29. September 2008
Mein zweiter Tag in Neapel – so langsam bekomme ich ein Gefühl für die Stadt. Als Fußgänger ist der Verkehr echt nicht so dramatisch. Man muss nur dran denken, dass man sich an keine Regeln hält. Und mit der Zeit hat man dann auch ein Gespür dafür, vor welches Auto man sich werfen kann und welches man besser durchlässt.
Nach dem Frühstück habe ich erst mal in und um den Bahnhof Erkundigungen nach meiner Mietwagenstation für morgen eingezogen und ich denke ich bin fündig geworden. Ab morgen bin ich dann motorisiert und werde beginnen, die Gegend zu erobern. Heute aber noch mal, wie erwähnt, ein Tag zu Fuß – weitgehend zumindest.
Zuerst ging’s ins Archäologische Nationalmuseum. Dort sind unter anderem die Funde aus Pompeji und Herculaneum ausgestellt und man kriegt schon einiges an römischer Antike um die Ohren gehauen, auch wenn so rund ein Drittel des Museums wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Ich habe mich am Einlass direkt entschlossen, eine „Campania ArteCard“ zu erstehen. Die gilt sieben Tage und man hat in allen angeschlossenen Sehenswürdigkeiten, inklusive Pompeji, Herculaneum und Paestum freien Eintritt – und das alles für nur 28 Euro. Von denen habe ich heute direkt elf schon reingeholt, denn das Nationalmuseum kostet sonst 6,50 Euro und der neapolitanische Königspalast wäre noch mal mit 4,50 zu Buche geschlagen. Ich denke am Ende der Tour werde ich auf diese Weise ein gutes Geschäft gemacht haben.
Nach dem Museum ging’s dann die Via Toledo runter zur Piazza del Plebiscito und dem Palazzo Reale. Neapel ist nicht so wirklich groß und man findet sich relativ schnell gut zurecht. Heute ist Montag und von der gestrigen Gemütlichkeit ist nicht mehr viel übrig geblieben. Heute tobte hier in der Innenstadt das Leben. Offiziell ist zwar der untere Teil der Via Toledo Fußgängerzone, aber das kümmert die Vespafahrer wenig. Nach dem Königspalast bin ich der Empfehlung meines Lonely Planet gefolgt und habe die Walking Tour auf den Monte Echia gemacht. Die zwei Stunden, die dafür laut Buch vorgesehen waren, braucht man aber nur, wenn man an jeder Ecke stehen bleibt und sich jedes Kirchelchen am Wegrand ankuckt. Nach ner halben Stunde war ich oben auf dem Aussichtspunkt im ältesten Teil Neapels mit tollem Blick auf Bucht und Berg. Von der Aussicht kriege ich echt nicht genug – obwohl der Vesuv heute im spätnachmittäglichen Licht nur unwesentlich freundlicher aussah als gestern. Danach ging’s wieder runter zur Uferpromenade mit noch einem Abstecher ins Castel dell’ Ovo, einer der neapolitanischen Festungen – in diesem Fall aus dem 12. Jahrhundert – die den Hafen und die Stadt schützen sollten. Wieder ein schöner Blick auf Bucht und Berg - ich mag Neapel. Zum Schluss des Besichtigungstages habe ich mir dann allerdings ne Busfahrt zurück zur Piazza Garibaldi gegönnt. Zum Ausklang des Tages gab’s dann Calamari e Gamberi friti in einem der Restaurants um die Ecke. Das Leben ist echt gut hier – die Calamares sind frisch und der ganze Spaß kostet einschließlich ner halben Flasche Wein (ja – der letzte Abend hat mich schlauer gemacht) und inklusive Coperto noch nicht mal 13 E-Uro.
Morgen werde ich dann mal versuchen auch per Auto ein Gespür für die Stadt zu kriegen. Ich denke ich fange mal mit was einfachem an und fahre nach Pozzuoli und zu den Campi Flegrei.
So – und jetzt noch ein paar Worte zum Bild des Tages. Wer hat’s erkannt? In den meisten Geschichtsbüchern und auch in dem ein oder anderen Lateinbuch ist das Mosaik, dem dieser Ausschnitt entstammt, zu sehen. Genau – das Mosaik der Alexanderschlacht aus Pompeji. Das hängt nämlich hier in Neapel im Nationalmuseum und ich konnte mich kaum davon losreißen. Der jugendliche Held zu Pferd und ohne Helm durchbohrt grade einen Perser mit der Lanze, während der entsetzte Perserkönig zusieht und sein Wagenlenker die Pferde zur Flucht peitscht. Es ist nicht bekannt, ob hier die Schlacht bei Issos oder Gaugamela dargestellt ist. Manche Forscher vermuten sogar, dass es keine bestimmte Gegebenheit ist, sondern dass das Mosaik eine römische Nachgestaltung eines griechischen Heldengemäldes ist. Wie dem auch sei – es ist auf jeden Fall eindrucksvoll und hat den Platz als Bild des Tages redlich verdient.
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