7. April 2023
Heute war Dschungelwanderung angesagt, und nach 17km über Stock und Stein, durch Tropenwald, Trockenwald und Elefanengrasdickicht bin ich platt.
Um kurz vor halb acht war Start. Mit dabei waren Sigrid und Gudrun, zwei Schwestern aus Wien, wobei Sigrid aber schon lange am Ammersee in Bayern wohnt. Khagendra war der Guide und er hatte noch nen Kollegen dabei.
Mit dem Jeep des Hotels wurden wir zum Ufer des Rapti gefahren, mit dem Kanu dann auf die andere Seite gestakt und von da an ging es per pedes los. Khagendra hat vorher noch ne kurze Einweisung gegeben, wie wir uns verhalten sollten, wenn wir eine unangenehme Begegnung mit einem der vier potentiell gefährlichen Tiere in Chitwan haben, Panzernashorn, Lippenbär, Tiger und Elefant. Am besten war der Tipp zum Elefanten. „You can’t do anything. Just run. But we try to stay 100 to 200m away.“ Ah ja… *lach…
Die Wanderung führte heute durch die unterschiedlichsten Vegetationsgebiete des Chitwan-Nationalparks. Was das angeht, ist Chitwan super vielseitig und kann echt mit dem Krüger-Nationalpark mithalten. Am angenehmsten geht es sich eigentlich im Tropenwald. Da ist es durch das viele Grün kühl, und morgens und abends sogar echt frisch. In den freieren Gebieten, Gras- und Marschlandschaft wird die Sonne so ab 11 Uhr spätestens echt unbarmherzig. Aber hilft ja nix. Muss man durch.
Wir hatten alle ein Lunchpaket vom Hotel mitbekommen und ich hatte insgesamt 3l Wasser eingepackt, und habe die auch echt komplett gebraucht. Wobei es jetzt nicht so war, als wären wir am Stück 17km durch den Park gelatscht. Es gab immer wieder kurze und insgesamt vier längere Pausen. Einen nicht unerheblichen Teil der Strecke haben wir auf den Jeep-Tracks zurückgelegt, die übrigens auch die Tiger gerne nutzen um ihre Reviergrenzen zu patrouillieren. Den Rest der Zeit waren wir auf Trampelpfaden unterwegs, in der Regel die Pfade, die die Nashörner machen. Das ging manchmal mitten durch die Elefantengrasdickichte, die zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Nashörner gehören. Hier habe ich dann einige hundert Meter – ganz karfreitaglich – mit Blut erkauft. Das Elefantengras ist nämlich mies scharf und ich habe mich ein paar mal an den Unterarmen geschnitten.
Wieder einmal durfte ich feststellen, was für ein super Guide Khagendra ist. Nicht nur, dass er nen super Überblick über den Verlauf und die Taktung des Tages hatte und die Ruhe selbst ist, er weiß halt auch einfach total viel. Da ich sowieso schon einiges zu schleppen hatte, musste beispielsweise das Vogelbestimmungsbuch im Hotel bleiben. Gebraucht habe ich es auch nicht. Dafür hatte ich ja Khagendra, der so gut wie alles, was hier fleucht, direkt bestimmen kann.
Was natürlich kein Guide beeinflussen kann, das ist Safari-Glück. Heute hatten wir keines. Okay, es gab viele Vögel zu sehen und es sind auch wieder etliche neue Arten auf meiner Nepal-Liste gelandet, aber das Wild machte sich rar. Ein paar Chitals am Beginn und Ende des Tages waren beinahe alles. Der Tiger ließ ebenso auf sich warten wie Lippenbär und Elefant, und selbst die Nashörner, die in den letzten drei Tagen ne echte Bank waren, schienen heute Betriebsversammlung zu haben. Und dabei waren wir am Nachmittag schon in einem der Nashorn-Schwerpunktgebiete des Parks unterwegs.
Khagendra war spürbar angefressen, und dann ziemlich erleichtert, als wir kurz vor Feierabend noch zwei Nashörner entdeckten. Allerdings waren die weit weg und im recht hohen Gras. Aber immerhin haben Sigrid und Gudrun welche zu sehen bekommen und ich habe die beiden getröstet, dass sie auf ihrer morgigen Jeepsafari bestimmt welche zu Gesicht bekommen. Nach allen Erlebnissen der letzten drei Tage, habe ich mir aber nicht mehr die Mühe gemacht, die letzten beiden Nashörner dieser Reise auf die Speicherkarte zu bannen. Morgen geht es weiter nach Westen, nach Pokhara.
Beim Abendessen, das ich zusammen mit meinen Wandergefährtinnen von heute eingenommen habe, bin ich auch einem bekannten Gesicht begegnet. Mein Fahrer Surat ist nämlich schon hier und er hat – ohne dass ich danach fragen musste – die Abfahrtszeit auf gnädige 8 Uhr angesetzt.
Als Bilder des Tages bekommt Ihr heute – in Ermangelung von Tierfotos, die meinen Vorstellungen gerecht werden – zwei Landschaftsansichten aus dem Chitwan-Nationalpark, so dass Ihr Euch ein bisschen besser vorstellen könnt, wie das hier aussieht, und durch welche Szenerien ich heute gewandert bin.
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