4. Oktober 2008

„Zurück zu den Anfängen“ war heute das Motto des Tages. Ich bin nach Ischia gefahren, wo vor 35 Jahren meine Weltenbummler-Karriere begonnen hat. Viereinhalb war ich damals und deshalb heute sehr gespannt, was passieren würde und ob irgendwelche Erinnerungen wiederkommen würden.
Mit dem Schiff kommt man nach Ischia und als ich dann am Hafen von Neapel stand und ein Fährticket für mich und den Fiat Punto lösen wollte, habe ich fast eine Rolle rückwärts gemacht, als ich gehört habe, dass der Spaß 52 E-Uro kosten sollte - für EINE Strecke. Hmmmmmm – was tun? Ischia ausfallen lassen? Unmöglich. Also Auto am Hafen parken (10 E-Uro) und dann per Aliscafo, einem der hier zahlreich verkehrenden Schnellboote, nach Ischia (32 E-Uro, hin und zurück). Die Erinnerungen? Unbezahlbar. Die Sonne lachte über einem aufgewühlten Golf von Neapel aber ich habe die Überfahrt an Deck des Schnellbootes gut vertragen. Gut ne Stunde dauert die Überfahrt, die Entfernungen sind also schon recht groß, und das war mir überhaupt nicht so klar. Verständlich also, wenn die Preise entsprechend sind. Das ist schon ne Ecke mehr als von Calais nach Dover.
Auf der Insel kommt man in Ischia Porto an. Der Hafen ist ein alter Vulkankrater, fast rund, mit einer kleinen, durch Molen geschützten Einfahrt und als wir dort anlegten ging’s mir auf. „Das kommt mir bekannt vor.“ Unglaublich, oder nicht? Nach fünfunddreißig Jahren. Und ich weiß sicher, dass ich mich nicht einfach nur an ein Foto von damals erinnere. Der Hafen kam mir heute allerdings echt klein vor. Verständlich, wenn man weiß, dass ich selber bei meinem ersten Besuch viel kleiner war und deswegen alles größer wirkte. So ähnlich ging’s mir übrigens auch 1991 am Piccadilly Circus in London, nachdem ich 14 Jahre vorher das erste Mal dort gewesen war.
Ohne Auto hieß es also Bus fahren. Ich bekam problemlos nen Fahrplan und eine Touristenkarte der Insel beim Informationsbüro und eine Tageskarte für alle Busse der Insel am Busbahnhof von Ischia Porto (oder was man da so Busbahnhof nennt)... Naja – und dann fuhr ich Bus. Erst mal nach Lacco Ameno, wo es oberhalb des Ortes griechische Ausgrabungen geben sollte, von denen meine Oma noch nach vielen Jahren erzählte. Die waren natürlich zu, als ich um kurz vor eins mittags dort aufschlug. Siesta – dabei war heute trotz Sonnenschein weitgehend Jackenwetter. Und was soll man sagen? Die machten um FÜNF (!) erst wieder auf. Echt passend, wo mein Schnellboot zurück um 16:40 wieder ablegen sollte. Also wollte ich erst mal mit dem Bus wieder runter ins Dorf fahren. Also wurde gewartet, ne gute Viertelstunde. Dann kam ein Bus. Offiziell sollen die alle halbe Stunde spätestens kommen, aber das ältere deutsche Ehepaar, das mit mir wartete, machte nen echten Freudentanz als der Bus kam, denn die hatten schon fast ne Stunde an der Haltestelle gestanden. In Lacco Ameno hab ich mir dann nen Caffé latte und zwei italienische Teilchen gegönnt. Mit leerem Magen wieder auf’s Schiff hielt ich für keine so gute Idee. Und dann habe ich wieder auf nen Bus gewartet, der nach über ner halben Stunde endlich auftauchte. In Ischia Porto wollte ich dann umsteigen in den Stadtshuttle nach Ischia Ponte, um das aragonesische Kastell zu besichtigen. Die hatten nämlich durchgehend geöffnet. Aber nach dem ich dort auch wieder ne gute halbe Stunde auf den nächsten Bus warten musste habe ich mir, endlich in Ischia Ponte angekommen, die Besichtigung gespart. Oh – ich vergaß zu erwähnen, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits in den dritten Gewitterschauer geraten war. Zu dem Zeitpunkt rückte schon die Abfahrtszeit des Bootes näher und ich habe – nach einer für ischianische Verhältnisse angemessenen Wartezeit (ca. fünfzehn Minuten) den Bus zurück zum Hafen genommen. Besichtigungen gab’s also keine. Oh – doch! Eine. Ich war nämlich noch im Jolly Hotel Ischia Grand Albergo delle Terme, wo ich damals mit der Oma gewohnt habe. Da hatte ich natürlich keine Erinnerungen mehr dran, und das Foyer ist bestimmt auch in den letzten 35 Jahren mehr als einmal renoviert worden. Aber ein Foto vom ersten Hotel meines Lebens musste sein.
Am Hafen hatte ich dann noch etwas Zeit und habe einfach die Stimmung genossen. Immer wieder kam die Sonne raus und dann ist es da echt schön. Wenn das jetzt so klang, als hätte ich keinen so guten Tag gehabt, dann stimmt das absolut nicht. Es war klasse. Vor allem, dass ich noch das Gefühl hatte für die Stimmung da und die ferne Erinnerung an diesen Hafen, der mich nach den Aussagen von Oma Käte damals wesentlich mehr begeistert haben muss als der Sandstrand und die eigens vor Ort angeschafften Schaufeln und Förmchen.
So – bis auf den Vesuv ist damit das Pflichtprogramm der Tour durch – und für den habe ich ja jetzt noch zwei Tage Zeit. Da wird wohl einer mit akzeptablem Wetter dabei sein. Bild des Tages heute ist natürlich der Hafen von Ischia Porto. War doch klar :-) Der sieht übrigens auf dem Bild, bedingt durch die Weitwinkelaufnahme, deutlich größer aus, als er in Wirklichkeit ist.

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