16. Oktober 2012

Also, für diejenigen, die sich noch an ihren Geschichtsunterricht erinnern oder sich mit römischer Geschichte ein bisschen auskennen, ich war in Canne della Battaglia, besser bekannt unter seinem römischen Namen Cannae. Wir schreiben das Jahr 216 vor Christus. Der zweite punische Krieg tobt in Italien. Hannibal hat mit seiner Alpenüberquerung die Römer überrascht und ihnen an der Trebbia und am Trasimenischen See deutliche Niederlagen beigebracht. In Rom wird daraufhin Quintus Fabius Maximus zum Diktator ernannt. Seine Hinhalte-Taktik gegenüber Hannibal vermeidet zwar weitere römische Verluste, trägt ihm aber den wenig ehrenvollen Spitznamen 'cunctator' (der Zauderer) ein und darüber hinaus den Unwillen der römischen Bürgerschaft, die endlich einen Sieg über Karthago verlangt. Nach dem Ablauf der Diktatur werden also wieder zwei Konsuln gewählt und mit insgesamt 16 Legionen, ca. 80.000 Soldaten plus Kavallerie, nach Apulien geschickt, um die nur halb so starke Armee Hannibals zum Kampf zu stellen. An einem heißen Augusttag stehen sich die beiden Armeen am südlichen Ufer des Flusses Aufidius (heute Ofanto) nahe dem Dorf Cannae gegenüber. Tja – der Rest ist Geschichte. Die Römer verloren rund 50.000 Soldaten, darunter einen der beiden Konsuln. Es war die schlimmste Niederlage, die die Römer jemals an einem einzigen Tag einstecken mussten. Noch heute ist Hannibals brilliante Taktik der Umfassungsschlacht Standardstoff an Militärakademien. Das Bild des Tages zeigt den überlieferten Ort der Schlacht von Cannae. Heute alles Weinfelder und Olivenhaine. Sicher weiß man nicht, dass die Schlacht hier stattfand. Nach 2.200 Jahren sind die Beweise eher dürftig, aber das ist bei vielen antiken Schlachten so. Mein Vormittag war also mit wahrlich geschichtsträchtigem Programm gefüllt.
Der Rest des Tages bestand dagegen aus vielen kleineren aber deshalb nicht weniger schönen Programmpunkten. Nach dem Besuch in Canne della Battaglia ging's zur Ponte Romano, wo die Brücke, auf der die Via Appia-Traiana über den Ofanto führt in sehr gutem Zustand erhalten ist. Wäre auch ein schönes Motiv für das Bild des Tages gewesen.  Als nächstes bin ich nach Canosa di Puglia gefahren, zum Besuch der Kathedrale, die aber im Vergleich zu anderen Kirchen auf dieser Tour leider eher hinten anstehen musste. Da war ich also schnell fertig und habe dann beschlossen, nicht in Canosa Mittagspause zu machen sondern bin nach Barletta zurückgefahren und habe hier schön in einer Trattoria mein letztes apulisches Mittagessen für diese Reise gehabt.
Nach nem kurzen Spaziergang in Barletta – das ist übrigens auch der Ort, wo ich seit gestern logiere – hab ich mich wieder ins Auto gesetzt und bin nach Margherita di Savoia gekurvt, wo die Meerwasser-Salinen gleichzeitig ein Naturschutzgebiet sind. Für erkennbare Bilder hat's zwar gereicht, aber die Flamingos, die sich dort tummeln, haben es leider, auf Grund der Entfernung nicht zum Bild des Tages geschafft.
Entgegen der bisherigen Wettermuster war heute der Morgen grau und nach dem Mittagessen war die Sonne raus gekommen. Deshalb beschloss ich, da es noch früh am Tag war und ich sonst nur noch die Besichtigung der Kathedrale und des Kastells in Barletta auf dem Programm hatte, noch ein bisschen über's Land zu fahren und dem Castel del Monte nochmal bei Sonnenschein einen Besuch abzustatten. Das war echt ne schöne Tour, denn so hatte ich außerdem die Gelegenheit, noch ein bisschen von der Landschaft hier in Apulien zu sehen. Wie schon in einigen anderen Logbucheinträgen erwähnt ist sie zwar nicht spektakulär aber doch irgendwie interessant, vor allem in den Hügelzügen der Murgia. Am Castel del Monte gab's dann schönsten Sonnenschein mit idealen Fotobedingungen. Das ganze Prozedere mit Parken, Shuttlebus und Reingehen wie gestern habe ich mir allerdings gespart, zumal die Schokoladenseite des Kastells mit dem Haupteingang nach Osten und somit nachmittags im Schatten liegt.
Danach ging's dann im schönsten Schein der langsam untergehenden Sonne nach Barletta zurück. Tolle romanisch-gotische Kathedrale, vor allem von innen – aber leider auch nur auf den Plätzen für das Bild des Tages. Zum Schluss dann noch das Castello svevo – finde ich schon lustig wie die Italiener die Stauferburgen „Schwabenkastell“ nennen. Auch hier eine sehr schöne Anlage mit Blick auf Hafen und Stadt hier in Barletta. Dazu dann noch als Prunkstück, wenn auch etwas lieblos in einem Seitenraum, eine Büste von Friedrich II. in der Darstellung als römischer Herrscher. Angeblich ist das eine der wenigen halbwegs authentischen Darstellungen des Kaisers.
Also - Ihr merkt schon - der letzte Tag war reichlich voll gepackt. Und jetzt geht’s auch ums packen, nämlich das Koffer packen. Morgen am frühen Nachmittag geht  nämlich mein Flug zurück ins herbstliche Deutschland. Natürlich gibt's aber auch morgen noch mal ein Logbuch, denn ein bisschen Sightseeing habe ich noch in der Hinterhand vor meinem Heimflug und eine abschließende Bewertung der Tour soll ja auch nicht fehlen. So, und mit diesen Worten wende ich mich jetzt mal meinem Gepäck zu.

 

Inhaltsverzeichnis letzter Tag

Inhaltsverzeichnis letzter Tag