29. September 2007

Heute stand für mich persönlich einer der Höhepunkt meines Griechenlandtrips auf dem Programm. Einmal im Theater von Epidauros sitzen, davon hab ich geträumt, seit ich im siebten Schuljahr zum ersten Mal ein Bild davon in meinem Lateinbuch gesehen habe. Epidauros war echt einer der wichtigsten Gründe für mich, überhaupt nach Griechenland zu fahren – und heute war’s dann soweit. Ich war sehr gespannt.
Epidauros liegt ca. 25km östlich von Nafplio in einer Landschaft, die ich typisch griechisch nennen würde, zumindest für meine Augen. Keine allzu hohen Berge, eher kräftige Hügel, bestanden mit Olivenhainen und Pinienwäldern. Dieses Mal hatte ich mir die Gegend echt genau so vorgestellt. Um kurz nach elf heute morgen schlug ich dort auf und natürlich war ich auch dieses Mal nicht alleine. Der Parkplatz stand voll mit Bussen, und es zog die Leute natürlich alle zum Theater. Voll mit Touris aus aller Herren Länder war’s und das nahm dem ganzen schon etwas von seinem Zauber. Vor allem, weil jeder meinte, die Akustik in dem für 13.000 Zuschauer konstruierten Raum ausprobieren zu müssen. Und so wurde mir dann unter anderem griechisches Volksliedgut, vorgetragen von der Auswahlmannschaft des Frauen- und Müttervereins von Thessaloniki, schwedische Kinderlieder, eine Solointerpretation von Händels „Halleluja“, die Hymnen der niederländischen Teilgebiete Brabant, Limburg und Friesland in ein- und mehrstimmigen Versionen, eine schräge Intonation von „Viva Colonia“, eine gar nicht soooooo schlechte ‚human beatbox’ und ein Remake von „If you wanna be my lover“ von den Spice Girls angeboten. *ächz... Irgendwie habe ich gehofft, dass jemand entweder die Löwen in die Arena lassen würde, oder dass die Ordnungskräfte den Touristen das Singen verbieten würden. Beides ist leider nicht passiert. Ich wollte echt schon SEHR genervt sein, als sich pünktlich gegen kurz nach zwölf die Scharen lichteten und sich in die umliegenden Tavernen zur Mittagsfütterung aufmachten. Das war der Zeitpunkt, wo die „Spice Girls“, als Teile einer holländischen Jugendgruppe oder wahrscheinlich eher Klassenfahrt auftraten. Und dann kam doch noch ein bisschen angenehme Überraschung ins Spiel. Nach dem sie sich mehr oder weniger erfolglos an britischem Girlie-Pop versucht hatten besannen sich die Madels darauf, dass sie auch richtig singen konnten und brachten doch wirklich und wahrhaftig, später unterstützt von den Jungs der Truppe inklusive der ‚beatbox’ mehrstimmigen Chorgesang samt Kanon zustande. Zu diesem Zeitpunkt war das Theater schon weitgehend leer und was vorher noch genervt hatte, kam – nicht zuletzt auf Grund der echt guten Gesangsqualität – ziemlich gut rüber. Wie gesagt: Überraschung.
Epidauros besteht aber nicht nur aus dem Theater und ich habe von den rund fünf Stunden, die ich heute dort verbracht habe, auch gut ne dreiviertel Stunde die Ausgrabungen des Asklepios-Heiligtums mit Fundamenten von Tempeln und Krankenhäusern (Asklepios war ein Heilgott) besichtigt. Die meiste Zeit aber habe ich auf den Rängen des Theaters gesessen, mir die Touristen und die Landschaft, die sich als spektakuläre Kulisse hinter dem Theater ausbreitet, angekuckt und William Shakespeares „King Henry VI, Part 1“ gelesen. Über die Mittagszeit war es erstaunlich ruhig im Theater mit nur wenigen Besuchern, die in der Orchestra, dem Chorraum, Münzen fallen ließen oder in die Hände klatschten um die Akustik zu testen. Da ließ es sich echt gut aushalten, man konnte gemütlich sitzen, am Teint arbeiten *lach... und es sich gut gehen lassen. Dann kam auch der Zauber des Ortes auf, den ich mir von Epidauros versprochen hatte.
Heute Abend habe ich dann mein Abendessen mit Hilfe des Lidls von Nafplio bestritten, nachdem mich die touristischen Kneipen hier gestern Abend überhaupt nicht überzeugen konnten. Da wird nach meiner Rückkehr mal ein Brief an LonelyPlanet fällig sein.
Im Moment sitze ich auf der Terrasse vor meinem Zimmer hier in der Pension und lass es mir in der Abenddämmerung gut gehen. Nafplio ist echt nett gelegen und ich würde hier bedenkenlos wieder mein Quartier aufschlagen (allerdings unter Vermeidung der örtlichen Gastronomie – hehehe).
Morgen geht’s weiter nach Korinth und am Wegrand liegt ein weiterer Höhepunkt: Mykene. Ich werde sehen, dass ich wieder so über die Mittagszeit dort bin, damit ich die Touris an mir vorbei zum Essen lassen kann und selber etwas Ruhe in der Ausgrabung habe.

 

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