28. Juli 2010
Ich hab's geschafft – ich war auf den Scilly Islands... und könnte mir glatt vorstellen, da bei Gelegenheit noch mal hin zu fahren. Es ist echt schön da. Los ging's heute morgen in aller Herrgottsfrühe. Um sechs war wecken – das ist für mich in den Ferien ne absolut unchristliche Zeit. Aber half ja nix. In Newquay am Flughafen wurde schnell eingecheckt. In Anbetracht der Tatsache, dass der Flug mit einer DeHavilland Canada DHC-6 Twin Otter mit maximal 17 Passagieren durchgeführt wurde war das auch kein Wunder. Zu Fuß ging's über das Rollfeld zum Flieger, man setzt sich, schnallt sich an, in Ermangelung einer Stewardess beginnt der Erste Offizier mit dem Erläuterungen zur Handhabung der Notausgänge und dann – alles zurück, wieder aussteigen und ins Terminal, denn auf den Scilly Islands ist Nebel und da macht man sich verständlicherweise bei Scillonian Skybus gar nicht erst die Mühe loszufliegen. Ne halbe Stunde später kommt dann wieder das Kommando 'vorwärts' und binnen Minuten braust unsere Twin Otter über die Startbahn in Newquay und hebt in den wolkenverhangenen Himmel von Süd-Cornwall ab. Ne halbe Stunde dauert der Flug nach St. Mary's, der größten der Inseln. Kurz zur Erklärung: die Isles of Scilly liegen 45km südwestlich von Land's End. Die Inselgruppe besteht aus über 140 Inseln, manche davon nicht mehr als ein paar aus dem Wasser ragende Felsen, und nur sechs der Inseln sind bewohnt. Die größte ist St. Mary's und hier liegt sowohl der Flugplatz als auch der Haupthafen, wo die Fähre aus Penzance ankommt.
Nur 600m ist die Hauptpiste des Flugplatzes in St. Mary's lang, aber für die Twin Otter ist das noch reichlich. Ich muss ja gestehen, der Flug mit einer Twin Otter war einer der Hauptgründe, dass ich den Ausflug auf die Scillies überhaupt gemacht habe und ich habe mich prompt in den Flieger verliebt :-) Er ist nicht bequem, er ist nicht schnell, er ist ziemlich laut innen drin, es gibt keinen Service an Bord und Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, aber ich konnte die Twin Otter schon immer gut leiden und heute war dann die Gelegenheit zum Flug. Super.
In St. Mary's bin ich dann erst mal mit dem Shuttlebus in den Ort, Hugh Town, gefahren, hab mit dem Shuttlebusfahrer direkt den Rücktransport zum Flughafen arrangiert und bin dann ein bisschen am Hafen entlang spaziert. Da war die Hölle los. Himmel und Menschen. Nicht zuletzt, weil ein Kreuzfahrtschiff im Hafen lag. Das hatte für mich als Otto-Normal-Tourist den Nachteil, dass alle Busse auf der Insel ausgebucht waren. Viele sind das sowieso nicht. St. Mary's, die mit Abstand größte Insel, hat grade mal 6,3km². Dann bin ich zur Touristeninformation, hab mich beraten lassen und dann ne Böötchenstour zu einer der äußeren Inseln gebucht, wo man gut Vögel und Seehunde beobachten können sollte. Leider war ich mit der Zeit was knapp dran und als ich von der Touristeninformation wieder am Hafen war hatte der Touri-Kutter grade abgelegt, fast 5 Minuten zu früh. Mist. Also keine Vogelbeobachtung. Immerhin habe ich mein Geld wieder bekommen (jeglichen Widerstand gegen die Rückerstattung hätte ich auch keinem raten wollen). Ich war ein bisschen auf Krawall gebürstet. Überhaupt haben sie's auf den Scilly Islands nicht so wirklich mit guter Organisation. Das muss wohl mit dem mediterranen Klima dort zu tun haben – da wachsen echt Palmen – aber teilweise habe ich mich, was die Organisation angeht ein bisschen an Ischia erinnert gefühlt.
Hmmmmm – also was jetzt? Ich habe mich dann entschlossen, was zu tun, was meinen kleinen Bruder beeindrucken würde (die Gelegenheit dazu habe ich ja nicht so oft) und ich habe mir ein Fahrrad gemietet. Acht Pfund für nen ganzen Tag und es war eine sehr lohnenswerte Investition, obwohl ich wahrscheinlich morgen Muskelkater haben werde. Dann habe ich St. Mary's erkundet. Es quillt zwar jetzt nicht über von Sehenswürdigkeiten, aber die bronzezeitlichen Gräber und Siedlungsstätten sind schon nicht so schlecht. Und schöne Landschaft gibt’s auch reichlich. Und nen kurzen Stopp am Flugplatz habe ich auch gemacht – und bin grade rechtzeitig zur Rushhour dort aufgeschlagen, denn innerhalb von 20 Minuten kamen zwei Twin Otter und eine Britten-Norman Islander von Skybus, sowie die dritte Möglichkeit, sich auf die Insel fliegen zu lassen, nämlich per Sikorsky S-61-Hubschrauber aus Penzance. Außerdem gab's während der Inselrundfahrt noch nen netten Stopp zum Tee und nen Besuch im total mot Exponaten vollgestopften aber dafür nahezu komplett unorganisierten Museum der Isles of Scilly. Nen Sonnenbrand habe ich auch bekommen, aber das ließ sich nicht vermeiden. Man darf halt bei Skybus nix in Flaschen mit in den Flieger nehmen, nicht mal in den Rucksack, den ich aufgegeben hatte. Trotzdem war's sehr schön auf St. Mary's. Ich hab riesig Spaß gehabt.
Rechtzeitig zum Rückflug hatte sich das schöne Wetter dann in die nächste Nebel- und Regenfront verwandelt und der Rückflug fand folglich fast komplett in den Wolken statt.
Morgen gibt’s ein Standard-Cornwall-Programm. Land's End, St. Michael's Mount, Falmouth und mal kucken was sonst noch so am Wegrand liegt (und wo mir mein Zwei-Wochen-Ticket von English Heritage freien Eintritt sichert). Ich werde berichten :-)
Das Foto des Tages zeigt so ziemlich alles was die Scilly Islands – oder jedenfalls St. Mary's - zu bieten haben: vorgeschichtliche Baudenkmäler, Meer, schöne Landschaft, und ab und zu auch ein dickes Schiff und das, zumindest heute, bei sehr angenehmem Wetter.
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