17. Juli 2012

Ich bin wieder in Southampton, der letzten Station in Südengland für diese Tour. Morgen Nachmittag fliege ich mit Flybe nach Manchester.
Der Tag heute begann mit einem ausführlichen Frühstück in Watford und dann ging's erst mal auf die Autobahn Richtung Süden. So richtig groß ist England eigentlich nicht, und auf den Autobahnen kommt man auch schnell voran. Spannend wird es erst, wenn man auf den Landstraßen unterwegs ist. Dann wird England plötzlich groß.
Meine erste Station war Farnham, wo es ein Castle gibt, das sich mir angekuckt habe. Farnham Castle hatte ursprünglich die klassische Konstruktion einer Motte, später mit einem sogenannten Shell Keep ausgebaut wurde. Eine Motte ist ein Turm, um den herum ein Erdhügel aufgeschüttet wurde, und der darüber hinaus mit Palisaden gesichert war. Das war die klassische Befestigungsanlage der Normannen ab 1066. Mit einem Shell Keep wurden Motten später im 12. und 13. Jahrhundert weiter ausgebaut, wobei man in der Regel oben am Rand des Mottenhügels eine Wehrmauer (eben den Shell Keep) gebaut hat und die Anlage unten um den Hügel mit weiteren Mauern und Gräben verstärkt hat. In Farnham hat man allerdings die Wehrmauer unten am Hügel gebaut und die entstehenden Freiräume innerhalb des Mauerrings zugeschüttet. Eine eher ungewöhnliche Konstruktion im Vergleich zu den anderen normannisch-englischen Burgen, die ich schon gesehen habe.
Ich bin also ein bisschen durch die Anlage gelaufen und habe mir die Ruinen angekuckt. Dann ging's weiter. Ich wollte nämlich noch nach Danebury Hill, dessen Besichtigung ja am ersten Tag richtiggehend ins Wasser gefallen ist.
Der Danebury Hill ist eine keltische Ringwall-Anlage, nicht ganz unähnlich dem alten „Burgberg“ oberhalb von Kreuzweingarten. Allerdings liegt die Anlage in Danebury nicht im Wald, so dass man die Wallanlagen viel besser sehen kann. Anders als in Kreuzweingarten kann man hier in Danebury noch die Bauweise des Eingangs in die Befestigung sehen. Die Kelten hatten oft keine Tore sondern bauten stattdessen eine Konstruktion aus Zwingern und Wällen, die den Eingang kontrollierten.
Das Dorf auf dem Danebury Hill war für fast 500 Jahre bewohnt und wurde um das Jahr 100 v. Chr. verlassen. Die Römer haben also ein gutes Alibi, denn die kamen erst 55 v. Chr. unter Caius Julius Caesar zum ersten Mal nach England. Niemand weiß, warum die Kelten das Dorf auf dem Danebury Hill aufgegeben haben. Man hat Überreste von Häusern und Getreidespeichern gefunden und natürlich auch viele kleinere Gegenstände, vor allem Knochen, ausgegraben. Die Funde sind in Andover im Museum of the Iron Age zu sehen, wo ich ja letzte Woche schon witterungsbedingt war. Eins muss man den alten Kelten schon lassen, die wussten wo's schön war. Der Blick vom Danebury Hill auf die umliegende liebliche Landschaft im Grenzgebiet der beiden Grafschaften Hampshire und Wiltshire ist folglich heute auch das Bild des Tages. Den Ringwall kann man irgendwie schlecht in nem Bild zeigen. Das ist in natura deutlich eindrucksvoller als alles, was ich nachher auf der Speicherkarte hatte.
Von Danebury Hill nach Southampton sind's rund 25 Meilen und da der Tag noch nicht so weit fortgeschritten war habe ich mir noch etwas Zeit spottenderweis' am Flughafen Southampton-Eastleigh gegönnt. Eigentlich war das erst für morgen vorgesehen, aber das Wetter war heute eigentlich durchgehend angemessen – wir hatten im Laufe des Tages sogar mal über 20 Grad... *lach... - und außerdem hat man nachmittags besseres Licht, weil man von Westen besser an den Flughafen hier rankommt. Deshalb habe ich für morgen Vormittag noch ne Besichtigung hier in Southampton eingeplant, nämlich das Seefahrtsmuseum. Das soll nen Titanic-Schwerpunkt haben, was nahe liegt, wenn man bedenkt, dass die Titanic von hier auf ihre erste und letzte Reise gestartet ist..
Morgen Nachmittag wird dann der Skoda verabschiedet und es geht nach Nordwest-England. Ich bin ja mal sehr gespannt auf Manchester und Umgebung, denn da war ich bisher noch nicht.

 

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