15. Oktober 2016

Der nächste Hammer-Tag... wobei der Höhepunkt bis kurz vor dem Dunkelwerden auf sich warten ließ.
Nach dem Frühstück sind wir von Kluge's Guest Farm aufgebrochen. Die Fahrt ging durch das Hochland von West-Uganda. Dabei hatten wir immer den Blick auf das Ruwenzori-Massiv. Dieser Gebirgskomplex ist im Gegensatz zu den meisten anderen Bergen, vor allem den bekannteren wie Kilimanjaro, Mt. Kenya und den Virunga-Vulkanen, nicht vulkanischen Ursprungs. Die höchste Erhebung ist mit etwas über 5.100m der Margherita-Peak des Mt. Stanley. Dort oben gibt es, Äquatornähe hin oder her, ewiges Eis. Sehen kann man die Schneegipfel des Ruwenzori leider von der Straße aus nicht, denn die befinden sich in der zweiten und dritten Reihe. Trotzdem hat sich das Ruwenzori-Massiv ein Bild des Tages verdient. Diese Berge sind zoologisch und botanisch noch nicht abschließend erforscht, und wenn jemand einer neuen Tier- oder Pflanzenart seinen Namen auf Lateinisch geben möchte, dann hat er hier noch ganz gute Karten. Allerdings ist die Gegend etwas unwirtlich. Zuerst ist es sumpfig und später gibt es Dschungel und darüber alpines und hochalpines Gelände. Man ist hier nie weit weg vom Kongo. Die Straße, auf der wir heute unterwegs waren, verläuft zwischen 30 und 40km von der kongolesischen Grenze entfernt.
In Kasese haben wir ein paar Stopps gemacht, getankt, Briefmarken gekauft und auf dem Markt der Stadt eine Plastikplane erworben. Die brauchen wir, sagt Dani, nächste Woche bei der Bootsfahrt auf dem Lake Bunyoni.
„Nächster Halt: Äquator“. Ich bin jetzt auf der Südhalbkugel. Erst an meinem vorletzten Tag geht es wieder über den Äquator zurück. Wir haben natürlich ausgiebig Fotos gemacht, aber angesichts der Konkurrenz hat das Äquator-Bild es leider nicht zum Bild des Tages geschafft.
Direkt hinter dem Äquator befindet sich die Grenze der Queen Elizabeth Nationalparks. Man merkt das allerdings nicht sofort, denn eine recht viel befahrene Straße führt dadurch und ebenso ein paar Hochspannungsleitungen. Trotzdem haben wir schon auf der Fahrt zu unserem heutigen Quartier, wo wir schon zum Mittagessen angemeldet waren, ein paar Büffel, zwei Elefanten, mehrere Antilopen und etliche Vögel, darunter einen sehr schicken Kampfadler, gesehen.
Der Queen Elizabeth Nationalpark ist zwar nicht ganz so groß wie der Murchison Falls Nationalpark, aber er bietet vom tropischen Regenwald bis zur Savanne viele unterschiedliche Lebensräume und grenzt außerdem an den Lake Edward und den Lake George. Diese beiden der Großen Afrikanischen Seen sind durch den Kazinga Channel verbunden und dort werden wir morgen nachmittag eine Bootssafari unternehmen.
Wir wohnen hier in der Kingfisher Lodge, die hoch oben auf dem Rand des Ostfarikanischen Grabenbruchs liegt, während sich unten der Nationalpark und die Seen erstrecken. Leider war es heute ziemlich diesig, so dass man den Lake Edward gar nicht sehen konnte. Bei guter Sicht wird das Panorama nach Norden durch die Vier- und Fünftausender des Ruwenzori-Massivs begrenzt.
Nach dem Mittagessen sind Nikolaus, Brigitte, Beat und Sandra mit einem der Mitarbeiter der Lodge als Guide in der Gegend spazieren gewesen. Ich habe mich allerdings ausgeklinkt und die Zeit genutzt, mein Gepäck neu zu sortieren und ein bisschen Vogelpirsch zu machen. Beides waren erfolgreiche Aktionen. Um halb vier sind wir alle mit dem Landcruiser zu einer Pirschfahrt im Queen Elizabeth Nationalpark aufgebrochen. Ich muss zugeben, dass wir vom Murchison Falls Nationalpark etwas verwöhnt waren. Ich denke mal, wenn wir zuerst hierher gekommen wären und dann nach Murchison Falls gefahren wären, dann hätte der Queen Elizabeth Nationalpark in unserer Bewertung besser abgeschnitten. Was jetzt nicht heißt, dass wir heute keine gute Safari hatten. Wir haben viele Büffel, Warzenschweine und Wasserböcke gesehen, es gab viele Vögel – darunter mehrere neue Arten – und auch ein Elefant sowie etliche Grasantilopen säumten den Weg. Was allerdings fehlte waren die großen Katzen. Dreißig bis vierzig Löwen gibt es im Park, aber bis kurz nach sechs hatten wir noch keine gesehen. Wir haben dann einen Sundowner-Stopp mitten in der Savanne gemacht, ugandisches Bier getrunken, erzählt, und den Grasantilopen beim Brunftverhalten zugekuckt. Plötzlich klingelte Danis Handy und ein befreundeter Guide teilte ihr mit, wo Löwen gesichtet worden waren. Dann ging alles sehr schnell. Zusammenpacken, aufsitzen, und ungefähr eine Viertelstunde später waren auch wir vor Ort. Uganda ist nicht unbedingt für die Sichtung von Wildkatzen bekannt. Umso mehr freuten wir uns natürlich alle über das sechsköpfige Löwenrudel, das direkt neben der Piste lag... an einer Stelle, wo wir ca. zwei Stunden vorher schon mal vorbeigefahren waren. Da lagen die Herrschaften wahrscheinlich noch gut versteckt in einem Gestrüpp. Entsprechend sind natürlich die Löwen heute das zweite Bild des Tages. Die gähnende Löwin trägt ein Halsband mit Radiosender, denn im Rahmen eines Forschungsprojekts werden die Löwenrudel im Queen Elizabeth Nationalpark alle per Funk bzw. GPS überwacht.
Bis es dunkel war haben wir die Löwen beobachtet und anschließend auf dem Nachhauseweg noch ein kleine Nachtsafari angeschlossen. Morgen geht es wieder recht früh los, denn es steht Schimpansen-Tracking im südlichen Teil des Parks auf dem Programm. Sozusagen als Generalprobe für das Gorilla-Tracking Anfang der kommenden Woche.

P.S. Heute ist übrigens Halbzeit, und ich habe die 100-Vogelarten-Marke geknackt.

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