28. September 2007
Okay... zu Hause ist Land unter und ich sitze hier im sonnigen Griechenland und lass es mir gut gehen. Meine Mutter sagt ich soll mir keine Sorgen machen... leichter gesagt als getan. Also, während meine Gedanken immer wieder zur Erftüberschwemmung schweifen und ich mir das alles gar nicht so richtig vorstellen kann, bin ich immer noch hier auf dem Peloponnes unterwegs und natürlich gibt es auch einiges zu berichten.
Heute morgen ging’s in Sparta los – nach ein paar spektakulären Blicken auf den Taigetos kurvte die Straße durch ausnahmsweise mal nicht verbrannte Berge und Hügel Richtung Tripoli und dann weiter in Richtung Argos. Als erstes standen die mykenischen Ruinen von Tiryns auf dem Programm. Wie das meiste hier ziemlich beeindruckend. Dabei sind diese Überreste locker mal 800 bis 1000 Jahre älter als zum Beispiel Olympia oder die Akropolis. Riesige Steinklötze wurden zu gewaltigen Mauern aufgeschichtet. Da hätte ich als Angreifer schon gar keine Lust mehr gehabt, wenn es in den Krieg gegen diese Mauern gegangen wäre. Interessant auch die falschen Gewölbe, die die ganz alten Griechen damals gebaut haben. Da wurden die Steine nämlich nicht in einer Rundung über einen Gang gespannt, sondern man setzte jeden Stein ein bisschen weiter nach innen, bis man irgendwann oben in der Mitte zusammenstieß. Nach diesem kleinen Einstieg in die mykenische Architektur und Kultur bin ich gespannt, was mich in Mykene selbst erwartet. Wenn alles glatt läuft, dann ist der Besuch dort für übermorgen angesetzt.
Nach dem Ausflug zu den Anfängen der aufgezeichneten Geschichte ging’s dann weiter nach Nafplio, wo für die nächsten beiden Nächte mein Nachtquartier ist. In meiner Pension hab ich schon zwei Leute kennen gelernt, Gary und Louisa aus Victoria, British Columbia, die sich ihren Vorruhestand mit einer dreiwöchigen Tour durch Griechenland schön machen und mich schon auf nen Drink eingeladen haben. Nach zwei üppigen Gläsern Canadian Club-Whiskey war ich dann schon ziemlich scheibes und habe mich, weil es noch nicht mal sechs Uhr nachmittags war, höflich empfohlen. War aber echt lustig.
Vorher war ich aber hier in Nafplio noch auf der Zitadelle... die ist zwar grade mal so dreihundert Jahre alt, aber deshalb nicht minder beeindruckend. (Ich glaube beeindruckend wird auf dieser Tour zu meinem Lieblingsadjektiv.) Man hat einen herrlichen Blick über die kleine Stadt und den Golf von Argolis. Und das ist auch das Bild des heutigen Tages. Zum Glück hatte ich ja nen Mietwagen und konnte hoch fahren auf die Festung. Zu Fuß geht’s nämlich auch – und die Einheimischen behaupten, dass es 999 Stufen bis nach oben sind. Ich werde nicht nachzählen. Jedenfalls habe ich mir auf der Zitadelle nen gemütlichen Nachmittag gemacht, mir alles genau angekuckt und mich dann an nem gemütlichen Plätzchen mit guter Aussicht in die Sonne gesetzt und ein bisschen gelesen. Ich muss sagen, dass ich das im Moment unglaublich genieße – irgendwo zu sitzen und zu lesen, während die Bustouristen vorbeimarschieren und neidisch kucken. Morgen geht’s nach Epidauros. Da habe ich schon mal den Shakespeare, an dem ich momentan arbeite, eingepackt und werde sehen, dass ich im dortigen Theater ein bis zwei Akte verdrücken werde. Hihi... ich bin im Urlaub.
Okay, damit habe ich ja auch schon gesagt, was morgen auf dem Programm steht. Ich hoffe das Wetter bleibt so schön sonnig wie heute und es sind nicht ZU viele Reisebusse in Epidauros im Weg. Ich werde erzählen :-)
Oh – zwei Informationen, die ich fast vergessen hätte, die ich aber für echt interessant halte: 1. Nafplio war die erste Hauptstadt des grade von den Türken unabhängig gewordenen Griechenlands, bevor der neue König die Hauptstadt nach Athen verlegte; und 2. die Zitadelle wurde übrigens von den Venezianern gebaut, als Nafplio Anfang des 18. Jahrhunderts im Besitz von Venedig war.
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