7. April 2012

Mein Inselhopping macht Fortschritte. Heute war die vierte von insgesamt fünf geplanten Inseln dran. Dafür musste ich wieder unferienmäßig früh aufstehen, denn die Fähre von Madalena nach Horta ging schon um 8:15 Uhr. Hat sich aber gelohnt :-)
Wenn ich Fähre sage, dann darf man sich nicht so eine zigtausend-Tonnen-Fähren zwischen Calais und Dover vorstellen. Die Gesellschaft Transmaçor betreibt  Personenfähren für vielleicht hundert Passagiere pro Fahrt. Die Überfahrt von Pico nach Faial dauert genau eine halbe Stunde. Der Atlantik war zwar bewegt aber dafür war Kaiserwetter. Strahlend blauer Himmel und nur über dem Pico und der Caldera von Faial hingen Wolken.
Der Hauptort von Faial heißt Horta und ist die zweitgrößte Stadt der Azoren. Immerhin aber doch nur ein knappes Viertel der Größe von Ponta Delgada, und wie schon erwähnt, so richtig viele Leute gibt es auf den Azoren eh nicht.
Nach der Ankunft in Horta bin ich erst mal frühstücken gegangen, im Peter Cafe Sport, laut mehreren Quellen die berühmteste Kneipe im Nordatlantik und Pflichtmeldepunkt aller atlantischen Yachtbesatzungen. Sehr urig. Überall hängen Wimpel von den Yachtbesatzungen, die hier eingekehrt sind. Ich stelle fest, dass ich (mal wieder) anfange, einige schlechten Eigenschaften der Portugiesen anzunehmen, hauptsächlich den Fahrstil und das Kaffeetrinken. Wenn man in Portugal einen Café bestellt, dann kriegt man das, was man in Deutschland einen Espresso nennt. Ohne Café geht in Portugal nicht viel, nicht mal Plane Spotting, wie man sich vielleicht aus dem Reiselogbuch meiner Portugal-Tour 2010 erinnert.
Nach dem Frühstück gab es erst mal ein bisschen Stadtrundgang zu Fuß. Dabei habe ich auch unter anderem Porto Pim, den ehemaligen Walfänger-Hafen und die Innenstadt von Horta erkundet. Schon danach konnte ich sagen, dass Horta eines der Highlights der Tour ist. Hier ist es einfach schön. Und wenn ich das nächste Mal auf die Azoren komme, dann werde ich ein paar Tage in Horta einplanen. Was natürlich geholfen hat bei meiner Einschätzung war das Wetter. Wenn's heute geregnet hätte, dann wäre ich vielleicht nicht so angetan gewesen von der Insel. Gegen 11 Uhr habe ich mir dann eine Mietwagen-Agentur gesucht und war wenig später mobil. Für den ganzen Tag hat mich das 32 Euronen gekostet und da wäre ich mit Sicherheit mit einem Taxi nicht billiger gewesen. Vor allem, weil der Taxifahrer ja auch für's Warten bezahlt werden will. Ich bin zuerst auf den Hausberg von Horta, den Kraterrand einer kleinen Doppelcaldera mit sehr schönem Blick auf die Stadt gefahren und dann um kurz vor zwölf zum Mittagessen. Der frühe Zeitpunkt war notwendig, denn ich hatte noch Großes vor. Zur Caldeira von Faial würde es zwar nicht reichen, denn erstens hatte es sich über dem Zentrum der Insel bewölkt und zweitens fährt die letzte Fähre von Horta nach Madalena schon um 17:15 Uhr. Aber ich wollte auf jeden Fall zum Vulcão dos Capelinhos. Im Herbst 1957 ereignete sich hier einer der jüngsten Vulkanausbrüche Europas und im 20. Jahhrundert einer der wenigen außerhalb Islands (oder Italiens). Über ein Jahr dauerten die Eruptionen, die insgesamt 2,4km² Landfläche zu Faial hinzufügten, über 300 Häuser in den Dörfern Capela und Praia do Norte zerstörten und die größte Auswanderungswelle von Faial im 20. Jahrhundert auslösten.
Von den 2,4km² ist heute nur noch ein Viertel übrig. Den Rest hat sich der Atlantik zurückgeholt – ähnlich wie nach der Entstehung der Insel Surtsey südlich von Island in den frühen 1960er Jahren. Selbst von dem entstandenen Vulkankegel samt Krater ist nur noch die Hälfte übrig. Trotzdem ein absolut faszinierendes Gebiet, auch wenn das bergauf und bergab über die Vulkanascheflanken der Hügel nicht unanstrengend war. Noch dazu kommt, dass man auf den Azoren nie richtig angezogen ist. In einem Moment pfeift der Wind so, dass man über Jöpchen und winddichte Jacke froh ist und im nächsten Moment schwitzt man unter der Sonne. So schnell wie hier die Bedingungen wechseln kann sich kein Mensch an- und ausziehen. Also lässt man's an und schwitzt im Zweifel.
Zum Komplex des Vulcão dos Capelinhos gehört auch ein schickes Dokumentationszentrum und die Ruine des ehemaligen Leuchtturms von Capelo, der durch den Ausbruch zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde, weil durch den neuen Berg und das dazugekommene Land ihn an der Stelle wo er steht kaum noch ein Seemann sehen würde.
Jedenfalls hatte ich heute einen Tag mit Vulkanschwerpunkt. Sehr schön. Um kurz nach vier habe ich dann den Mietwagen zurückgegeben und habe mir beim Peter Cafe Sport noch ein Muffin und nen Café gegönnt, bevor die Rückfahrt nach Pico startete. Ein voller Tag, also. Schon wieder. Die Insel Faial hat bei mir heute sehr gepunktet und das eine oder andere musste auch unbesichtigt bleiben: Ich denke also, die Azoren werden jetzt nicht grade an die letzte Stelle meiner zukünftigen Reiseziele rutschen.
Morgen gibt es wieder einen Versuch im Wale kucken. Davon hatte ich ja schon berichtet. Es bleibt also auf jeden Fall spannend auf meiner Azoren-Tour 2012. Hmmmmm – heute ist Halbzeit fällt mir grade ein. Okay – da denken wir jetzt erst mal NICHT weiter drüber nach.



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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April

 

Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...

Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.

Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.

Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.

São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.

Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.

Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.

Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.

Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.

Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)