11. April 2012
Der erste ganze Tag auf Terceira, und auf dem Programm stand heute Angra do Heroísmo, der Hauptort der Insel, älteste Stadt der Azoren und deren Bischofssitz, weshalb es hier unter anderem die größte Kirche der Inseln gibt, und unser letzter Papst, der reiselustige Johannes Paul II. auch schon hier war. Die Stadt ist darüber hinaus Sitz des Präsidenten der Autonomen Region der Azoren und außerdem wurde die Altstadt 1983 zum Weltkulturerbe erklärt. Traurige Berühmtheit erlangte Angra allerdings am Neujahrstag 1980, als ein schweres Erdbeben innerhalb von Sekunden das Zentrum zerstörte. Ungefähr hundert Menschen kamen damals um's Leben, 12.000 wurden obdachlos und die meisten der alten Gebäude wurden schwer beschädigt oder sogar dem Erdboden gleich gemacht. So stürzten unter anderem beide Türme der Kathedrale ein. Davon sieht man heutzutage allerdings nix mehr. Angra de Heroísmo ist komplett wieder aufgebaut und restauriert.
Da sollte es heute also hingehen, aber ich habe nicht den direkten Weg, von Praia da Vitória über die Autobahn, gewählt sondern bin auf der Landstraße an der Südküste entlang gefahren. Genau – auf Terceira gibt's auch ne Autobahn. Die zweite auf den Azoren neben der auf São Miguel.
Hmmmm – ich muss gestehen, Angra hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht. Ich habe mich direkt zu Beginn des Besuchs gleich mehrfach verfahren – und das will was heißen, wo hier eigentlich alles so klein ist, dass das kaum geht. Aber schließlich habe ich es doch an mein erstes Ziel geschafft, den Monte Brasil - sozusagen den Hausvulkankegel von Angra. Erst durch diesen Krater entsteht nämlich hier die Bucht, die den Hafen von Angra ausmacht und von oben hat man nen schönen Blick auf die Stadt.
Im Gegensatz zum Straßengewirr von Ponta Delgada, Horta oder den anderen Städten, bzw. Dörfern hier ist Angras Innenstadt schön regelmäßig im Schachbrettmuster angelegt. Wobei die Straßen teilweise so schmal sind, dass man nur mit Mühe mit dem Auto durchkommt. Sehr schnuckelig eigentlich, wenn man sich nicht grade mal wieder verfranst hat... Ich habe es aber endlich doch auf den großen Parkplatz am Rande der Altstadt geschafft und zu Fuß war's dann ein bisschen einfacher. Allerdings auch nur ein bisschen, denn der Stadtplan in meinem Reiseführer stellte sich zum in die Tonne kloppen heraus.
Bei meinem Stadtrundgang habe ich mir erst die Kathedrale, auf Portugiesisch Sé, angekuckt. Sehr schön, und innen noch nicht mal barock. Danach ging's zum Essen. Fisch natürlich. Also was das Essen angeht, mit ein bisschen Geschick kann man hier in den Azoren schon ganz günstig leben. Ich habe heute das Tages-Menü in einem vom Dumont empfohlenen Restaurant genommen und war am Ende der Mahlzeit mit 7,70 Euronen dabei – für nen Korb Brot, ne Suppe, nen Teller Fisch, Kartoffeln und Salat, ein Wasser, ein Glas Weißwein und nen portugiesischen Kaffee. Da kann man nicht meckern. Am späteren Nachmittag war ich noch mal im Kaffee, wo ich für ne 0,5l Flasche Wasser und nen Café insgesamt 1,30 gelassen habe. Ich wüsste nicht, wo das in Deutschland geht. Nach dem Essen bin ich einfach ein bisschen durch die Stadt gewandert und habe Eindrücke gesammelt. Wie gestern schon vermutet ist auch Angra do Heroísmo (genau wie Praia da Vitória) eine bunte Stadt. Überall farbige Häuser und in der Altstadt oft auch noch mit schönen schmiedeeisernen Balkonen. Leider lässt sich dieser Eindruck nur schwer auf die Speicherkarte bannen und ich hatte gestern ja schon ne Straßenszene für Euch. Deshalb gibt es als Bild des Tages heute eine Ansicht von oben auf Angra do Heroísmo, von einem der Aussichtspunkte in der Stadt. Im Hintergrund sieht man den Monte Brasil mit der Festung, die im 16. Jahrhundert mal eine der größten Anlagen Europas war und den Hafen beschützte. In der Bildmitte mit den beiden spitzen Türmen die Kathedrale, weiter vorne in weiß und gelb die ehemalige Jesuitenkirche mit dem daneben liegenden Regierungssitz der Azoren rechts davon, und links von der Kirche der botanische Garten. Und im Vordergrund sieht man Bananenfelder. Mitten in der Stadt. Tja – die Azoren sind immer für ne Überraschung gut.
Nach meinem Rundgang in Angra bin ich dann noch hier zum Supermarkt gefahren um das, was ich gestern nicht gekriegt habe, zu kaufen. Lokalen Rotwein gab's zwar auch hier nicht, aber immerhin habe ich Azoren-Bier bekommen und direkt zwei Flaschen aus dem Sixpack für den Export nach Deutschland zur Seite gestellt.
Morgen wird es wieder ein entspannter Vormittag werden. Wie genau ich ihn gestalten werde weiß ich noch nicht, denn ich bin schon um 14:00Uhr am Flughafen-Zaun verabredet. Morgen soll hier ein Schwung amerikanischer Kampfflugzeuge durchkommen. Bin mal gespannt, auch darauf, was ich Euch morgen als Bild des Tages präsentieren kann. Jedenfalls ist morgen Spotter-Tag.
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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April
Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...
Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.
Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.
Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.
São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.
Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.
Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.
Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.
Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.
Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)