26. April 2019
Heute war ein wechselvoller Tag… Der Wecker ging um 8 Uhr, weil ich mich einchecken wollte bzw. musste. Aegean Airlines öffnet den Online-Checkin 48 Stunden vor dem Abflug, und erst dann kann man einen normalen Sitzplatz (der nicht mehr Geld für extra Beinfreiheit kostet) aussuchen. Damit wirft das Ende des Urlaubs schon seinen Schatten voraus.
Nach dem Frühstück habe ich mich in den Aygo geschwungen und bin in Richtung Westen gefahren. Im Vergleich zu gestern, wo ich in Ost-Kreta war und sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt gegen die Sonne kucken musste, war das heute schon angenehmer. Auf der Hinfahrt hatte ich die Sonne im Rücken und auf der Rückfahrt auch… *lach… Auch auf dem Weg nach Westen endet die Autobahn von Heraklion aus nach ein paar Kilometern und danach geht es auf der gut ausgebauten Landstraße weiter. Ich muss sagen, ich komme mit dem Verkehr hier gut klar. Man muss sich halt an ein paar Sachen gewöhnen. Standspuren sind normale Fahrspuren, wenn von hinten jemand schnelleres kommt, Fahrbahnmarkierungen haben Empfehlungscharakter, das gleiche gilt für Geschwindigkeitsbeschränkungen, Überholverbotsschilder und doppelt durchgezogene Mittellinien. Blitzkisten werden vorher mit zwei Schildern angekündigt und entsprechend wird kurz vorher aus Anarchie und Willkür gesetzeskonformes Fahren und danach geht‘s weiter wie vorher… bis zur nächsten Blitze. Einzig mildernder Umstand ist die Geschwindigkeit. Schneller als 110km/h fahren hier nur die allerwenigsten.
Erster Ziel meiner heutigen Tagestour war Rethymno. Die Stadt ist ein bisschen größer als Euskirchen und damit aber trotzdem die drittgrößte Stadt von Kreta. Von Heraklion nach Rethymno sind es gute 80km. War auf der Schnellstraße ganz gut zu fahren, bis ich mich ein paar Kilometer vor dem Ziel entschloss, eben diese letzten Kilometer auf der alten Nationalstraße, sozusagen über die Dörfer zurückzulegen. Von da an war Schluss mit lustig. Viel Verkehr und dann quasi ab Ortseingang Rethymno Stau. Ich war schon echt angep***t als ich es bis ins Zentrum geschafft hatte. Was man wohl nicht vergessen darf ist, dass Rethymno einerseits im Herzen der ostkretischen Touristengegend liegt und hier sowieso schon entsprechend viel los ist, und andererseits heute Feiertag war, und so auch die Kreter selber sich nen schönen Tag machen wollten. Feiertag? Ja, genau. Heute ist der orthodoxe Karfreitag. Durch die unterschiedlichen liturgischen Kalender fallen das orthodoxe und das römisch-katholische Osterfest fast nie zusammen. Dass dieses Jahr nur ne Woche dazwischen liegt ist schon ungewöhnlich.
Nachdem ich mich ziemlich entnervt bis ins Stadtzentrum gestanden hatte – von fahren konnte man kaum sprechen – habe ich zum Glück direkt am Hafen und damit sehr zentral einen Bezahlparkplatz ergattert. Das muss man schon sagen, Parken ist hier auf Kreta nicht teuer, wenn man überhaupt dafür bezahlen muss. Ich habe für drei Stunden im Zentrum von Rethymno 2,30 Euronen hingelegt. Was einem guten Deutschen aber die Tränen in die Augen treiben kann, das sind die Spritpreise. Super 95 kostet im Schnitt 1,70 Euro pro Liter und für nen Liter Diesel ist man mit 1,45 Euro dabei. Ich weiß wohl nicht wie das hier mit Kfz-Steuer aussieht.
Nach dem ich den Aygo abgestellt hatte, bin ich ein bisschen durch Rethymno spaziert.Ist ein hübsches Städtchen, mit einer Altstadt aus verwinkelten, autofreien Gässchen, Souvenir-Läden und Restaurants. Ausführlich habe ich mir die venezianische Festung angesehen, die hoch über der Stadt thront und tolle Blicke über Rethymno, die kretische Nordküste und das Mittelmeer eröffnet. Dann ging‘s zum Mittagessen.
Nach der Mittagspause wollte ich zum Moni Arkadiou (Μόνη Αρκαδίου) fahren, dem Kloster Arkadi, das als Kretas „Nationalheiligtum“ gilt. Hier hatten sich 1866 während des kretischen Freiheitskampfes gegen das osmanische Reich mehrere hundert Widerstandskämpfer samt Frauen und Kindern verschanzt. Als die türkischen Truppen das Kloster stürmten, sprengte der Abt von Moni Arkadiou das Pulvermagazin, wobei fast alle Kreter aber auch viele osmanische Soldaten starben.
Es war schon halb vier als ich endlich von Rethymon unterwegs war und dank der schlechten Beschilderung habe ich erstmal die richtige Ausfahrt von der Schnellstraße verpasst. Ich war echt sauer, denn mir war klar, dass ich zu weit gefahren war, aber bei so ner wichtigen Sehenswürdigkeit hatte ich eigentlich ne gute Beschilderung erwartet. Ich war drauf und dran nach Heraklion weiterzufahren, aber dann hat es mich doch so gefuchst, dass ich die nächste Abfahrt genommen habe und mich dann über die alte Nationalstraße bis nach Moni Arkadiou durchgeboxt habe. Auf diese Weise habe auch ein bisschen Landschaft hier zu sehen bekommen, Berge, Olivenhaine, Bäche, Dörfchen, kleine Wäldchen, Feigenbäume rechts und links der Straße, eine Pracht von Frühlingsblumen in den Gräben und an den Böschungen, und über allem in der Ferne thronend die schneebedeckten Gipfel des Psiloritis. Das ist mit 2456m der höchste Berg Kretas.
Das Kloster lag im herrlichen Abendlicht als ich um halb fünf dort ankam. Ich war zwar nicht ganz alleine, aber der Ort strahlt trotz seiner grausigen Geschichte eine schöne Ruhe aus, und mein Ärger war schnell verflogen. Das Zentrum der Anlage ist die venezianische Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Das ist auch das heutige Bild des Tages. Wenn Ihr genau hinseht, dann erkennt Ihr am rechten Bild Rand in der Ferne den Schnee am Hang des Psiloritis. Ich habe mir die Kirche und die Anlage angesehen und in der Kirche auch zwei Kerzen angemacht. Das habe ich nämlich auch schon gelernt: in orthodoxen Kirchen macht man zwei Kerzen an, eine für die Lebenden und eine für die Toten.
Knapp anderthalb Stunden hat dann die Rückfahrt nach Heraklion gedauert. In der Stadt angekommen habe ich in einem Supermarkt noch etwas kretischen Rotwein für die Abendgestaltung gekauft und es mir dann im Hotel gemütlich gemacht, Bilder gesichtet und Logbuch geschrieben.
Morgen ist der letzte Tag. Mal kucken was ich damit mache :-)
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