9. Juli 2021

Heute morgen ging der Wecker um halb acht, denn ich hatte mir viel vorgenommen. Ich wollte heute einen (nicht unerheblichen) Teil des Kystriksveien fahren. So heißt hier die Landstraße Nr. 17, die vom norwegischen Tourismusverband als besonders lohnend markiert und auch entsprechend ausgeschildert ist. Den Verlauf der heutigen Tour seht Ihr auf der angehängten Karte. Die Kilometer stimmen zwar, aber ich habe für die 316km so ziemlich genau 10 Stunden gebraucht. Doch der Reihe nach.
Nach dem Frühstück, das zwar nicht ganz so üppig wie in Bergen, aber doch mehr als ausreichend war, habe ich mich auf den Weg Richtung Süden gemacht, zuerst unter wolkenverhangenem Himmel. Das hat mich aber nicht sonderlich verdrießlich gestimmt, denn mit ungünstigem Wetter muss man hier in Norwegen ja realistischerweise rechnen. So habe ich mir im Qashqai ein bisschen die Heizung hochgedreht und bin gemütlich über die Landstraße gefahren. In Norwegen herrschen strenge Tempolimits und so war es ganz praktisch, dass der Qashqai einen Bordcomputer mit Geschwindigkeitsbegrenzung hat. Nach ein bisschen rumprobieren wusste ich, wie das Ding funktioniert. Ich habe mir als Höchstgeschwindigkeit 80km/h eingestellt und musste jetzt nur noch in den Ortschaften und an Baustellen auf reduzierte Geschwindigkeit achten.
Eine dreiviertel Stunde nach meiner Abfahrt zeigten sich die ersten blauen Flecken am Himmel, und die Wolken begannen, sich von den Berggipfeln zu heben. Die Landschaft entlang der Landstraße 17 ist grandios. Mal kurvt der Asphalt über die Berghänge, mal führt die Straße direkt am Meer entlang, und ich schätze mal, dass ich heut auch über 20km Tunnel hinter mich gebracht habe. Der längste von denen war allein schon fast 8km lang.
Immer wieder musste ich Pausen machen, weil ein Panorama schöner als das andere war. Ich hatte es echt schwer, für heute ein Bild des Tages auszusuchen. Da wäre der Sandstrand von Storvik gewesen, oder die Gletscherzungen des Svartisen, oder die Aussicht von der Höhe hinter Grønsvik, oder eine Ansicht von einer der beiden Fährfahrten. Letztendlich habe ich mich für ein Foto des Streckenabschnittes ein paar Kilometer hinter Storvik entschieden, weil es den Kontrast zwischen Bergen und Meer so krass zeigt. Nur eine Entscheidung wurde mir abgenommen. Als ich - noch ziemlich am Anfang des Tages – einen guten Blick auf die Kjellingsstraumen-Brücke suchte, kamen zwei F-16 der norwegischen Luftwaffe vom Stützpunkt Bodø durch das Tal gecruist und natürlich hatte ich damit genau gar nicht gerechnet und die dicke Kamera lag wohlbehalten in 200m Entfernung auf dem Beifahrersitz des Qashqai. Dieses Foto wurde  also heute nicht gemacht.
Im Laufe des Vormittags wurde das Wetter immer besser und als ich um kurz nach eins am Fähranleger von Esøya ankam, war der Himmel fast komplett blau. Ich musste etwas über eine Stunde auf die Abfahrt der nächsten Fähre warten, und die Stunde habe ich mit Blick auf den Fjord verbracht… und ich hab vorher die Trekkinghose auf kurz ummontiert und mich schön mit Nivea LF30 eingecremt. Die Überfahrt von  Esøya nach Ågskardet dauert nur ein Viertelstündchen, aber die lange Fährstrecke stand mir noch bevor. Ich habe mich also zügig auf die 28km nach Jektvik gemacht, weil ich ja nicht wusste, wie lange ich dort schon wieder warten musste. Und die ganze Zeit begleitete mich grandioses Panorama.
Für die zweite Fähretappe von Jektvik nach Kilboghavn hatte ich dann Glück und musste kaum warten. Als ich über den letzten Knipp kam und Richtung Anleger einbog, machte die ankommende Fähre grade fest. Die zweite Fährfahrt dauerte dann ne gute Stunde, und dabei habe ich auch wieder die Arktis verlassen, denn die Fähre hat den Polarkreis nach Süden überquert. Aber keine Sorge. Morgen geht’s schon wieder zurück nach Norden.
Von Kilboghavn ging es noch ein ganzes Stück weiter über die Landstraße 17, bevor ich gut 37km vor meinem heutigen Etappenziel nach links auf die Landstraße 12 abgebogen bin.
Ich mache heute in Mo i Rana Station. Ähnlich wie Bodø jetzt nicht die tollste Stadt Norwegens, aber für meine Tourplanung recht praktisch gelegen. Zum Ausklang des Tages bin ich noch gegenüber vom Hotel im Restaurant gewesen. Es gab norwegische Fischsuppe.
Der Tag heute war randvoll mit Eindrücken und ich bin echt froh, dass das Wetter mitgespielt hat. Heute hatte ich nämlich keine Möglichkeit, Regen auszusitzen. Umso mehr freue ich mich über das Erlebnis dieser landschaftlich so dramatisch schönen Strecke unter weiß-blauem Himmel.
Mo i Rana ist der südlichste Punkt auf meiner Rundtour hier. Morgen geht es zurück über den Polarkreis und das nächste Mal werde ich den dann im Flieger auf dem Weg nach Oslo überqueren.


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