23. April 2019
Der erste Tag auf Kreta… Ich habe heute morgen erst mal gemütlich ausgeschlafen und mir dann das sehr umfangreiche Hotelfrühstücksbuffet gegönnt… damit war ich echt bis heute abend satt… Nach dem Frühstück habe ich mich in den Toyota Aygo gesetzt und bin losgefahren. Ich hatte mir zuerst überlegt, heute direkt mit der Hauptsehenswürdigkeit von Kreta, dem Palast von Knossos, zu beginnen, aber dann habe ich mich doch zu einer kleinen Inseltour in den Süden entschlossen, mit Besuch in Phaistos und in Gortyna. Ich bin zwar eigentlich mit einem Stadtplan von Heraklion und zwei verschiedenen Landkarten von Kreta (eine aus dem Baedecker und eine, die ich von der Autovermietung bekommen habe) versehen, aber beim griechischen Verkehr ist das Hantieren mit Karten eher unangebracht. Ich habe es also mit meinem Orientierungssinn und mit der Beschilderung in der Stadt versucht und was soll ich sagen? Nach ein paar verfransten Startschwierigkeiten hat es ganz gut geklappt. Allerdings übe ich grade wieder das griechische Alphabet, denn es gibt zwar auch Schilder in lateinischer Beschriftung aber die Rechtschreibung ist da oft etwas – wie sag ich das jetzt nett? - phantasievoll, so dass man schon besser gestellt ist, wenn man weiß, wie der Ortsname auf griechisch aussehen soll.
Wie gesagt, ich hatte die Stadt dann doch relativ schnell hinter mir, und habe mich auch schnell wieder an den griechischen Verkehr und die Art des Autofahrens hier gewöhnt. Wobei ich sagen muss, dass ich es von meiner Peloponnes-Rundfahrt deutlich schlimmer in Erinnerung hatte. Autofahren hier auf Kreta ist noch recht gemäßigt im Vergleich zum griechischen Festland und wird eigentlich nur durch zu ängstliche Touristen in Mietwagen erschwert. Da zähle ich mich jetzt aber ausdrücklich nicht zu. Ich habe heute schön mit gehalten.
Erstes Ziel heute war der minoische Palast von Phaistos, fast an der Südküste von Kreta gelegen und gute 50km von Heraklion entfernt. Ich gestehe, dass ich über diesen Bereich der Geschichte noch nicht besonders viel weiß und gerade dabei bin, mich einzulesen. Da der Begriff ‚Minoer‘ mich auf dieser Tour wohl durchgehend begleiten wird, hier ein paar allgemeine Infos: Kreta war das Zentrum der Kultur der Minoer, die ungefähr in der Zeit zwischen 2000 v. Chr. und 1000 v. Chr. auf Kreta eine bronzezeitliche Hochkultur, komplett mit Schrift und Religionssystem, schufen. Damit sind die Minoer die erste Hochkultur Europas und deren sichtbarste Überreste sind die minoischen Palastanlagen hier auf Kreta. Der in Knossos ist der größte, gefolgt von dem in Phaistos. Die Anlage in Phaistos wurde ungefähr 1700 v. Chr. auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus errichtet, also ungefähr zu der Zeit, als in Ägypten die Tempel von Luxor und Karnak entstanden.
Von dem Palast, der angeblich auf König Minos selbst zurückgehen soll, sind etliche Grund- und Stützmauern erhalten. Im Bild des Tages erkennt man ganz rechts die Treppe, die zum Haupteingang führt und links vor der großen Mauer die Sitz-Stufen des „Theaters“. Im Hintergrund sieht man die schneebedeckten Berge von Zentralkreta.
Insgesamt ist die Anlage etwas größer als ein Fußballfeld. Okay – im ersten Moment stand ich da und dachte mir „Aha… das ist es also“, weil es natürlich weder mit ägyptischen noch mit klassisch-griechischen oder römischen Überresten mithalten kann, aber nachdem ich dann einiges an Zeit mit dem Erkunden des Palastes von Phaistos verbracht und auch heute schon einiges zum Thema Minoer gelesen habe, finde ich es nicht fair, den Vergleich zu Ägypten oder Rom oder griechischen Ruinen im Mittelmeerraum überhaupt anzustellen. Das, was man in Kreta sieht ist ein Teil des Fundamentes, auf dem das klassische Griechenland und später das römische Reich entstanden. Und was ich an der minoischen Epoche auf Kreta besonders interessant finde: es gibt keine Befestigungsanlagen und die Paläste waren keine Burgen. In der minoischen Zeit lebten die Leute hier im Frieden.
Eine ganze Weile bin ich durch die Ruinen gestreift und habe fotografiert und mir alles angesehen. Ein großer Vorteil, den Phaistos laut Reiseführer gegenüber Knossos hat, ist, dass es nicht so voll ist. Okay, alleine war ich auch hier nicht und ich musste schon ein bisschen abwarten und lauern, bis ich das Bild des Tages menschenfrei hatte, aber alles in allem ging es in Phaistos doch gemütlich zu.
Auf der Rückfahrt von Phaistos gab es noch einen kurzen Stopp in Gortyna, wo ich mir die römischen Ausgrabungen angekuckt habe. Gortyna war mal ne große römische Stadt, sogar die Hauptstadt der römischen Provinz Creta und später von Creta et Cyrene. Ist aber eher unspektakulär, was es hier zu sehen gibt, bis auf die sogenannte „Große Inschrift“. Das ist die Stadtverfassung von Gortyna aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., der älteste Gesetzestext Europas. Der war ursprünglich in ein Gebäude auf dem griechischen Marktplatz eingemeißelt, und die Römer haben die Steine beim Bau des Theaters wieder verwendet.
Zurück in Heraklion, bin ich noch zum alten Hafen runter spaziert und habe mir das venezianische Kastell, das die Hafeneinfahrt schützt, angesehen. Zum Schluss das Tages gab es ein schönes Abendessen in einem vom Lonely Planet empfohlenen Fischrestaurant. Auf dem Heimweg habe ich noch einen Supermarkt gesucht und bin dabei ein bisschen durch das recht große, autofreie Stadtzentrum von Heraklion unterwegs gewesen. Ich muss sagen: so richtig hübsch mag die Stadt vielleicht nicht sein, aber sie ist sehr lebendig, sauber, schön angelegt und voll mit Leuten unter denen nur vereinzelt Touristen sind. Es gefällt mir jedenfalls gut hier.
Was morgen ansteht weiß ich noch nicht. Das Programm werde ich wahrscheinlich wieder ähnlich spontan wie heute handhaben.
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