12. Juli 2024

Hab ich eigentlich schon erwähnt, wie schön es hier ist? Der Kakadu-Nationalpark ist ein echter Hammer. Die Landschaft ist jetzt zwar nicht übermäßig spektakulär (wobei… wenn ich mir das erste Bild des Tages so ansehe…), aber die Vielfalt der Landschaftsformen hat es echt in sich und bringt natürlich auch eine sehr vielfältige Tier- und Pflanzenwelt mit sich. Der Kontrast aus Feuchtgebieten und Trockenwald sorgt für sehr viel Abwechslung. Und das beste: man kann hier einfach so spazieren gehen. Keine Löwen, Elefanten, Tiger, Grizzlies, nichts was mich nieder trampelt oder mir auflauert um mich zu fressen. Man muss halt nur genügend Abstand zum Wasser halten und ein bisschen aufpassen, wo man hintritt.
Mein Tag heute begann deutlich gemütlicher als gestern. Gegen neun bin ich hier in Jabiru losgefahren und stand ungefähr ne halbe Stunde später am Parkplatz des Nawurlandja Lookout. Der war zwar erst später auf dem Programm, aber von hier aus startet auch der Pfad rund um den Anbangbang-Billabong. Einmal um den Billabong spazieren stand heute als erstes auf der Tagesordnung. Die Vogelwelt dort war schon ziemlich beeindruckend. Verschiedene Reiher, Pfeifenten, Smaragdzwergenten, Ibisse, Stelzenmonarchen, Nacktaugenkakadus… und oben drüber die Keilschwanzmilane, ohne die hier nicht viel geht in ornithologischer Hinsicht. Sogar einige Singvögel sind auf meine Liste und sogar auf die Speicherkarte gekommen.
Mit den Singvögeln ist das hier in Australien echt so ne Sache. Ich tu mich mit der Bestimmung oft ziemlich schwer. Ich vermute mal, das liegt vor allem daran, dass mir hier die Erfahrung fehlt. In Europa, Nordamerika oder im südlichen Afrika finde ich das echt viel einfacher. Aber bekanntlich wächst man ja an seinen Herausforderungen. Falls sich übrigens jemand fragt, wo die deutschen Vogelnamen herkommen: die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft hat im Jahr 2020 eine offizielle Liste von deutschen Namen für die knapp 11.000 Vogelarten des Planeten veröffentlicht. Auch wenn ich mit dem ein oder anderen Namen ein bisschen hadere, folge ich sowohl hier als auch im Safari-Bereich meiner Webseite den Vorgaben aus Radolfzell.
Fast zweieinhalb Stunden hat meine Vogelpirsch rund um den Anbangbang-Billabong gedauert. Sogar ein Krokodil, das ein paar Meter vom Weg entfernt auf dem Ufer lag, ist in meinem Fotoarchiv gelandet.
Nach der Fußsafari bin ich zum Nawurlandja Lookout hochgeklettert. Okay, „geklettert“ ist vielleicht übertrieben, man geht halt steil hoch über die Felsen. In der Mittagshitze kostet das zwar ein paar Tropfen Schweiß, aber die Aussicht ist es wert, wie man im ersten Bild des Tages sieht. Ich konnte mich übrigens auch noch an das Panorama von meinem Besuch 2001 erinnern. An den Billabong – wenn ich denn überhaupt da war, oder es den ausgeschilderten Weg überhaupt schon gab - allerdings nicht. Ich habe einiges an Zeit oben auf dem Nawurlandja Lookout verbracht und einfach nur die Aussicht genossen.
Als nächstes ging es nach Burrungkuy, von Nawurlandja eigentlich nur die Straße runter. Früher hieß der Ort Nourlangie Rock, aber die Aborigines, denen das Gebiet ja gehört, legen Wert darauf, dass man die korrekten Namen verwendet und nicht eine Bezeichnung, die auf dem Missverständnis eines britischen Offiziers von vor hundert Jahren beruht. In Burrungkuy gibt es – ähnlich wie in Ubirr – etliche Felsmalereien, aber die habe ich mir geschenkt. Stattdessen bin ich über einen der gut ausgebauten Pfade spaziert, zu einem Aussichtspunkt hochgestiegen und wollte die Aktion eigentlich schon unter „Hätte ich mir angesichts der Mittagshitze sparen sollen“ abhaken, als ich auf einen Trupp Rotschwanz-Rabenkakadus traf, die oben in den Eukalyptusbäumen mit der Ernte von Eukalyptus-… Beeren oder Nüsse?… keine Ahnung, aber sie schienen ihnen zu schmecken… beschäftigt waren. Außerdem hatten sich noch zwei Gelbhaubenkakadus dazugesellt, ich hatte neues Material für die Webseite und der Spaziergang hatte sich schon gelohnt.
Dann ging’s zum Quartier für ne kurze Siesta, aber um 15:00 Uhr war ich schon wieder unterwegs. Ich wollte nochmal in Richtung Westen auf dem Arnhem Highway fahren, die Strecke auf der ich vorgestern hergekommen war. Erster Stopp war in Mamukala Wetlands, wo es einen Beobachtungsstand gibt um die Tiere auf dem See und im Sumpf zu beobachten. Es war noch zu früh am Nachmittag und daher nicht viel los. Ich bin daher weiter gefahren zum Gungarre Walk, der sich direkt an der South Alligator Ranger Station befinden sollte und dessen Beschreibung ich auf der Webseite des Parks gefunden hatte. Hier war aber erst recht tote Hose. Die Ranger Station samt Infopunkt ist geschlossen und auf eine längere Wanderung durch den Wald hatte ich wenig Lust. Ich bin also zurück nach Mamukala gefahren und habe gemütlich im Beobachtungsstand gesessen und gekuckt was passiert. Mit der sinkenden Sonne kehrte auch das Leben auf und über dem Wasser zurück und ich hatte noch eine gute halbe Stunde Vogelbeobachtung. Auf dem Weg zurück zum Auto dachte ich mir „Jetzt wäre noch ein Känguruh schön“ und zack, da hopste auch schon was durchs Gebüsch. Damit hatte ich jeden Tag seit ich von Darwin aufgebrochen bin, eine Känguruh-Begegnung. Die heutige am Mamukala-Parkplatz hätte sogar für das Bild des Tages gereicht, aber dann ist mir beim Wegfahren, kurz vor der Einmündung auf den Highway noch ein zweites Flinkwallaby begegnet und die Fotos waren noch besser.
Heute hätte ich locker vier spektakuläre Bilder des Tages nur mit Tieren bestreiten können, aber ich muss mich ja entscheiden, was ich hier präsentiere. Es gibt also ein Känguruh. Bei dem was hier in Australien aber alles so an gefiedertem Getier unterwegs ist, werde ich kaum Schwierigkeiten haben, genügend Vogelfotos für die folgenden Logbucheinträge zu bekommen. Känguruhs wird’s dagegen nicht jeden Tag geben.
Morgen heißt es Abschiednehmen vom Kakadu-Nationalpark und meinem schönen Quartier hier. Aber auf dem Weg nach Süden gibt es ja noch mal eine Bootssafari und es liegt noch der ein oder andere Punkt an der Strecke, wo man was erleben kann.


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