem Steg und flitscht mit dem Handy – nein, Empfang gibt es hier auch mit indonesischer SIM-Karte nicht – und unser Boot dümpelt im Sonnenlicht.
Das zweite Bild des Tages habe ich dann direkt nach der nassen Landung auf Peucang Island gemacht... ein Riesenflughund. Zu Riesenflughunden hatte ich ja gestern schon was erzählt. Leider etwas pixelig, weil ich mit hoher ISO-Zahl in der fortgeschrittenen Dämmerung fotografieren musste.
Nach dem Abendessen habe ich mit Black noch ein bisschen über Gott und die Welt und vor allem über das Schwein als Nutz- und Jagdtier erzählt... während die Wildschweine immer wieder mal an der Veranda vorbeispazierten um zu kucken ob wirklich nix vom Abendessen runter gefallen war. Danach haben wir noch eine kleine Geckosafari hier um die Gebäude gemacht... hier gibt es nämlich kleine Geckos (genannt Tchiktchak) und richtig große, ca. 20 cm lange, rotgepunktete Geckos, die ich Euch dann hoffentlich bald auf Frantis World präsentieren kann.
Morgen ist wieder um halb acht Frühstück und um acht heißt es Abschied von Ujung Kulon zu nehmen... Dann geht es mit dem Boot zum Krakatau und nachmittags zurück nach Jakarta.
Mist... schon wieder zwei Seiten voll...

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