13. Oktober 2022
Ich hatte eine gute Nacht in meinem echt feudalen Quartier. Sogar das Internet schnurrt hier richtig gut. Um viertel vor sechs ging aber der Wecker, denn ich wollte auch heute zeitig im Park sein. Wenn ich nach Hause komme, werde ich mich jedenfalls nicht an das frühe Aufstehen gewöhnen müssen. Ich glaube ich habe hier keinen Tag länger als bis halb acht geschlafen.
Die Gegend hier im Osten des Etosha-Nationalparks unterscheidet sich schon etwas von der im Südwesten. Die Wasserlöcher liegen hier in der Umgebung des Camps Namutoni recht nah beieinander, oft nur zehn Minuten mit dem Auto von einander entfernt. Das macht es schon deutlich einfacher, hier Tiere zu beobachten. Nichtsdestotrotz braucht man, wie immer auf Safari, Glück. Krasse Highlights wie gestern und vorgestern waren heute keine dabei. Trotzdem war es ein guter Tag.
Es ging los mit einem Besuch am Chudob Wasserloch. Hier war heute morgen richtig viel gebacken. Hunderte von Zebras kamen zum trinken, ebenso Impalas, Kudus, Gnus, Giraffen, Springböcke, Oryxantilopen, Perlhühner und tausende andere Vögel. Langweilig wird es an so einem Wasserloch nicht. Aber auch auf den Fahrten zwischendurch gab es genug an großen und kleinen Tieren zu entdecken. Elefanten habe ich auch heute reichlich zu sehen. Um genau zu sein waren das direkt die ersten Tiere nach der Einfahrt in den Park. Ich muss ja gestehen, dass ich zu Elefanten ein sehr gespaltenes Verhältnis habe. Am liebsten sind sie mir in offener Landschaft so auf 100m Abstand.
Meine Highlights des heutigen Tages waren unter anderem: die zwei Elenantilopen-Bullen am Klein Namutoni Wasserloch. Leider recht weit weg und in schlechtem Licht. Trotzdem sehr imposante Tiere und die größte Antilopenart überhaupt.
Ein weiteres Highlight waren die Kirk-Dikdiks. Das sind Zwergantilopen, ungefähr so groß wie ein Feldhase. Im Gegensatz zu den meisten anderen Antilopen, leben Dikdiks monogam und verheiraten sich fürs Leben. Die Tiere sind echt winzig. Kaum vorstellbar, wie in so ein kleines Wesen vier Mägen reinpassen. Dikdiks sind ja schließlich wie alle Antilopen Wiederkäuer. Also, ich hatte heute am gleichen Tag die größte Antilope und eine der kleinsten Antilopen auf der Liste. Da das heute meine erste Begegnung überhaupt mit Dikdiks war, gibt es als erstes Bild des Tages ein Foto von einem Kirk-Dikdik-Böckchen.
Die interessanteste Episode habe ich aber heute Mittag am Wasserloch Klein Namutoni erlebt. Ich war eigentlich schon auf dem Rückweg zur Lodge für eine Mittagspause. Da das Wasserloch aber quasi am Weg liegt, bin ich dort noch mal vorbeigefahren. Großwild war bei meiner Ankunft grade keines anwesend (kam aber dann später in Form von Impalas, Kudus und Giraffen), aber am gegenüberliegenden Ufer saß ein Trupp Afrikanische Weißrückengeier. So am Wasser hatte ich bisher noch nie Geier gesehen und wartete darauf, was jetzt passieren würde. Was soll ich sagen? Die Geier haben gebadet. Aber so richtig ausdauernd und gemütlich. Man erkennt das sehr schön im zweiten Bild des Tages. (Sorry übrigens für den Impalabock, der sich unbedingt ins Bild drängeln musste.) Zum Baden sind die Geier ein Stück weit ins Wasser marschiert, dann wurde erst der einen und dann der anderen Flügel eintauchen, und anschließend noch ein paar mal mit dem Kopf untertauchen und Wasser über den Rücken. Dann zurück an Land. Schütteln und die Flügel zum Trocknen ausbreiten. Sehr ordentlich.
An dem Wasserloch hatte auch ein Afrikanischer Löffler Station gemacht. Löffler sind mit den Störchen verwandt, etwas kleiner als ein Graureiher, und Afrikanische Löffler haben weißes Gefieder. Löffler suchen ihre Nahrung in dem sie durch seichtes Wasser marschieren und ihren an der Spitze löffelförmig verbreiterten Schnabel im Viertelkreis vor sich durchs Wasser ziehen. Genauso suchte auch der Löffler hier im Wasserloch nach Nahrung. Auf seinem Weg am Ufer entlang bewegte er sich dabei zielstrebig auf die Geier zu. Ich war sehr gespannt, was passieren würde, aber mit dem was passierte hatte ich null gerechnet. Vor diesem seltsamen weißen Vogel, der da im Wasser rührend auf sie zu kam, sind die Geier höflich ans Ufer gegangen. Dabei ist jeder einzelne Weißrückengeier doppelt so groß und schwer wie ein Löffler. Wenn man schon mal gesehen hat, wie kompromisslos sich Geier beim Fressen zanken und gegenseitig angehen, dann konnte man sich jetzt nur über die scheinbar höfliche und zurückhaltende Art dieser an sich eigentlich eher wüsten Typen wundern. Im Verlauf der nächsten halben Stunde kamen immer mehr Weißrückengeier zur Badeparty dazu. Ich dachte noch, „Fehlt jetzt nur noch ein Päärchen Ohrengeier, und die Gesellschaft ist komplett“, als schon der erste Ohrengeier einschwebte. Ohrengeier sind deutlich größer und stärker als Weißrückengeier, weshalb sie beim Fressen den Vortritt bekommen. Meistens tauchen sie alleine oder zu zweit auf, und nicht wie die Weißrückengeier in Gruppen. Auch heute waren es insgesamt zwei Ohrengeier, die sich zu der Gruppe Weißrückengeier dazu gesellten. Mit Baden hatten die beiden es aber nicht so. Die haben sich gerade mal die Füße nass gemacht, was getrunken und das war’s.
Ich hatte jetzt eigentlich gedacht, dass sich die Geier nach dem Baden und Trinken wieder auf Nahrungssuche machen und ihre Kreise am Himmel ziehen würden, oder dass sie sich zumindest auf die umliegenden Bäume zurückziehen würden. Aber nein, wie deutsche Touristen auf Mallorca haben sie sich auf dem Strand des Wasserlochs in den Sand gelegt und ein Nickerchen gemacht. Schön mit dem Kopf unterm Flügel, wie sich das gehört. Dass sie nicht auch noch bunt gestreifte Badetücher ausgelegt haben, war auch alles… *lach…
Ich hatte ja gestern schon erwähnt, dass ich es noch viel besser finde, Tiere dabei zu beobachten, wie sie etwas tun, anstatt sie nur zu sehen. Bei den Geiern am Klein Namutoni-Wasserloch bin ich heute voll auf meine Kosten gekommen. Da jetzt aber Ruhe einkehrte und die Hitze echt heftig wurde, bin ich ins Quartier zurück gefahren und habe Mittagspause gemacht. Zu Beginn der Nachmittagssafari, um kurz nach vier, bin ich nochmal in Klein Namutoni vorbeigefahren. Bis auf einen waren alle Geier weg, und der letzte schwang sich wenig später in einen der Bäume in der Nähe.
Auf einen Sonnenuntergang mussten wir heute verzichten. Es gab Wolken. Die Einheimischen rechnen damit, dass dieses Jahr die Regenzeit früher beginnt als sonst. Heute hat es jedenfalls noch nicht geregnet und das vorzügliche Abendessen (Elenantilopensteak) gab es wieder auf der Terrasse mit Blick auf das Wasserloch, das zur Lodge gehört.
Morgen heißt es Abschied nehmen von Etosha und von meinem schönen Quartier hier. Eine Morgensafari gönne ich mir aber noch, bevor ich mich auf den Rückweg nach Windhoek mache.
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