13. April 2012

Was soll ich sagen? Das Ende meiner Reise wirft gnadenlos seine Schatten voraus. Eben habe ich den Online-Checkin für den SATA-Flug von Terceira nach Lissabon absolviert. Ein Tag noch und dann ist es soweit. Oh Mann -  die Zeit ist dahin gerast wie sonst was. Randvoll war der Tag heute wieder - und nachdem es gestern Mecker gab bekommt Ihr heute noch mal zwei Bilder des Tages.
Los ging's nach dem Frühstück im Regen. Hmmm... das ist ja jetzt nix wirklich Neues hier. Ich habe einen weiteren Spotterplatz ausprobiert und da war es auch noch echt windig. Lange habe ich es da also nicht ausgehalten und wollte das auch gar nicht, denn der Verkehr ist ja hier in Lajes eher sporadisch. Für den frühen Abend war ja noch mal ein Schwung A-10s angesagt und so würde ich mich schon früher oder später wieder am Flughafen wiederfinden.
Ich hab mich also auf den Weg zur Nordküste gemacht und hatte mir vorgenommen, erst ein bisschen gemütlich spazieren zu fahren und zwischendurch Fotostopps und ne schöne Mittagspause zu machen, und mich dann am Nachmittag mal wieder mit Vulkanismus zu beschäftigen.
Mittagspause war heute in Altares im Nordwesten von Terceira. Das Lokal war in meinem Reiseführer empfohlen und als ich rein kam, saßen unten in der Wirtschaft etliche Azoreaner beim Essen und ich wurde dann gefragt, ob ich oben sitzen wollte, denn der eigentliche Restaurantbereich war im ersten Stock. Da man mich mehr oder weniger nach oben komplimentiert hatte bin ich dann erst mal hoch und da war fein gedeckt, mit Stoffservietten und allem was dazugehört... und ich war alleine im Raum. Ich bekam ne Speisekarte und als die freundliche Bedienung dann auch noch die leise Rieselmusik einschaltete war's mir zuviel und ich hab gefragt, ob ich nicht lieber unten sitzen und das Tagesmenü essen könnte. Sie lachte. War alles kein Problem. Und so habe ich dann unten zwischen den Azoreanern gesessen. Es gab Brot und Käse, Weißkohl-Möhren-Suppe und dann ein "Buffet" mit Feijoada (portugiesischem Bohnen-Fleisch-Eintopf) und Hamburgern mit Pommes. Auf die Hamburger und Pommes habe ich verzichtet, aber der Eintopf war super, und dazu konnte ich auch den Leuten aus dem Dorf zukucken. Und das alles, samt Café, für 6,60 Euro. Mehr kann man doch nicht verlangen, oder?
Danach ging's auf Vulkanismus-Tour. Zuerst zur Furna do Enxofre, einem Solfataren-Feld, aber da bin nach meinem Besuch in Furnas auf São Miguel verwöhnt. Das war hier kein Vergleich. Als nächstes stand die Grota do Natal, eine Lavaröhre, auf dem Programm. Lavaröhren entstehen, wenn ein Lavafluss oben schon erkaltet ist und die noch flüssige Lava unter dieser Kruste dann rausfließt. Das war echt spannend, unter Tage rumzulaufen und sich vorzustellen, dass durch diese Hohlräume mal tausend Grad heißes Gestein geflossen ist. Man bekam nen Helm auf den Kopf, damit man sich nicht wehtut, denn die Decke der Röhre ist teilweise niedrig und eben aus Stein. Schon zu diesem Zeitpunkt hätte ich das eine oder andere Bild des Tages gehabt.
Die nächste Station war der Algar do Carvão. Auch wenn das jetzt arrogant klingt: ich bin ja nicht schnell zu beeindrucken, aber das war echt mal eine Sehenswürdigkeit, die mir ein spontanes "Wow" entlockte. Der Algar do Carvão ist der leere Schlot eines Vulkans, der vor rund 2000 Jahren ausgebrochen ist. Das wirklich Bemerkenswerte daran ist, dass dieser Schlot eben leer ist. Normalerweise bleibt die Lava, die nicht aus dem Krater geschleudert wurde im Schlot stehen und erkaltet, so dass man von oben auf den Grund des Kraters, aber eben auch nicht weiter kucken kann. Der Algar do Carvão ist einer von nur vier bekannten leeren Vulkanschloten auf der Welt – es gibt noch zwei in den USA und einen in Indonesien – und er ist der einzige, den man begehen kann. Früher musste man sich mit einem Seil in den Schlot hinablassen, aber seit den 1960er Jahren gibt es Treppen. Das macht es natürlich deutlich einfacher. Die Treppen beginnen aber nicht am Rand des Schlotes, sondern man hat von der Seite einen Tunnel gestochen, so dass man schon rund 20m unterhalb des Randes in den Schlot kommt. Und von da geht es noch mal etliche Meter nach unten, in riesige, vormals mit Magma gefüllte Dome und Kammern, die aber jetzt natürlich kalt, feucht und vor allem leer sind. 95m unterhalb des Schlotrandes gibt's nen See und da enden die Treppen. Ich weiß, man kann sich das mit meiner Beschreibung nur schlecht vorstellen und beschreiben lässt es sich auch echt nur schlecht. Auch das Bild des Tages, der Blick nach oben zum Schlotrand, ist kein Ersatz für den "Wow"-Eindruck. Man blickt durch dieses Loch und die Pflanzen durch in den Himmel und von oben fallen wie in Zeitlupe Wassertropfen runter. Ein bisschen wie bei National Geographic. Ich war auf jeden Fall sehr beeindruckt.
Um kurz vor fünf heute nachmittag war ich dann wieder am Flughafen, für die zweite Runde Warzenschweine. Diese Mal bei herrlichstem Wetter. Wir mussten auch nicht lange warten, dann kam erst der Tanker und danach sechs A-10s. Und bei dem schönen Wetter gab es einen klassischen Sichtanflug mit "break for finals". Dabei fliegen die Maschinen erst in Formation in einiger Höhe, in der Regel 1000 Fuß, die Landebahn entlang und 'brechen' dann eine nach der anderen die Formation auf für eine Landung nach Sicht. Diesen Moment sieht man im zweiten Bild des Tages, wo die vierte der sechs Maschinen zum Gegenanflug abdreht.
Tjaaaaa... morgen ist der letzte Tag. Ich bin schon für kurz vor acht mit Leandro zum Spotten verabredet, denn die ersten Warzenschweine sollen sich morgen schon auf die Weiterreise machen. Ich hoffe das Wetter spielt mit, dass wir schöne Bilder kriegen. Den Rest des Tages werde ich wohl wieder ein bisschen über die Insel und vielleicht auch noch mal nach Angra fahren. Mal kucken. Ihr werdet es morgen abend erfahren.


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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April

 

Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...

Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.

Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.

Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.

São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.

Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.

Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.

Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.

Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.

Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)