1. November 2017

Heute morgen stand der Horus-Tempel von Edfu auf dem Programm. Es ging schon vor dem Frühstück zur Besichtigung, denn das Schiff hatte heute noch einiges an Strecke zurückzulegen. Um sechs klingelte mein Kabinentelefon und um halb sieben sind wir aufgebrochen. Da wir während der Schiffstour keinen eigenen Bus und Fahrer haben, wird der Transport mit örtlichen Verkehrsmitteln organisiert. In Edfu sind das traditionell Pferdekutschen. Die Fahrt von der Anlegestelle zum Tempel dauert eine gute Viertelstunde.
Der Tempel von Edfu stammt aus der ptolemäischen Zeit und ist von der Bausubstanz her einer der am besten erhaltenen in Ägypten. Das liegt daran, dass er nicht wie viele andere Tempel als Steinbruch diente, denn er wurde von einer der örtlichen Großbauernfamilien als Stall genutzt. Viele der Reliefs wurden im Zuge der Christianisierung der römischen Reichs im 4. Jahrhundert nach Christus zerstört, aber es gibt auch noch eine ganze Menge schöner Bilder und Inschriften. Da der Tempel auf der Rennstrecke zwischen Assuan und Luxor liegt, ist es hier entsprechend voll. Da half auch alles frühe Aufstehen nichts. Trotzdem sollte man den Tempel von Edfu nicht verpassen.
Wie gewohnt gab es zuerst eine Führung durch Mostafa, der uns etwas über die Geschichte erzählt hat (zum Beispiel, dass der Tempel der jüngste der großen Tempel in Ägypten ist). Dann hat er uns die Highlights im Inneren gezeigt und danach hatten wir noch 20 Minuten, uns selber im Tempel umzusehen und durch die Menschenmassen zu buddeln. Ich habe fleißig Reliefs fotografiert und dann noch den schönsten der Granit-Falken, die den Tempel verschönern, abgelichtet, nicht ohne mich dabei mit einer Gruppe chinesischer Touristen anzulegen. Natürlich habe ich gewonnen... *lach...und den Falken ohne jegliche anderen Menschen drauf fotografiert können, wie man im ersten Bild des Tages sieht.
Um halb neun waren wir zurück an Bord und dann gab es erst mal Frühstück. Während wir beim Essen saßen, hieß es für die M/S Medea 'Leinen los' für die letzte Etappe nach Luxor. Den Rest des Tages hatten wir dann wieder Fahrtag, was natürlich auf einem Flusskreuzfahrtschiff eine eher gemütliche Angelegenheit ist. Das ländliche Ägypten zieht an einem vorbei, man genießt die Aussicht und die Sonne, unterhält sich über Gott und die Welt... und über das Trinkgeld für den Reiseleiter.
Unterbrochen wurde unsere Fahrt nach Luxor nur durch die Schleuse in Esna. Hier hat der Nil eine kleine Staustufe, hauptsächlich zur Stromgewinnung, aber auch für die bessere Bewässerung der Felder in der Gegend. Schleusen finde ich immer spannend, egal, ob nur zum Zukucken, oder zum selber Durchfahren bzw. Gefahrenwerden.
Nach dem Passieren der Schleuse gab es Mittagessen, und dann haben wir weiter das Flusspanorama genossen. Eine kleine Kostprobe davon seht Ihr im zweiten Bild des Tages, Nil, Schilf, Palmen, Wüste.
Um vier waren wir schließlich in Luxor. Besichtigungsprogramm war für heute nicht mehr vorgesehen und in die Stadt gehen ist schwierig, weil sich die Anlegestelle für die Schiffe etwas außerhalb der Stadt befindet. Mostafa hat uns erzählt, dass die Städte alle die Schiffe von ihrer Corniche verbannen wollen, denn die Schiffe zerstören das Panorama, sowohl den Blick vom Land auf den Fluss als auch umgekehrt. Wir haben noch etwas auf dem Sonnendeck gesessen, Fotos vom Sonnenuntergang gemacht, und dann habe ich in meiner Kabine den Koffer gepackt, denn heute ist unsere letzte Nacht auf dem Schiff.
Heute abend habe ich mich dann auf Tourikram eingelassen. Um 19:00h gab es im Tempel von Karnak eine Ton-und-Licht-Show auf Deutsch. Ich hatte ein bisschen überlegt, als Mostafa das gestern vorgeschlagen hat, denn ich vermutete ne Tourifalle. Andererseits habe ich sowas bisher noch nie gemacht und ich war auch ein bisschen neugierig. Was soll ich sagen? Ich hatte richtig vermutet.Für den etwas ambitionierter an Ägypten Interessierten wie mich, hat es sich nicht gelohnt. Es war ganz nett gemacht, vor allem der erste Teil, wo man durch den Tempel geleitet wurde, und man hatte keine Mühe gescheut und bekannte deutsche Schauspieler als Sprecher engagiert. Aber mir hatte es zu wenig Anspruch und ich hatte mir auch mehr Effekte und mehr Hightech erhofft. Es war aber eher die Technik der 1990er-Jahre, die hier zum Einsatz kam. Insofern bin ich zwar jetzt um eine Erfahrung reicher, aber ich werde nicht nochmal ne Ton-und-Licht-Show mitmachen.
Zurück auf dem Schiff gab es noch Abendessen und wir haben noch ein halbes Stündchen auf dem Sonnendeck gesessen, erzählt und dem Feuerwerk von einer Hochzeit am gegenüberliegenden Ufer zugekuckt.
Morgen früh gibt es zum Finale noch mal zwei Tempel-Highlights, den Karnak-Tempel (dann bei Tageslicht) und den Luxor-Tempel. Nach dem Mittagessen fahren wir weiter, ans Rote Meer.

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