10. April 2023
Ein weiterer fantastischer Tag. Ich muss gestehen, dass ich mich an den Bergen hier echt nicht satt sehen kann, auch wenn es ziemlich diesig ist. Mit Feinstaubgrenzwerten hat man in Nepal keinen Vertrag… *lach…
Um 8 heute morgen standen Subass und Surat vor der Tür. Heute sollte es ne kleine Hiking-Veranstaltung geben. Bevor wir aus der Stadt raus waren haben wir kurz am Bindhyabasini-Hindutempel angehalten, damit Subass vor Beginn des Tages den Göttern seine Aufwartung machen konnte. Religion spielt im Leben der Nepalesen eine große Rolle, durch alle Generationen hindurch. Subass ist übrigens, genau wie Surat, 29 Jahre alt.
Auf dem Weg nach Kande, dem Ausgangspunkt der Wanderung, habe ich Surat allerdings schon um einen kurzen Fotostopp gebeten, denn im Gegensatz zu gestern hatte man heute einen freien Blick auf die Annapurna. Ein Foto vom Gipfel der Annapurna I wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
Von Kande aus führt der Wanderweg immer bergauf, einen nicht unerheblichen Teil der Strecke über Treppen. Das Wetter war perfekt. Nicht zu kalt, nicht zu warm, ein Lüftchen wehte und die zweite Hälfte der Wanderung führte größtenteils durch den Wald.
Oben angekommen - oben heißt natürlich am Australian Camp, das auf rund 2050m liegt - wurden wir durch eine grandiose Aussicht auf die Annapurna-Gruppe belohnt. Besonders deutlich sieht man von dort oben Annapurna Süd, Hiunchuli und Machaphuchare, den "Fischschwanz". Den Gipfel der Annapurna I sieht man allerdings hier nicht. Ich weiß, es hat schon etliche Bergbilder in diesem Logbuch gegeben, aber auch heute ist das erste Bild des Tages ein Blick ins Gebirge: Annapurna Süd (7219m) und rechts davon Hiunchuli (6441m… für nepalesische Verhältnisse also eher ein Hügel).
Im Australian Camp haben wir eine längere Pause gemacht. Ich habe fotografiert, ne Tasse Tee getrunken und ein bisschen mit Subass erzählt. Wir zwei haben uns gut eingegroovt, nachdem ich gestern morgen noch um meine Ohren gefürchtet hatte, weil er so viel redet. Aber über unserem gestrigen Geier-Restaurant-Erlebnis haben wir zueinander gefunden.
Ein Bonus hier oben, zusätzlich zu dem Panorama, waren die Geier, die über dem Australian Camp kreisten. Da sind noch ein paar schöne Bilder entstanden und ich konnte den Schneegeier endlich sicher bestimmen.
Alleine ist man auf dieser Wanderung allerdings nicht. Viele Gruppen und Einzelreisende mit Guide sind hier unterwegs und die meisten ziehen von dort oben weiter. Das Annapurna-Gebiet ist ein sehr beliebtes Trekkingrevier. Oben am Australian Camp kann man daher auch Träger anheuern. Übrigens… noch ne kleine Anekdote am Rande, die Subass mir erzählt hat. Demnach hieß das Australian Camp ursprünglich nicht Australian Camp sondern Austrian Camp. Ich sag dazu nur „No kangaroos in Austria.“ Aber dass die armen Nepalese da schon ein bisschen durcheinander kommen, finde ich nicht weit hergeholt.
Das Doofe bei so ner Wanderung in den Bergen ist allerdings, dass es auf dem Hinweg bergauf und auf dem Rückweg bergab geht. Ich weiß nie, was ich anstrengender finde. Jedenfalls haben mir schon ein bisschen die Knie gezittert, als wir wieder unten waren.
Zurück in Pokhara sind Subass und ich noch zum Mittagessen eingekehrt und danach haben wir uns verabschiedet. Heute ist schließlich schon mein letzter Tag in Pokhara.
Programm hatte ich heute nachmittag aber natürlich noch. Ich bin mit dem Taxi zum International Mountain Museum gefahren. Ich hatte mit einem eher kleinen Museum gerechnet und eigentlich keine großen Erwartungen gehabt. Umso überraschter war ich, ein großes, modernes Gebäude zu finden, wo auf zwei Ebenen der nepalesische Himalaya dokumentiert wird. Das International Mountain Museum wurde 2004 eröffnet. Okay, am museumsdidaktischen Konzept kann man noch arbeiten, aber es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Exponate über die im Himalaya lebenden Völker samt Trachten, Werkzeugen und Kunstgegenständen. Flora und Fauna inklusive ausgestopfter Tiere. Die Entstehung des Gebirges, einschließlich Gesteinsproben und Fossilien. Und natürlich die Geschichte der Besteigungen in vielen Bildern und Berichten, sowohl auf Nepali als auch in einem niedlich knubbeligen Englisch beschrieben und beschriftet. Selbst der Yeti fehlt nicht. Satt über ne Stunde habe ich hier zugebracht und hätte es wohl auch noch länger ausgehalten, wenn ich nicht so platte gewesen wäre. Nichtsdestotrotz hat es eines der Exponate aus dem International Mountain Museum zum zweiten Bild des Tages geschafft. Ein Portrait von Tenzing Norgay, dem zusammen mit Edmund Hillary am 29. Mai 1953, also vor fast genau 70 Jahren, die Erstbesteigung des Mount Everest gelang.
Mit einem schönen Abendessen habe ich den letzten Abend hier in Pokhara begangen. Surat hat für morgen früh um 7:00 Uhr die Abfahrt angeordnet. Wir haben morgen einen langen Weg vor uns, zum Beginn des letzten Kapitels meiner Nepal-Reise.
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