11. Oktober 2022
So… meine Safari ist rund… alles was jetzt noch kommt ist Bonus. Ihr habt es vielleicht schon am ersten Bild des Tages erkannt. Ich habe nach 37 Jahren wieder ein wildes Spitzmaulnashorn gesehen.
Mein Quartier hier liegt zwar nur 1km vom Anderson Gate, der südlichen Einfahrt in den Etosha Nationalpark entfernt, aber danach ist es ein Stück zu fahren, bis man auf Wasserlöcher trifft. Um diese Jahreszeit konzentriert sich nämlich die Aktivität der Tiere rund um die Wasserstellen im Park. Das einzige Wasserloch in der Nähe des Tores, nur zwei Minuten zu fahren, ist Ombika, und dort hatte ich gestern Nachmittag und heute morgen schon schöne Beobachtungen. Deshalb war mein Plan für heute Nachmittag, mich einfach dort hinzustellen und zu sehen was passiert. In anderthalb Stunden Ansitzen habe ich zwei Giraffen beim Trinken zugekuckt, ein paar Springböcke, ein paar Schwarzgesicht-Impalas, ein Paar Schildraben und ein Paar Kapkrähen beobachtet. Dann wurde meine Geduld belohnt. Wie ein kleiner Panzer schob sich das Spitzmaulnashorn aus dem Gestrüpp und spazierte gemütlich zum Wasserloch. Echt der Hammer. Innerhalb von Minuten war der Parkplatz voll mit Bussen und Safariwagen, dabei war beim ersten Auftritt meines Nashorns außer mir gerade mal ein anderes Auto vor Ort. Zeitweise stand der Platz so voll, dass ich mir schon Gedanken gemacht habe, was passiert, wenn dem Nashorn das alles zu viel wird. Spitzmaulnashörner sind nämlich für ihr launisches Temperament bekannt, und wenn so anderthalb Tonnen Nashorn nickelig werden, dann will man schnell starten können und nicht zwischen einem halben Dutzend Busse und Jeeps eingekeilt sein. Mein Nashorn hatte allerdings die Ruhe weg. Ich war erstaunt, wieviel Zeit sich das Tier beim Trinken gelassen hat. Ruhe und Zeit hatte auch ich, und so war ich am Ende um zwanzig vor sieben mit meinem Nashorn wieder alleine. Ein krönender Abschluss für einen Tag, der auch vorher schon viele Höhepunkte zu bieten hatte.
Kein Höhepunkt war dagegen, dass mein Wecker um 5:20 Uhr ging. Half aber nix, ich wollte pünktlich um halb sieben im Park sein. Eine richtige Entscheidung, denn morgens sind die Tiere einfach aktiver, weil es noch schön kühl ist. Ich bin der Reihe nach zu drei Wasserlöchern südöstlich von Okaukuejo gefahren. Am ersten gab es Gnus, Springböcke, und einen Schakal. Am zweiten gab es einen Oryxbullen und eine Herde Rote Kuhantilopen. Unterwegs hatte ich schon ne Herde Elefanten, große Mengen an Zebras und Springböcken, etliche Vögel und auch ein Nashorn gesehen. Das war allerdings sehr weit weg und nur von hinten zu sehen, so dass ich nicht feststellen konnte, zu welcher Art es gehörte. Ein Beweisfoto habe ich allerdings trotzdem gemacht.
Am dritten Wasserloch, Aus, standen schon in paar Autos und das erste was mir auffiel, als ich auf den Parkplatz fuhr, war der Trupp Zebras, der nervös herumtobte. Den Grund dafür sah ich fast sofort, nachdem ich das Auto günstig geparkt hatte, um alles gut beobachten zu können. Mitten im Wasserloch saß eine einzelne Tüpfelhyäne. Tüpfelhyänen sind erfolgreiche Jäger, wenn sie in Gruppen unterwegs sind. Alleine gestaltet sich die Jagd aber deutlich schwieriger, wie ich in den nächsten Minuten beobachten konnte. Nachdem die Hyäne einen erfolglosen Versuch in Richtung der Zebras gestartet hatte, patrouillierte sie am Rand des Wasserlochs entlang. Die Herde Impalas, die dort grade trank, war aber vorsichtig und stob davon, als die Hyäne ihnen zu nahe kam. Diesen Moment seht Ihr im zweiten Bild des Tages. Keine Chance für die Hyäne, allein eines der Impalas zu erwischen. Als nächstes versuchte sie ihr Glück mit dem Paar Nilgänse, das auf dem Wasserloch schwamm. Ich war nicht überrascht, dass das ganze erfolglos blieb und die Gänse unter großem Spektakel davon flatterten. Das gleiche Ergebnis brachte der Versuch, eines der zahlreichen Perlhühner zu erbeuten. Leicht gefrustet ließ sich die Hyäne wieder im Wasserloch nieder. Immerhin hatte sie was zu trinken und Abkühlung. Dann wurde es erneut spannend. Aus dem Gebüsch trat eine Gruppe Kudus und jetzt konnte man etwas über das Risikoverhalten von männlichen Jugendlichen lernen, und dass so was auch echt ins Auge gehen kann. Bei Kudus leben Männchen und Weibchen getrennt. Die jungen Böcke bleiben noch eine ganze Zeit bei der Gruppe von Muttertieren, bis sie ihre zweite Gehörnwindung bekommen. Ein solcher halbstarker Kudubock befand sich auch bei der Gruppe, die jetzt hier zum Wasser wollte. Während die Ladies vorsichtig und mit Pausen zum Wasser gingen, marschierte Monsieur aber, ganz voller Selbstbewusstsein, zum Ufer. Dass er die Hyäne nicht wahrgenommen hatte, die mitten in dem Tümpel saß, konnte ich mir kaum vorstellen. Als der junge Kudubock nur noch wenige Schritte vom Wasser entfernt war, stand die Hyäne eher halbherzig auf und bewegte sich auf ihn zu. Der Kudu fuhr herum um den Rückzug anzutreten, aber dabei verlor er mit den Hufen auf dem felsigen Untergrund den Halt und ging in einer Staubwolke zu Boden. Ich dachte schon, „Das war’s“, als die Hyäne aus dem Wasser raus beschleunigte, aber der junge Kudu schaffte es, sich hochzurappeln und Fersengeld zu geben, bevor die Hyäne ihn erreichte. Schwein gehabt für den Kudu, der jetzt gar nicht mehr so selbstbewusst wirkte, als er mit seiner Gruppe bis an den Rand des Gestrüpps galoppierte. Pech allerdings für die Hyäne, die nun weiter Hunger schieben musste, und sich schließlich auch ins Dornendickicht trollte. Die Show war vorbei.
Ihr merkt, ich kriege hier richtig Action geboten. Morgen geht es weiter in den östlichen Teil des Parks, wo ich wieder vor den Toren meine Unterkunft für zwei Nächte habe. Das vorletzte Quartier der Reise..
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