5. April 2012
Heute war ein doofer Tag. Ich habe ihn hauptsächlich damit verbracht, von A nach B zu kommen. Wobei man sagen muss, dass das auf den Azoren nicht so ganz einfach sein kann. Heute morgen hieß es erst mal Abschied von São Miguel und Ponta Delgada zu nehmen. Es ist mir schwer gefallen, muss ich sagen. Die Stadt hat einen herben Charme, von dem ich glaube, dass ihn die ganzen Azoren haben. So ein Hauch von Schottland. Und das betrifft unter anderem das Wetter... *lach... Jedenfalls hoffe ich, dass das nicht mein letzter Besuch auf São Miguel war. Hier gäb's so die eine oder andere Ecke, wo man statt nem aktiven Urlaub, wie ich den ja in der Regel betreibe, auch mal ein paar ruhigere Tage einfließen lassen kann.
Nach dem Frühstück wurde in Ponta Delgada ausgecheckt und ich habe dann noch anderthalb Stunden am Flughafen mit Spotten verbracht. Insgesamt gab's in der Zeit vier Flugbewegungen. Ist halt hier nicht der Nabel der Welt, und gibt einem Zeit für das was auch zum Spotten gehört: ein bisschen nachdenken und sich entspannen und einfach mal außer DA sein nichts tun. Um zwölf bin ich dann den Polo tanken gefahren und dann ging's zum Terminal, erst einchecken und dann den Mietwagen zurückgeben. Warum auf der Internet-Checkin-Bordkarte stand, dass ich spätestens um 12:35h mein Gepäck abgeliefert haben musste, wenn der Flieger um 13:50h gehen sollte erschloss sich mir zwar nicht ganz, aber ich bin ja ein braver Passagier und wurde natürlich prompt mit ner Stunde warten in der Abflug-Lounge von Ponta Delgada Airport bestraft. Hmmmm... naja... dumm, aber noch nicht so der richtige Aufreger. Der erste Flug, von Ponta Delgada nach Terceira, war kurz und knackig, wie ich das inzwischen schon gewöhnt bin hier. In Terceira, genau genommen in Lajes, wo der Flughafen der Insel liegt, sollte ich knapp zwei Stunden Aufenthalt haben und dann sollte es weiter gehen nach Pico, meiner zweiten Station auf dieser Reise und der insgesamt dritten Insel, die ich erkunden will. Zuerst habe ich mir nichts Böses dabei gedacht, dass die Bombardier Dash 8 Q400 der SATA, die uns von Ponta Delgada nach Terceira gebracht hat, nicht weiterflog zu ihrem endgültigen Bestimmungsort, São Jorge. Dort war halt das Wetter schlecht. Erst ein Blick auf die Anzeige-Tafeln sowohl für An- wie für Abflüge in Lajes ließ es mir wie Schuppen von den Augen fallen. Der Flieger, der von Lajes nach São Jorge und zurück fliegen sollte, würde im Anschluss an diese Tour mich nach Pico bringen. Na, suuuuuuuuper... Kaum war die Maschine dann endlich nach São Jorge aufgebrochen, verkündete die Anzeigetafel statt 16:55h als neue Abflugszeit 18:20h, wegen verspäteter Ankunft des Flugzeugs. Mist! Und Lajes ist jetzt nicht der Flughafen, der Spotter-Herzen höher schlagen lässt. Zumindest heute war's das nicht. Es gibt natürlich schon tolle Momente hier, denn Lajes ist auch ein Luftwaffenstützpunkt und standardmäßiger Zwischenstopp der meisten Kampfflugzeuge zwischen Nordamerika und Europa. Deshalb habe ich auch für meinen Aufenthalt auf Terceira (meine dritte Quartier-Insel, ab Osterdienstag) auch schon Kontakt zur örtlichen Spotterszene aufgenommen und Zeit am Flughafen eingeplant. Heute gab es aber in den insgesamt vier Stunden und neunundfünfzig Minuten, die ich in Lajes verbracht habe, grade mal eine Handvoll Flugbewegungen und alle waren Propeller-Maschinen der SATA und so viel Spaß ich daran hab, in denen zu sitzen, so wenig konnten sie mich heute beim Zukucken begeistern.
Um genau 19 Uhr, statt wie geplant um 17:30h war ich in Pico. Das hatte ich mir irgendwie alles anders vorgestellt. Bis ich das Gepäck und meinen Mietwagen – dieses Mal einen Ford Fiesta (statt des gebuchten Renault Twingo) – hatte, war es kurz vor acht. Und ich hatte auch noch rund 15km Fahrt vor mir zu meinem Quartier in São Roque do Pico. Auf Restaurantsuchen hatte ich schon gar keinen Bock mehr, aber zum Glück war direkt an der Ortseinfahrt von São Roque ein Supermarkt, so dass ich die Abendverpflegung heute mit Brot, ner Dose Thunfisch aus São Jorge (der nördlichen Nachbarinsel von Pico) und ner Flasche Vinho de Mesa Tinto aus den Kellern von Curral Atlantis hier auf Pico (den ich schon in Ponta Delgada zum Essen bekommen hatte) bestritten habe. War auch nicht schlecht – und alles lokale Erzeugnisse. Vor allem der ruęde Wing... *lach... Morgen mache ich erst mal ne gemütliche Inselrundfahrt und dann sehen wir weiter. Was auf jeden Fall auf dem Programm steht ist ne Runde Whale Watching von Lajes do Pico aus (da werde ich morgen bei der Inselrundfahrt mal die Möglichkeiten ausloten) und ein Tagesausflug nach Faial, der westlichen Nachbarinsel von Pico. Was meinen ins Auge gefassten Aufstieg auf den Montanha de Pico, den mit 2351m höchsten Berg Portugals, angeht, so bin ich mittlerweile etwas weniger zuversichtlich, meine großen Pläne in die Tat umsetzen zu können. Ich werde morgen in Madalena, dem Hauptort von Pico, mal an der Touri-Information Erkundigungen einholen. Wenn der Berg in Wolken liegt, so wie heute bei meiner Ankunft – siehe Bild des Tages – dann lohnt es sich sowieso nicht. Ich werde Euch auf dem Laufenden halten.
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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April
Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...
Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.
Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.
Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.
São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.
Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.
Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.
Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.
Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.
Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)