9. Oktober 2016

Tag eins in Uganda... ich bin reizüberflutet... *lach... Soviel kann ich allerdings schon sagen: es ist hier genauso, wie ich es mir vorgestellt habe... und noch besser.
Mein Tag begann recht gemütlich im Lake Victoria View Guest House. Schon gestern abend hatte meine Reiseleiterin Dani(ela) dort angerufen und mir gesagt, dass ich um 9:00Uhr abgeholt würde für den Transfer nach Jinja. Dieser Teil der Reise gehört nicht zum offiziellen Programm, das Abendsonne Afrika ausgeschrieben hatte. Aber nach Uganda zu fahren und nicht Jinja zu besuchen, wo der Nil aus dem Victoriasee entspringt, das geht für mich einfach nicht. Daher das kleine Vorprogramm, das sich auch problemlos arrangieren ließ.
Nach einem gemütlichen Frühstück in Entebbe habe ich meine Sachen gepackt und um kurz nach neun war mein Fahrer da für die Fahrt nach Jinja. So richtig weit ist das eigentlich nicht, aber Dani hatte gestern abend ca. vier Stunden veranschlagt. Man muss nämlich mitten durch Kampala durch, und der Verkehr in afrikanischen Großstädten ist halt schwer einzuschätzen. Wir haben im Endeffekt gut drei Stunden gebraucht, aber besser so als auf drei Stunden Fahrt eingestellt zu sein und dann vier Stunden brauchen. Kampala ist eine afrikanische Großstadt, wie man - oder zumindest ich – sie mir vorstelle. Verkehrschaos, Bausünden, Müll... und obendrüber kreisen die Marabus und beseitigen letzteren... Wäre das doch mit dem Verkehrschaos und den Bausünden auch so einfach. Wir mussten zum Glück nicht mitten durchs Stadtzentrum und da heute Feiertag war - der 9. Oktober ist nämlich der ugandische Unabhängigkeitstag - war der Verkehr noch recht gemäßigt. Ich muss gestehen: nachdem wir Kampala hinter uns hatten bin ich ein paar mal eingepennt. Der Flug steckte mir offensichtlich doch etwas mehr in den Knochen als ich gedacht habe... da war es mit zehn Stunden Schlaf in der vergangenen Nacht nicht getan.
In Jinja fuhr mein Fahrer zielstrebig auf den Parkplatz eines Modekaffeehauses... nein... keine Sorge... Starbucks gibt’s hier noch nicht. Aber „Java House“ ist eine kenianische Kette, die vergleichbar daherkommt wie der Pionier aus Seattle und in seinem Gefolge Costa Coffee, Caffé Nero und wie sie alle heißen. Hier habe ich dann Dani kennengelernt, meine Reiseleiterin. Wenn ich das heute alles so richtig verstanden habe, dann wird sie für die nächsten zwei Wochen das Kommando haben, und auch den Safari-Jeep fahren. Hier in Jinja befindet sich nämlich das Hauptquartier meines örtlichen Reiseveranstalters. Den Namen der Agentur habe ich leider im Moment vergessen – und bin auch zu faul ihn nachzukucken – aber insgesamt ist die ganze Operation „Franti in Uganda“ nicht ganz unkompliziert. Mein Reiseveranstalter, bei dem ich gebucht habe, ist 'Abendsonne Afrika'. Die Reise selbst wird aber von denen nur vermittelt. Veranstaltet wird das von 'Wigwam Reisen'. Und die wiederum haben die örtliche Agentur mit der Durchführung beauftragt. Übrigens - wenn ich letztes Jahr mit Ikarus die Tour gemacht hätte, dann hätte ich das gleiche Team gehabt wie jetzt. Dani und natürlich vor allem ihr Chef arbeiten nämlich auch für die.
Zuerst habe ich mal mit Dani nen Kaffee getrunken. Den brauchte ich auch. Danach ging's zum Jinja Sailing Club und dort startete unsere Bootstour auf dem Victoriasee zur 'Nilquelle'. Okay – an dieser Stelle ein paar Hintergrundinfos. Der Victoriasee ist riesig. Von Jinja, das am Nordufer liegt, bis zum Südufer, das zu Tansania gehört, sind es 400km. Es gibt jetzt aber nicht einfach so ein Ufer, sondern das ist alles eher zerklüftet, mit vielen Buchten und Inselchen. Einen uneingeschränkten Blick auf den See habe ich noch nicht gehabt und weiß auch nicht, ob der hier überhaupt möglich ist. Der Nil fließt hier in Jinja aus dem Victoriasee raus, aber natürlich sind die Flüsse, die in den See reinfließen, vor allem der Kagera, die eigentlichen Quellen des Nils.
Ich hatte nur eine kurze Bootstour erwartet aber es war eine ausgedehnte Bootssafari und die Ausbeute, vor allem an Vogelarten, war erstaunlich. Ich habe in 24 Stunden in Uganda schon 37 Vogelarten gesehen, einen großen Teil davon auf dieser Bootstour. Und dann gab es natürlich den Ursprung des Nils. In einem breiten Strom ergießt sich der Fluss aus dem Victoriasee. Leider ist es nicht mehr so spektakulär wie damals im Jahr 1862, als der britische Forscher John Hanning Speke als erster Europäer auf den Hügeln oberhalb des Nilursprungs stand. Es ist nicht einmal mehr so spektakulär wie damals, als mein kleiner Bruder und seine Freundin (und spätere Frau) hier waren. Dafür sorgen zwei Staudämme, die zwar die Gegend schön mit Strom versorgen, aber dafür die Stromschnellen und Wasserfälle zugedeckt haben.
Trotzdem – ich wollte schon immer mal zum Ursprung des Nils und heute war ich dort... Der absolute Hammer... und dann auch noch die Tierwelt... okay – an Säugern gab es nur Grüne Meerkatzen und an Reptilien nur einen fetten Nilwaran, aber die Vögel waren fantastisch. Die Bilder des Tages sind dementsprechend nicht wirklich überraschend. Zuerst seht Ihr den jungen Nil. Grade mal ein paar hundert Meter ist er hier alt und hat noch mehr als 6800km bis zum Mittelmeer vor sich. Das zweite Bild zeigt einen Malachite Kingfisher, einer der Stars auf der Bootssafari... und ich muss gestehen, dass mir die Wahl nicht leicht gefallen ist.
Nach der Bootssafari gab es ein kleines und spätes Lunch im Jinja Sailing Club, mit Dani und mit Helmut, dem Chef der örtlichen Agentur und ein Expat Münchener... (Ex-Pat ist die Kurzform von Expatriate, also jemand der vorübergehend oder dauerhaft im Ausland lebt... in der Regel geht es dabei um Westerners... durch meine Besuche bei den UN-Eichhorns habe ich ja ein bisschen Erfahrung bei der Begegnung mit Expats...).
Dani hat mich nach dem Essen zur Nile Porch Lodge gefahren. Hier residiere ich mit fantastischem Blick über den (leider gestauten, aber dafür leisen und nicht mehr über die Stromschnellen rauschenden) Nil.
Um halb sieben heute Abend ist Helmut noch auf ein Bier in der Lodge vorbei gekommen und ich habe mich darüber hinaus auch sehr nett mit Hans, dem Vater der aus Österreich stammenden Managerin der Lodge (der auch hier zu Besuch ist), unterhalten. Zur Zeit bin ich ja noch ohne Reisegruppe und ich kann nur sagen, dass die Expat-Gemeinde hier in Jinja sehr freundlich und aufgeschlossen ist, so wie ich das bei meinen Besuchen bei den Eichhorns von den Expats gewohnt bin. Dani hat mir in dem Zusammenhang erzählt, dass es schon einen deutlichen Unterschied zwischen den Expats von Jinja und denen von Kampala gibt. In Kampala sind die Leute eher auf Zeit, wohingegen die Gemeinde hier in Jinja aus Menschen besteht, die in Uganda 'hängengeblieben' sind.
Okay... das soll für heute reichen. Meine dritte Flasche 'Nile Special' ist zu Ende und dieses Logbuch soll ja nicht in einen Roman ausarten. So viel auf jeden Fall: meine Uganda-Tour hatte einen Start nach Maß. Morgen kann ich ausschlafen. Um halb zwölf kommt Dani mich abholen und es geht zurück nach Entebbe, wo morgen im Laufe des Tages der Rest der Gruppe aufschlägt. Ich werde berichten :-)

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