8. Juli 2023
Um 5:30 Uhr aufstehen ist immer Höchststrafe für mich, erst recht in den Ferien. Die einzige Gelegenheit, wo ich das durchgehen lasse, ist, wenn es auf Safari geht. Ging es heute aber leider nicht. Ich musste um sieben am Fähranleger in Saint John sein um das Schiff quer über die Bay of Fundy nach Nova Scotia zu nehmen. Von St. Andrew's ist das ungefähr ne Stunde Fahrt. So früh morgens an nem Samstag ist das aber kein Problem. Um die Zeit ist hier kaum jemand auf dem Highway unterwegs.
Als ich nach dem Wecken den ersten Blick nach draußen warf, sah ich… nichts. Es nebelte mal wieder… *lach… da machste nix. Zum Glück war der Nebel nicht so dicht, dass er eine zügige Fahrt beeinträchtigt hätte. Ich war pünktlich um kurz vor sieben am Fähranleger und wenig später begann auch schon das Verladen.
Die MV Fundy Rose war zwar deutlich kleiner als das Schiff, das mich von Port-aux-Basques nach North Sydney gebracht hat, aber trotzdem noch ein ziemlich großes Schiff. 1999 bei Daewoo in Südkorea vom Stapel gelaufen, fuhr sie bis 2014 von Athen aus zu den griechischen Inseln. Dann wurde sie an die kanadische Regierung verkauft, die sie ab 2015 bei Bay Ferries auf die Strecke zwischen Digby, Nova Scotia und Saint John, New Brunswick (und nicht zu verwechseln mit St.John's, Newfoundland) schickte.
Von Saint John sah man auf Grund des Nebels überhaupt rein gar nix beim Ablegen und draußen auf der Bucht hatte ich ein bisschen ein Déjà-Vu-Erlebnis. Die MV Fundy Rose zog ihre Bahn durch den Nebel, unter uns die ruhigen Wasser der Bay of Fundy und außer weißem Gewaber nichts zu sehen, ganz ähnlich wie am vergangenen Montag. Im Unterschied zur Fähre am Montag war die MV Fundy Rose aber echt flott unterwegs. Die Reisegeschwindigkeit beträgt 24 Knoten, knapp 45km/h… da kann man nicht meckern. Außerdem hat die MV Fundy Rose deutlich schönere Außendecks. Gab halt nur nix zu sehen. Ungfähr ne halbe Stunde vor unserer Ankunft in Digby hob sich der Nebel, und so bekommt Ihr heute als erstes Bild des Tages einen letzten Blick auf die Bay of Fundy und auf das Kielwasser der MV Fundy Rose.
Nach dem Ausschiffen bin ich einmal quer über die Halbinsel von Nova Scotia drüber gefahren. Dabei kam auch so ab der Mitte der Strecke die Sonne raus. Was mich ein bisschen überrascht hat: die Strecke des heutigen Tages, inklusive der meisten Programmpunkte habe ich bei meinem ersten Besuch in dieser Gegend schon mal erlebt. Aber ich konnte mich außer einer groben Ahnung von der Landschaft an nichts erinnern. Okay, ist auch 32 Jahre her, aber ein bisschen mehr hätte ich schon erwartet, vor allem wo ich genügend Reisen gemacht hab, die länger her sind und an die ich mich besser erinnern kann.
Im Gegensatz zu Neufundland und New Brunswick ist Nova Scotia touristischer. Das habe ich bei meinem Besichtigungsprogramm heute deutlich gemerkt.
Erster Stopp nach der Fähre war Lunenburg. Der Fischerort, 1753 gegründet, war im frühen 19. Jahrhundert so etwas wie ein Modell-Siedlung der Briten in ihren nordamerikanischen Besitzungen. Im Straßenbild kann man das immer noch gut erkennen. Ich bin ein bisschen durch den Ort spaziert, aber irgendwie hatte ich angesichts der vielen Menschen und des ganzen Trubels nicht wirklich Ruhe. Ich bin also relativ bald wieder aufgebrochen und habe in Mahone Bay eine späte Mittagspause gemacht, schön auf ner Bank mit Blick auf die Bucht.
Als nächstes wollte ich nach Oak Island. Auf dieser Insel wird seit über 200 Jahren nach einem dort vermuteten Schatz gegraben. Schon als Kind hatte ich darüber mal was gelesen, und wo ich schon mal in der Gegend war, dachte ich, dass man sich ansehen könnte, was bei den ganzen Bemühungen bisher so raus gekommen ist. Ging aber leider nicht. Die Insel ist Privatbesitz und für Besucher gesperrt, weil dort die vom History Channel produzierte Reality-Fernsehshow "The Curse of Oak Island" gedreht wird. Läuft mittlerweile in der 10. Staffel. Hab ich natürlich nicht gesehen, sonst hätte ich gewusst, dass man da nicht einfach so hinkommt. (Übrigens, falls sich jemand für die Geschichte der Schatzsuche auf Oak Island interessiert, dann empfehle ich den entsprechenden Wikipedia-Artikel. Liest sich gut und man kriegt nen Überblick.)
Auf dem Weg zum letzten Programmpunkt für heute habe ich einen kurzen Stopp an der Gedenkstätte für den Swissair-Flug 111 gemacht, der am 2. September 1998 auf dem Weg von New York nach Genf nur acht Kilometer vor der Küste hier in den Atlantik gestürzt ist. Hmmmm... dieses Jahr auch schon 25 Jahre her, aber an die Nachrichten damals kann ich mich noch gut erinnern. Pünktlich zu meiner Ankunft dort hatte sich auch, der Stimmung angemessen, wieder Nebel auf das Land gelegt.
In Peggy's Cove, dem letzten Stopp für heute, war ich, ähnlich wie in Lunenburg nicht allein, aber das hat mir dort deutlich weniger ausgemacht. Peggy's Cove gilt als einer der, wenn nicht der malerischste Fischerort am der Atlantikküste von Nova Scotia. Nicht zu Unrecht, wie das zweite Bild des Tages zeigt. Mit ein bisschen suchen und probieren hab ich aber ein Bild hingekriegt, das die Idylle ganz gut wiedergibt, auch wenn rechts hinten im Bild die Mengen parkender Autos in Ansätzen zu erkennen sind.
Von Peggy’s Cove aus ist es nur noch ne knappe Stunde über die Landstraße nach Halifax. Ich habe mein Quartier hier in einer AirBnB-Wohnung, ziemlich zentral gelegen. Nach dem Einzug habe ich erst mal die Waschmaschine im Keller angeworfen. Bei so ner langen Reise muss das sein. Für die nächsten drei Nächte wohne ich hier und habe so zwei Tage Zeit, mir die Stadt anzusehen, und vielleicht auch ein bisschen hier zu spotten, wenn das Wetter mitspielt.
|
||
|
||
|