2. Juli 2023

Der Himmel hatte heute morgen so ne ganz komische Farbe.  Der war so… blau… *lach…
Ich hatte heute nen gemütlichen Tag. Ich musste nicht so weit fahren. Nur 220km wäre die gerade Strecke von Corner Brook nach Port-aux-Basques gewesen. Aber ich bin natürlich nicht die gerade Strecke gefahren. Hattet Ihr Euch schon gedacht, ne?
Erste Station heute, nach nem kurzen Stopp bei meiner bevorzugten kanadischen Kaffeebud um mir mein Frühstück zu kaufen, war die Captain James Cook National Historic Site, hoch über dem Fjord des Humber River und dem Hafen von Corner Brook. Hier habe ich zuerst Frühstück gemacht, meinen Cappuccino getrunken und mein Croissant gegessen.
James Cook ist schon jemand, den ich ziemlich bewundere. Dass er mehrere Jahre hier in Neufundland tätig war, die Küste vermessen hat, und viele Ortsnamen vergeben hat, die sogar heute noch in Gebrauch sind, das wusste ich bis heute morgen nicht. Umso mehr hat er sich die Statue oben auf dem Hügel über dem Humber River verdient… mit tollem Blick auf Corner Brook… und die Papierfabrik, die das Stadtpanorama bestimmt. Corner Brook ist halt kein Touri-Ort.
Von Corner Brook führte die Fahrt rund 80km nach Stephenville, den größeren Teil davon auf dem Trans-Canada Highway. Eigentlich wollte ich in Stephenville nur kurz am Flughafen ein paar Fotos vom Terminal machen und dann weiter. Aber dann ist doch ein etwas längerer Aufenthalt draus geworden. Rund um Stephenville ist die Landschaft schon fast lieblich. Es gibt sogar Farmen und ich habe zum ersten Mal in zehn Tagen Neufundland ne Kuh auf der Weide stehen sehen.
Das Terminal in Stephenville fotografieren ging zwar flott, aber dann bin ich doch neugierig geworden, warum so ein kleiner Flugplatz so ein riesiges Areal hat. Neben ner 10.000ft-, d.h. 3.000m-Piste gibt es große Vorfelder und Hangars. Dabei wächst zwischen den Betonritzen Gras, und die Gebäude stehen größtenteils leer. Auf dem Areal parkte eine einsame Twin Otter und während ich dort war kam ein einzelnes kleines Propellerflugzeug vorbei. Ich hab mich also mal ein bisschen eingelesen. Was heute der Stephenville International Airport ist (ziemlich hochtrabender Name für diese Anlage, aber immerhin kann man hier alle für Kanada erforderlichen Einreiseformalitäten erledigen), das war früher mal auch die Ernest Harmon Air Force Base. Im Zweiten Weltkrieg bekamen die Amerikaner von den Briten im Rahmen des Zerstörer-für-Stützpunkte-Abkommens an strategisch wichtigen Orten Land auf britischem Territorium. Einer dieser Stützpunkte war in Stephenville. Ab 1941 bauten die Amerikaner hier eine große Luftwaffenbasis, die auch im Kalten Krieg bis 1966 genutzt wurde, um amerikanische Militärmaschinen nach Europa zu fliegen. Quasi wie eine militärische Version des Flughafens Gander. Außerdem waren hier Ende der 1950er Jahre F-102 Delta Dagger Abfangjäger stationiert, von denen einer immer noch als Denkmal an einer Straße von Stephenville steht.
1966 gaben die Amerikaner die Basis an Kanada zurück und mittlerweile ist Stephenville ein eher beschauliches Städtchen ohne Militärpräsenz und mit einem überdimensionierten Flughafengelände, samt dazugehöriger ehemaliger amerikanischer Kaserne. Im Ortsteil „The Base“ erinnern noch Straßennamen wie Mississippi Drive oder Carolina Avenue an den ehemaligen Stützpunkt und in den Kasernengebäuden sind heutzutage Teile des College of the North Atlantic untergebracht.
In Stephenville habe ich eine späte Mittagspause gemacht und bei strahlendem Sonnenschein am Strand auf einem angespülten Baumstamm gesessen und Kaffee getrunken. Der Ausblick, den ich dabei hatte, ist heute das erste Bild des Tages.
Die zweite Etappe heute waren noch mal rund 160km, bis nach Port-aux-Basques. Es war kaum Verkehr auf dem Trans-Canada Highway. Dafür war das Panorama aber unüberbietbar. Einen kleinen Eindruck davon gibt das zweite Bild des Tages. Eines ist mir übrigens aufgefallen bei meiner Fahrt über die Insel hier: es gibt nur sehr wenige Rastplätze und/oder Aussichtspunkte entlang der Straßen. Selbst in den Nationalparks ist man damit sparsam. Keine Ahnung warum. Das Bild entstand ungefähr 20km vor Port-aux-Basques, und was soll ich sagen, nur wenige Kilometer vor der Stadt hüllte Nebel die Landschaft ein. *lach… kennt man schon.
Port-aux-Basques ist ein typisch neufundländischer Ort. Bunt gestrichene Holzhäuser, Tankstellen, ein paar Geschäfte, ein paar Fast Food-Restaurants und ein paar Hotels. Ich wohne hier im St. Christopher’s Hotel, ein ziemlich großer Schuppen für so einen kleinen Ort, aber immerhin sind die meisten Fährpassagiere, die hier aus Nova Scotia ankommen oder die, so wie ich, morgens nach Nova Scotia aufbrechen, auf ein Quartier angewiesen.
Tja, der erste Teil meiner Reise ist hier in Port-aux-Basques zu Ende, die Erkundung von Neufundland. Morgen geht es auf das kanadische Festland zum zweiten Kapitel der Tour.


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