15. Juli 2014
Mein erster Tag hier oben am Grand Canyon, und er stand ganz im Zeichen eines Vogels. Daher müsst Ihr auch noch mindestens bis morgen warten, bis es ein Foto von der Aussicht hier an der Schlucht gibt.
Was man auf dem Bild des Tages sieht ist ein Kalifornischer Kondor. Der Kalifornische Kondor ist einer der größten flugfähigen Vögel der Welt, mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern und einem Gewicht von bis zu 14kg.
Eigentlich sollte es den Kalifornischen Kondor gar nicht mehr geben. Durch Bejagung war der Bestand bis 1987 auf 22 Tiere geschrumpft. Dann traf der U.S. Fish and Wildlife Service die drastische Entscheidung, diese verbleibenden Tiere einzufangen und in Zusammenarbeit mit den Zoos in Los Angeles und San Diego ein Erhaltungszuchtprogramm zu starten. Diese Entscheidung war damals nicht unumstritten, denn man wusste nicht, ob sich die Kondore wirklich in Gefangenschaft fortpflanzen würden. Aber es hat funktioniert. 1991 wurden die ersten Kondore wieder in die Wildnis Kaliforniens entlassen. Nachdem das Erfolg hatte begann man auch im Grand Canyon Nationalpark, Kondore auszuwildern, ebenfalls mit viel Erfolg. Im vergangenen Jahr wurden hier von vier Brutpaaren vier Küken großgezogen. Dazu kommen auch immer wieder Auswilderungen, denn in freier Natur bekommt ein Kondor-Paar nur alle zwei Jahre Nachwuchs. Inzwischen gibt es wieder rund 450 Kalifornische Kondor, davon rund 240 in freier Wildbahn. Okay, soviel zu den Hintergrundinfos, jetzt zu meinem Tag.
Ich habe es heute morgen recht gemütlich angehen lassen. Nachdem es die ganze Nacht gewittert hatte und heute morgen ein grauer Himmel über dem Südrand des Grand Canyon lagerte bin ich nach dem Frühstück erst mal zum Visitor Center gefahren und habe mich beraten lassen, wie's mit Fahrrad fahren und Wanderungen in den Canyon hinunter aussieht. Und ich habe natürlich auch gefragt, wo man am besten Kondore sehen kann, denn für so nen alten Hobby-Ornithologen wie mich wäre ein Kalifornischer Kondor ne wunderschöne Ergänzung meiner persönlichen Checkliste. Die Rangerin meinte dazu, dass man überall am South Rim ganz gute Chancen hätte.
Da ich schon mal am Visitor Center war, und der graue Himmel die ersten blauen Flecken bekam, habe ich mich für einen Spaziergang auf dem Rim Trail Richtung Osten entschieden. Ein schön ausgebauter, asphaltierter Weg, der an tollen Aussichtspunkten vorbei führt. Allein ist man allerdings am Anfang des Trails nicht. Himmel und Menschen, und Sprachen aus aller Herren Länder. Das wird aber schnell besser, je weiter man vom Parkplatz wegkommt, und dann ist man zumindest streckenweise sogar schon mal nur für sich auf dem Trail unterwegs. Aus dem Spaziergang wurde sehr schnell eine ausgedehnte Vogelpirsch, allerdings zu diesem Zeitpunkt noch ohne Kondore. Der östliche Rim Trail endet am Beginn des South Kaibab Trail, der in den Canyon hinunter führt, und von da bin ich mit dem Shuttlebus noch eine Station zum Yaki Point gefahren. Mit Kondoren hatte ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht gerechnet, aber kaum war ich aus dem Bus ausgestiegen und hatte den ersten Blick über den Canyon-Rand geworfen, da sah ich einige hundert Meter weiter unten zwei schwarze Vögel kreisen, scheinbar so groß wie Kleinflugzeuge und ganz offensichtlich KEINE Truthahngeier. Und wie das Glück es wollte, die zwei schrauben sich höher und höher und drehen letztendlich ein, zwei Schleifen nur wenige Meter über den Köpfen der erfreuten Touristen, inklusive mir. Damit war schon klar, was das Bild des Tages werden würde.
Ich bin dann mit dem Shuttlebus wieder zum Visitor Center gefahren, hab mich in den Hyundai gesetzt und am Quartier ein bisschen Verpflegung eingepackt. Dann ging's zu Fuß wieder zum Canyon-Rand (das sind nur ein paar Meter von meiner Hütte) und dort gab's Mittagspicknick, schön auf nem Mäuerchen sitzend und das Panorama genießend... und die Felsenhörnchen verscheuchend.
Danach habe ich mich auf den nächsten Spaziergang am Canyon-Rand entlang gemacht, dieses Mal in die andere Richtung. Inzwischen war es wieder schön sonnig und der Grand Canyon präsentierte sich in all seiner Pracht.
Um halb fünf war ich wieder an meiner Lodge, denn dort gab es am Canyon Rim eine Ranger-Präsentation zum Thema... Kalifornische Kondore. Zu Beginn fragte die Rangerin, wer schon einen gesehen hatte. Außer mir war das nur noch einer aus der Menge von ca. 50 Zuhörern und die anderen haben erst mal neidisch gekuckt. Aber der Vortrag lief noch keine zehn Minuten, und die Rangerin war grade dabei, den Unterschied in der Bestimmung von Raben, Truthahngeiern und Kondoren zu erklären, als wie gerufen eine bekannte Silhouette in der Ferne über dem Canyon auftauchte und sich schnell näherte. Mit einem weiten Bogen zog der Kondor in ca. 20m Höhe über uns hinweg, ein altes Männchen mit der Markierungsnummer 23 (alle Kondore sind mit Kennnummern und Funk- oder GPS-Sendern ausgestattet). Diesen Moment sieht man auch auf dem Bild des Tages. Tja, und damit hatten dann ALLE Zuschauer schon mal nen Kondor gesehen.
Für morgen habe ich mir eine Wanderung in den Canyon vorgenommen. Mein Rucksack ist schon gepackt, denn ich will früh los, um der Hitze des Tages aus dem Weg zu gehen. Dazu wird hier überall geraten. Ich fürchte allerdings, dass mich eher das Gewicht der Ausrüstung platt machen wird. Knapp vier Liter Wasser haben halt schon einiges an Gewicht. Ich überlege noch, was ich mit der Spiegelreflex und dem Fernglas mache. Eines von beiden wird wahrscheinlich oben bleiben.
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27. März 2010
Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.