20. Juli 2009

Heute war Abschied von Big Bend angesagt und Ihr wisst ja wie das ist, immer wieder kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Nachdem ich gestern noch über den Mangel an Großwild geklagt hatte gab’s heute morgen erst den zweiten Hirsch, den ich aber leider nicht fotografieren konnte und dann, nur wenige Meilen vor der Ausfahrt aus dem Park, einen kleinen Trupp Pekaris, oder Javelinas, wie man sie hier nennt (was ich recht interessant finde, denn in Costa Rica, wo ich mein bis heute einziges Pekari gesehen habe und zwar mitten im tropischen Regenwald heißen Pekaris „sainos“). Damit wäre ich heute also direkt zum Einstieg des Logbuchs beim Bild des Tages. Obwohl Pekaris verblüffend wie Schweine aussehen sind sie mit diesen nicht so nahe verwandt wie man meinen sollte, sondern bilden mit ihren vier Arten (die letzte wurde erst vor fünf Jahren im brasilianischen Amazonas-Dschungel entdeckt und beschrieben) eine eigene Familie, nämlich die der Nabelschweine. Sie sind, wie ich aus eigener Beobachtung sagen kann, vom tropischen Regenwald bis zur nordamerikanischen Halbwüste anzutreffen. Naja und heute morgen hatte ich das Glück, dass mir ein vier Köpfe starker Trupp begegnet ist, die auch noch lange genug für zwei, drei Fotos stehen geblieben sind bevor sie sich ins Gestrüpp trollten.
Eigentlich hatte ich ja ein anderes Bild als Bild des Tages geplant. Wie ich gestern ja erzählt habe wollte ich heute nicht über den Interstate 10 sondern über den Highway US-90 zurück nach San Antonio fahren. Ein US-Highway ist in den USA ungefähr das, was bei uns ne Bundesstraße ist. Das zu tun war auch eindeutig die richtige Entscheidung, denn es war zum einen eine Abwechslung von der Anreisestrecke und zum anderen auch landschaftlich sehr interessant... wobei jetzt auch die dreiviertel Stunde, wo die Landschaft platt wie ein Teller war und die Vegetation nur aus ein paar Dornensträuchern bestand, interessant war. Man muss es halt nur nicht öfter oder länger haben... Unter anderem führt der US-90 auch über den Canyon des Pecos River, zu Spanisch Rio Pecos. Na, wer von Euch hat Karl May gelesen??? :-) Da war doch das Zuhause der edlen Apachen. Genau!
Der Pecos River entspringt in der Nähe des Dorfes Pecos, einem kleinen Ort in der Nähe von Santa Fe im Bundesstaat New Mexico. Von dort fließt er fast 1500km durch New Mexico und Texas bevor er in der Nähe von Del Rio in den Rio Grande mündet. Also genaugenommen mündet der Pecos River inzwischen in den Amistad-Stausee des Rio Grande und auf den letzten Kilometern ist der Pecos schon ein Ausläufer dieses Gewässers und fließt nicht mehr wirklich durch seinen Canyon. Aber schön anzusehen ist die Schlucht doch und der US-90 überquert sie auf der mit mehr als 80m höchsten Highway-Brücke von Texas. DIE sollte eigentlich das Bild des Tages werden, und hätte es auch fast geschafft, wenn da nicht die Pekaris gewesen wären. Harte Konkurrenz hätte sie aber sogar ohne die Borstentiere gehabt, denn unterwegs ist mir schon wieder eine Truthahn-Geier-Fressorgie begegnet, die sich auch recht gut fotografieren ließ. Dieses Mal war das Opfer eine plattgefahrene Klapperschlange, die erste übrigens lebend oder tot, die mir in freier Wildbahn je begegnet ist.
Ja, und jetzt bin ich wieder in San Antonio. Morgen gibt es das übliche Touri-Programm. Den Alamo, wo man in San Antonio einfach nicht drumherum kommt, den River Walk (wobei es sein kann, dass ich den auslasse... muss ich mal kucken) und den Mission Trail, wo man die alten Missionsstationen besichtigen kann. Vielleicht komme ich auch noch ein bisschen zum Shoppen. Das wäre nicht soooo schlecht. Morgen abend bin ich mit Mari Vera zum Abendessen verabredet. Da bin ich mal sehr gespannt drauf. Wir haben zusammen studiert in Hattiesburg und sie war damals mit bei der Austauschstudenten-Clique dabei, obwohl sie selber hier aus den USA stammt. Längere Geschichte, wen’s interessiert der frage bitte und ich erzähle sie gerne. Jedenfalls haben wir uns, wenn ich richtig gerechnet habe zwölf Jahre nicht gesehen und uns erst im Frühjahr, Facebook sei Dank, wieder gefunden. Da bin ich mal sehr sehr gespannt. Für heute aber entlasse ich Euch mit dem unerwarteten Foto, den Pekaris.



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