14. Juli 2020

Reiselogbuch Madeira 2020 – 14. Juli - Kurzeintrag als Handy-E-Mail

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen... Ich bin immer noch in Porto Santo. Aus dem Tagesausflug würde eine Tour mit Übernachtung. Aufgrund des stürmischen Wetters in Madeira hat Binter Canarias den Flug abgesagt und mich für ne Nacht hier im Hotel einquartiert. Der Rückflug zur Hauptinsel soll jetzt morgen früh um halb neun starten.
Tja... so kann's gehen. Wenn ich es geahnt hätte, dann hätte ich den Laptop mit eingepackt. Jetzt gibt es für heute erstmal nur einen Kurzbericht zur Lage der Dinge. Das richtige Logbuch für heute reiche ich morgen nach... samt Foto des Tages. Stattdessen gönne ich mir heute Abend ein, zwei Bier auf Kosten meiner Fluggesellschaft.

Reiselogbuch Madeira 2020 – 14. Juli - verfasst am Abend des 15. Juli

Tja… jetzt stehe ich vor der Aufgabe, zuerst ein Logbuch nicht für heute sondern für gestern zu schreiben. Das finde ich immer schwierig mit nem Tag Abstand, weil die Erlebnisse ja schon wieder von neuem überlagert wurden und ich anders drüber nachgedacht habe. Mal kucken, was draus wird…

Wenn um 5:30 der Wecker klingelt, dann ist für mich der Rest des Tages fürS‘ Erste gelaufen. Auch in den Ferien habe ich nie Lust, so früh aufzustehen, egal was an dem Tag anliegt. Einzige Ausnahme ist ne Safari, aber da war ich dann in der Regel auch am Abend vorher um neun im Bett.
Für meinen Tagesausflug hatte ich den Check-in schon am Vortag online gemacht, inklusive Rückflug, denn es sollte ja eigentlich schon um 17:50 zurückgehen. Mehr als nen Tag braucht man nicht für Porto Santo, auch wenn ich in mehreren Reiseführern gelesen hatt, dass sich ne Übernachtung dort lohnt und die Insel grade im Sommer sehr belebt sei.
Man hat ja von Madeira, anders als von den Kanaren und den Azoren so den Eindruck, als läge die Insel alleine da im Atlantik, aber auch Madeira ist Teil eines Archipels. Dazu gehören noch die Ilhas Desertas und die Insel Porto Santo. Porto Santo ist neben der Hauptinsel die einzige andere bewohnte Insel, aber mit nur 42km² viel kleiner als das 736km² große Madeira.
Für den Flug war die ATR-72 mit der Registrierung EC-KYI von Binter Canarias eingesetzt, was ich in sofern schön fand, als dass dieser Flieger für mich ein alter Bekannter war. Vielleicht fragt sich jemand, warum ein Flug zwischen zwei portugiesischen Inseln von einer kanarischen Fluggesellschaft durchgeführt wird. Bis vor ein paar Jahren flog auf der Strecke zwischen Funchal und Porto Santo die Air Açores. Die Bedienung der Strecke wurde 2018 von der portugiesischen Regierung ausgeschrieben und die Spanier bekamen den Zuschlag, bis 2021 zwischen Madeira und Porto Santo zu fliegen. Die Entfernung zwischen den beiden Flughäfen beträgt nur 58km und der Hinflug hat nur 17 Minuten gedauert. Ein schnelles Vergnügen also, in jeder Hinsicht, denn es waren mit mir nur zehn Passagiere an Bord, was das Einsteigen stark beschleunigte.
Bei der Landung auf Porto Santo, hat man das Gefühl, in einer anderen Welt angekommen zu sein. Porto Santo ist karg und hat ein ganz deutliches Mittelmeer-  oder Kanaren-Feeling, und damit meine ich eher Lanzarote als La Palma.
Der Mietwagen war schnell übernommen, ein fast flammneuer Renault Clio, und dann habe ich mich auf den Weg gemacht die Insel zu erkunden. Das Wetter war mäßig. Ein frisch-fröhlicher Wind pfiff und trieb Wolken über den Himmel und gemütlich warm war‘s jetzt auch nicht. Zuerst musste eine kurze Spottersession her, denn die EC-KYI flog wieder zurück nach Madeira. Ich habe ein paar gute Bilder machen können und ganz nebenbei direkt drei neue Vogelarten für diese Reise abhaken können, davon eine – den Wiedehopf – die ich in Makaronesien noch nicht gesehen hatte.
Anschließend habe ich mir bei Pingo Doce, einer Supermarkt-Kette, im Zentrum von Vila Baleira, dem Hauptort von Porto Santo, eine Nussbrezel und einen Muffin sowie nen Cappuccino gekauft und dann am Miradouro da Portela ein windzerzaustes Frühstück veranstaltet, immerhin mit tollem Ausblick.
Danach wurde die Umrundung des östlichen Teils der Insel fortgesetzt. Man fühlt sich wie im Gebirge, auch wenn der höchste Punkt von Porto Santo, der Pico do Facha, grade mal 516m hoch ist. Die Gipfel der Berge waren von Wolken umhüllt, und so habe ich zwar an einigen Aussichtspunkten kurz angehalten, aber zum Verweilen lud keiner ein.
Nächster Stopp war am Miradouro das Flores, am südlichen Ende von Porto Santo. Der Aussichtspunkt liegt 180m über dem Meer und bietet einen schönen Blick auf die Ilhéu do Cal, eine ebenfalls hoch aus dem Meer ragende Insel vor der Südspitze von Porto Santo. Hier habe ich mir viel Zeit gelassen, vor allem mit dem Versuch, die Alpensegler (ein weiterer Neuzugang meiner Makaronesien-Liste), die hier vorbei sausten, auf die Speicherkarte der Canon zu bannen. Viele Versuche aber begrenzter Erfolg. Naja, immerhin war die Aussicht dabei super…
Als nächstes bin ich nach Ponta da Calheta gefahren. Das ist der südlichste Zipfel von Porto Santo, quasi direkt unterhalb des Miradouro das Flores. Hier endet der 9km lange Sandstrand, der sich den größten Teil der Südostküste von Porto Santo entlangzieht. Im Gegensatz zu Madeira, wo es kaum Strände gibt, ist Porto Santo mit Strand gesegnet und normalerweise im Sommer ein klassisches Badeziel. Aber durch die Corona-Situation sieht es auch hier mau aus. Kaum jemand da und die, die da sind, sind Portugiesen und ne Handvoll Deutsche. Ich hab nen kleinen Strandspaziergang gemacht, eine noch näher zu identifizierende Seeschwalbe fotografiert (mein Bestimmungsbuch gab keine ausreichenden Infos) und ich habe meine Füße in den ziemlich frischen Atlantik gehalten. Tja, und damit war die Besichtigung von Porto Santo eigentlich beendet und es war grade mal halb zwei.
Ich bin nach Vila Baleira zurückgefahren und habe erstmal in einem Lokal am Dorfplatz eine späte Mittagspause gemacht. Danach war ich müde und wäre eigentlich schon bereit für den Heimflug gewesen. Was bei mir dann Wunder wirkt, und was ich in Italien, Spanien und Portugal entsprechend auch fast täglich tue, das ist nen Kaffee zu trinken… Also das, was man hier café oder bica nennt (oder in Spanien café solo oder in Italien espresso). Das ist genau der Pick-me-up, den ich dann brauche.
Ich habe also noch einmal die Runde um den östlichen Teil der Insel gemacht, wie schon heute morgen nach dem Frühstück. Die Sonne zeigte sich öfter und so entstand auch das Bild des Tages. Man kriegt einen Eindruck von der kargen Landschaft. Dabei war Porto Santo bei seiner Entdeckung im 15. Jahrhundert dicht bewaldet. Alles abgeholzt, und man beginnt grade erst wieder mit dem Aufforsten.
Auf dem Weg zum Flughafen habe ich für 10 Euro Sprit in den Clio gefüllt, noch ein bisschen Vogelbeobachtung an einem kleinen Stausee betrieben und dann das Auto wieder auf den Parkplatz der Mietwagenfirma gestellt. Um diese Uhrzeit, kurz vor 17:00Uhr arbeitete da keiner mehr und ich habe den Schlüssel in die bereitstehende Box geschmissen und bin durch die Sicherheitskontrolle für den Rückflug.
Jaaaaaa… und dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Es wurde spät und später. Kein Boarding. Wenig später landete ein Airbus der easyJet, der eigentlich von Basel nach Funchal hätte fliegen sollen, stattdessen in Porto Santo. Porto Santo besitzt zwar nur einen kleinen Flughafen aber mit einer großen, nur gnädigen Winden ausgesetzten Landebahn – ideal für Ausweichlandungen. Dann trudelten auch noch TUIFly und TAP ein und an einen Flug nach Madeira war immer noch nicht zu denken.
Irgendwann entschied sich Binter Canarias, unseren Flug zu streichen. Auf diese Weise wollte ich jetzt nicht unbedingt an ne Nacht in Porto Santo kommen… Immerhin hatte Binter schon ein Hotel für uns organisiert. Wir bekamen die Adresse, wurden auch schon für den Flug am kommenden Morgen eingecheckt und so, wie jeder von uns abgefertigt worden war, ging‘s rein ins Taxi und ab zum Hotel. Ich glaube, die Mitarbeiter im Hotel haben sich gefreut, dass es noch ein paar zusätzliche Gäste gab, denn die meisten der Strandhotels hier stehen aktuell weitgehend leer. Das Abendessen war inklusive, allerdings nur sehr mäßige Hotelkost. Immerhin habe ich mir zwei große Coral auf Kosten von Binter servieren lassen. Und dann ging‘s ins Bett.


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