12. Oktober 2009
Okay – die gute Nachricht zuerst. Ich habe ein neues Zimmer. Stehen zwar jetzt sogar fünf Betten drin, aber dafür habe ich einen Balkon mit Blick auf Zentral-Malta und am Horizont thront Mdina auf seinem Bergrücken. Sehr schick. Die scheinen hier beim Hotel wohl meine Vibes in dieser Angelegenheit gespürt zu haben. Zur Feier des Tages habe ich mir nach meiner erfolgreichen Verhandlung mit der Rezeption das Hotelfrühstück angetan. Hmmmmmm… okay – es ist im Preis mit drin, aber was es da nach zehn Minuten für nen Tisch Anstehen so an Full English Breakfast Buffet gab war dann doch eher bescheiden und geschmacklich fragwürdig. Ist halt ne Engländer-Herberge hier, was zwar nen gewissen Unterhaltungswert hat, aber man muss ja nicht alles mitmachen. (Ich glaube morgen mach ich mal ne Strichliste, wieviele tätowierte Unterarme mir hier begegnen… *lach…). Frühstück fällt also für den Rest der Tour aus.
Nach nem schnellen Umzug von meiner bisherigen Behausung in mein neues Zimmer bin ich dann zu Teil 2 meiner Begegnung mit dem jungsteinzeitlichen Malta aufgebrochen. Zuerst ging es nach Tarxien (sprich: Tar-SCHI-en) wo es auch Tempel zu sehen gibt. Die sind zwar nicht von Zeltdächern verschandelt, aber haben mich trotzdem eher enttäuscht, durch stümperhafte, in Beton gehaltene Restaurierungen und lieblose Holzplatten als Stege und dazu noch alles weitgehend ohne erklärende Hinweistafeln. Als wenn die Materie nicht so schon schwierig genug wäre. Und das alles dann auch noch für sehr sportliche 6 Euro. Naja – von da an konnte es nur besser werden und wurde es auch. Als nächstes war das Hypogäum von Hal Saflieni dran. Dafür hatte ich schon vor Wochen die Eintrittskarte online erstanden, was auch gut so war, denn als ich heute dort aufschlug stand an der Tür groß zu lesen, dass die Anlage bis zum 29. Oktober ausgebucht wäre. Was auch nicht verwundert, denn pro Tag dürfen maximal 80 Besucher rein. Was hat’s damit auf sich? Das Hypogäum ist eine jungsteinzeitliche Begräbnisanlage und stammt aus der Zeit der Megalith-Tempel hier in Malta, so ca. 3000 v. Chr. Ungefähr 7000 Menschen wurden hier über einen Zeitraum von 1000 Jahren begraben und dazu wurden Grabkammer und Gänge unterirdisch in die Felsen getrieben, die von ihrer Konstruktion her an die oberirdischen Tempelanlagen erinnern. Sehr eindrucksvoll, vor allem, wenn man bedenkt, dass es damals nur Stein- und Knochenwerkzeuge und ein paar Fackeln gab. Leider war da unten totales Fotoverbot, sonst hätte ich mein Bild des Tages schon gehabt. Aber es sollte halt nicht sein.
Danach ging’s – auf Empfehlung meines Lonely Planet – nach Marsaxlokk (sprich: marsa-SCHLOCK), dem zweiten Hafen von Malta, wo auch der Großteil der Fischereiflotte stationiert ist. Sehr pittoresk, wie man auch auf dem Bild des Tages sehen kann. Da habe ich mir zum Mittagessen in einem ebenfalls vom Lonely Planet empfohlenen Fischrestaurant den Catch of the Day gegönnt. Der hat heute morgen wohl noch glücklich im Mittelmeer seine Bahnen gezogen. Ganz frisch vom Tablett der Kellnerin in den Topf. Lecker. Nur die Gräten sind ja das, was mich von sowas immer sehr abschreckt und auch dieses Mal musste ich mir mein Essen hart erarbeiten. Gesellschaft hatte ich übrigens auch beim Essen. Zwei Touristinnen fragten mich mit deutschem Akzent, ob sie sich zu mir setzen durften und so habe ich dann in Gesellschaft zweier Studiosus-Wanderreisender gespeist. Entgegen dem Klischee waren die beiden auch noch echt nett und unspießig, die eine aus Bautzen und die andere aus Stuttgart und wir haben uns als gesamtdeutsches Trio gut unterhalten.
Morgen steht auch wieder Kultur auf dem Programm – es soll nach Valletta gehen. Mit weniger als einem Quadratkilometer Fläche wahrscheinlich die kleinste Hauptstadt eines europäischen Flächenstaates nach Vaduz. Bin schon sehr gespannt. Da soll’s auch vor Kultur nur so wimmeln.
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