1. August 2024
Wie ich gestern schon anmerkte: Der Busch ist besser zu mir als der Dschungel. Ich hatte heute schon nach 45 Sekunden Fahrt das Tierbild des Tages. Drei Emus spazierten über die Einfahrt des Undara Resorts. Ein Alttier und zwei Jungvögel. Das eine von den – fast erwachsenen – Jungen seht Ihr im zweiten Bild des Tages. Ich weiß, dass ich bei meiner ersten Australienreise 1988 in Westaustralien Emus gesehen habe. Wie’s mit 2001 aussieht, das weiß ich aktuell nicht und muss es zu Hause nachkucken. Eins ist sicher: gute Fotos gab es bis heute keine.
Während ich den Toyota beladen habe, hab ich es auch geschafft, webseitentaugliche Fotos von einem Pied Currawong zu machen. Ihr erinnert Euch vielleicht an den schwarz-weißen Vogel, der mich gestern auf der Terrasse meiner Hütte besucht hat, während ich das Video für meine Social Media-Auftritte gemacht habe.
Mein erstes Ziel heute war der Kalkani-Krater. Unser Guide hatte gestern während der Lavaröhren-Tour so davon geschwärmt, dass ich gedacht habe, ich fahr da mal vorbei. Wobei es sowieso grundsätzlich am Weg lag, denn der Weg zum Kalkani zweigt kurz vor dem Highway von der Zufahrtsstraße zum Undara Resort ab. Der Krater ragt rund 60m über die Umgebung und es gibt einen Pfad der zum Kraterrand führt. „Da kann ich ja oben mal kucken gehen“, hab ich gedacht, und schwuppdiwupp war daraus ein Bushwalk geworden. Oben um den Kraterrand führt nämlich ein Trail und den bin ich entlang gegangen. Es war zwar ziemlich windig, aber die Aussicht von dort oben auf das tiefer gelegene Undara-Gebiet ist wirklich so super, wie mein Guide gestern sie beschrieben hatte. Und ich war da oben ganz allein. Hier hätte ich mein zweites Bild des Tages auch schon problemlos gehabt. Da wusste ich allerdings noch nicht, was für Überraschungen der Tag noch bereithalten würde. Ne gute dreiviertel Stunde habe ich für den Bushwalk gebraucht, und dabei auch noch ein Flinkwallaby vor die Kamera bekommen.
Beim Auschecken habe ich an der Rezeption des Undara-Resorts gefragt, wo an der Straße nach Hughenden ich tanken könnte. Dabei wurde mir das Oasis Roadhouse empfohlen. Außerdem hat die freundliche Mitarbeiterin an der Rezeption mich drauf hingewiesen, dass die Straße nach Hughenden nicht durchgehend asphaltiert sei. Das war jetzt kein wirkliches Problem für mich. Ich denke mal, dass ich seit meiner Namibia-Reise auf alles gefasst bin, solange es ohne Allradantrieb zu bewältigen ist.
Vom Kalkani-Krater bis zum Oasis Roadhouse sind es gut 120km. Der Himmel hatte sich zugezogen und es gab sogar leichten Fiselsregen auf der ersten Hälfte der Strecke, aber dann wurde das Wetter besser. Am Oasis Roadhouse habe ich schon im Sonnenschein getankt, und dann ging es unter weiß-blauem Himmel mit überaus angenehmen Temperaturen weiter nach Süden.
Bei der Abfahrt vom Oasis Roadhouse – klingt sehr hochtrabend, ist aber nur ne kleine Tankstelle mit ner Imbissbude, ner Bar und nem Campingplatz – passiert man ein Schild auf dem steht „Nächte Tankstelle in 275km“. Es war also nur die reine Vorsicht, die mich den Toyota volltanken gelassen hat.
Bei meinem letzten Besuch hier in der Gegend bin ich von Undara nicht nach Hughenden sondern nach Charters Towers gefahren. Sieht man auf der Karte am Ende des Highways 63. Damals waren ungefähr 200km der Strecke Single Track Road. Ihr erinnert Euch vielleicht an das Logbuch vom 19.7., wo ich dazu etwas geschrieben hatte. Ähnliches hatte ich jetzt auch erwartet, vor allem, wo ich in Undara darauf hingewiesen worden war, dass die Strecke nicht komplett befestigt ist. Was soll ich sagen? Die letzten 23 Jahre sind auch am Outback von Queensland nicht spurlos vorbeigegangen. Bis auf ungefähr zehn Kilometer Schotterpiste mitten drin ist der Highway 62 durchgehend zweispurig asphaltiert ausgebaut. Einzig an den Brücken und betonierten Furten in den Flussbetten ist die Fahrbahn enger, und ich musste auch nur genau einmal durch eine Furt mit Wasser fahren. Alles halb so wild also. Aber halt auch nur noch halb so spannend und wildnis-romantisch. Trotzdem war die Fahrt ein tolles Erlebnis. Die Landschaft ist grundsätzlich leicht wellig mit dem ein oder anderen Hügel und die Vegetation ist sehr vielseitig. Lichte Eukalyptuswälder wechseln mit dichterem Busch und Grasland ab. Rechts und links der Straße befinden sich große Rinderfarmen und man sieht überall die schlappohrigen Zeburinder stehen. Da muss man allerdings ein bisschen aufpassen, denn manchmal stehen die direkt an und ab und zu sogar AUF der Straße.
Am einzigen Picknickplatz, dem ich unterwegs begegnet bin hab ich mein Mittagspicknick gemacht und dann ging es weiter Richtung Süden zu meinem Tagesziel, Hughenden. Gut 60km vor Hughenden gab es aber noch das Überraschungshighlight des Tages: Porcupine Gorge. Der rund 120m tiefe Canyon wurde vom Porcupine Creek gegraben. Vom Aussichtspunkt unweit des Highway 62 hat man spektakuläre Blicke auf und in die Schlucht. Ein Beispiel seht Ihr im ersten Bild des Tages. Ein bisschen was hat es vom Grand Canyon… *lach… Stachelschweine (englisch: porcupine) gibt es hier natürlich nicht. Aber Schnabeligel, die die ersten Europäer durchaus für Stachelschweine gehalten haben können.
Ich habe das Panorama in Ruhe genossen und dann ging’s das letzte Stück nach Hughenden. Hughenden ist exakt genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Im Prinzip nur ne große Kreuzung, ein paar Läden, ein paar Tankstellen, ein paar Motels, ein Bahnhof, ein Flugplatz, ein Krankenhaus. Ich habe mich an vergleichbare Orte in Kansas oder Texas erinnert gefühlt. Ich wohne hier im Royal Motel. Königlich ist es allerdings nicht wirklich. Ein 08/15-Motel wie ich in der Vergangenheit schon viele in den USA und Kanada aufgesucht habe und mittlerweile aufzusuchen vermeide. Aber die Auswahl hier in Hughenden ist begrenzt. Und ist ja auch nur für eine Nacht. Das Steak im moteleigenen Pub war jedenfalls gut.
Morgen geht es zurück an die Küste, nach Townsville. So langsam schließt sich der Kreis. Noch drei Mal schlafen und dann beginnt die Heimreise.
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