3. April 2012

Tjaaaa, wenn Ihr in Erwartung eines Walfotos erst das Bild angekuckt habt, dann wisst Ihr's ja schon: heute war nix mit Walen. In Anbetracht des stürmischen Wetters hat die Whale-Watching-Firma das Whale Watching leider abgesagt. Nächster Versuch morgen um 9:00Uhr. Ich bin weiterhin gespannt.
Statt nem Wal-Bild präsentiere ich Euch deshalb heute das "kuh-lste" Bild, das ich heute gemacht habe. Es zeigt etwas sehr Azoren-typisches, nämlich Kühe. Auf den Azoren gibt es ungefähr genauso viele Kühe wie Menschen, rund eine viertel Million, und die Viehwirtschaft ist mit Abstand der wichtigste Wirtschaftszweig der Inseln. Überall sieht man Rinder und überall sieht man, was die Rinder auf der Straße lassen. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viel Kuhmist auf einer Fahrbahn begegnet bin wie hier. Das Warnschild mit der Kuh drauf, das in Deutschland vor Tieren auf der Straße und vor verschmutzten Fahrbahnen warnt, habe ich hier allerdings noch nirgends gesehen. Eigentlich erübrigt es sich auch, wenn man direkt am Flug- und Fährhafen eines aufstellt und das für die ganze Insel gelten lässt... *lach... Bisher kann ich zwar erst für zwei Inseln sprechen, aber sowohl für São Miguel als auch für Graciosa trifft es zu.
In Ermangelung von Whale Watching habe ich also das Programm von morgen vorgezogen und den zweiten Teil der Inselrundfahrt unternommen. Dieses Mal ging es in den Osten von São Miguel. Erste Station war Furnas, das für seine heißen Quellen und Schlammvulkane berühmt ist. Die Szenerie kam mir dann auch bekannt vor. Egal ob es jetzt die phlegräischen Felder oder der Yellowstone Nationalpark oder eben die Caldera von Furnas sind, es brodelt und blubbert und riecht nach Schwefel. Ich hab das Gefühl der Geruch hängt mir immer noch in den Klamotten. Insgesamt 22 heiße Quellen und vulkanische Schlammgruben gibt es in und um Furnas, manche davon sogar mitten im Dorf. Da kommt dann auch schon mal der heiße Dampf aus dem Gullideckel. Eine Spezialität in Furnas ist außerdem Kochen mit dem Vulkan. Der Cozido, ein Eintopfgericht, kommt so lange in die heiße Erde bis alles gar ist. Das hab ich natürlich auch probiert und war von der Portion, die ich im Restaurante Tony's, direkt am Kirchplatz von Furnas, bekam, fast überwältigt. Auf dem Teller türmte sich ein Berg von verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten, Kartoffeln, Reis, Weißkohl, Möhren und verschiedene Rüben. Sehr deftig und sättigend – und ich bin nicht sicher, ob der Hauch von Schwefel vom Essen kam oder mir von meinem Besuch bei den Schlammvulkanen am Ufer des Lagoa das Furnas noch in der Nase war.
Nach der Mittagspause ging's weiter Richtung Osten, immer wieder mit spektakulären Blicken auf die Küste. Ganz im Ernst, wenn es hier 10 Grad wärmer wäre, dann könnte das hier auch der Osten von Maui oder der Nordwesten von Kauai sein. In so mancher Hinsicht sind die Azoren die Antwort des Atlantik auf Hawai'i. Die Steilküsten sind hier auf São Miguel ähnlich dramatisch und die Vegetation ähnlich üppig und grün. Eine weitere Ähnlichkeit ist der schlechte Umgang in der Vergangenheit mit der einheimischen Tierwelt. Der Azoren-Gimpel ist eine der seltensten Vogelarten Europas und kommt nur noch hier im Osten von São Miguel vor. Mittlerweile gibt's ein eigens eingerichtetes Schutzgebiet und auch ein Dokumentationszentrum, aber da war leider (wahrscheinlich saisonbedingt) noch alles zu. Und auch meine Bemühungen, zumindest ein bisschen im Wald zu spazieren und mein Glück zu versuchen, habe ich schnell aufgegeben in Anbetracht des Sturms (immer GANZ ungünstig, wenn man auf Vogelpirsch will) und der bescheidenen Temperaturen. Immerhin bin ich auf dem Weg zurück zur Hauptstraße dann in die Kuhherde geraten.
Die Weiterfahrt ging einmal um die Ostseite von São Miguel herum und an der Nordküste entlang wieder in Richtung Ponta Delgada. Zum Glück gibt's hier schon eine gut ausgebaute Straße, so dass die mühsame Gurkerei auf den teilweise wirklich schlechten Straßen hier auf der Insel entfiel und ich recht zügig voran kam. So blieb dann kurz vor Ribeira Grande (der zweitgrößten Stadt von São Miguel) auch noch Gelegenheit mir eine der Teeplantagen hier anzukucken. Richtig. São Miguel ist der einzige Ort in Europa, wo Tee angebaut und verarbeitet wird. Allerdings hauptsächlich für den Eigenbedarf der Azoren.
Und damit war der Tag auch schon wieder rappelvoll. Heute abend habe ich mich auch schon für die Weiterreise eingecheckt. Bei SATA geht das nämlich schon 48 Stunden vor dem Abflug. Ihr seht also, meine Stunden auf São Miguel sind gezählt. Morgen gibt's aber erstmal den zweiten Versuch von Whale Watching. An's Kofferpacken will ich  noch nicht denken.



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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April

 

Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...

Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.

Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.

Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.

São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.

Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.

Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.

Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.

Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.

Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)