28. Juli 2024
Okay, es gab heute keine Kasuare. Trotzdem war heute ein guter Tag, mit gemischten Eindrücken. Als ich heute morgen zum Frühstück auf das Deck hier in meinem B&B kam, war der Himmel bedeckt. Das kann hier in Nord-Queensland um diese Jahreszeit durchaus passieren, und Regen ist auch nicht ungewöhnlich. Ich weiß noch, dass es 2001 bei meinem letzten Besuch mehrfach ziemlich geschüttet hat. Davon wollte ich mich jedenfalls nicht beeindrucken lassen.
Nach dem sehr schönen Frühstück habe ich noch relativ lange mit Charmaine, meiner Gastmutter geklaaft. Dann ging’s los. Viel Straße gibt es hier nicht. Um genau zu sein führt nur eine Straße durch die Region. Nördlich von Cape Tribulation sind es noch 100km bis zur nächsten größeren Siedlung, Cooktown. Etliche Dutzend Kilometer dieser Strecke sind aber nur für Allradfahrzeuge geeignet. Im Prinzip kann man also nur zwischen der Daintree River-Fähre und Cape Tribulation fahren. Es gibt allerdings etliche längere und kürzere Stichstraßen, die von der Hauptstraße abgehen und einige davon habe ich heute auch genutzt. Hauptstraße klingt ein bisschen hochtrabend, wenn man den „Highway“ zum Cape Tribulation mal gefahren ist. Die Straße windet sich durch den Dschungel und an Berghängen entlang und hat die Beschaffenheit und Qualität einer Kreisstraße im rheinland-pfälzischen Teil der Eifel. Darüber hinaus werden mehrere Flüsse auf einspurigen Brücken überquert und die Folgen von Zyklon Jasper sind immer noch deutlich zu spüren – in Form von Baustellen, wo die Straße nach den Erdrutschen geflickt wurde oder gerade geflickt wird.
Mein erster Stopp war am Daintree Discovery Center, wo man mit dem Audioguide eine Führung auf hohen Stegen durch den tropischen Regenwald machen kann. Auf den Audioguide habe ich verzichtet, aber den großen Schirm, den man ausleihen konnte habe ich gerne genommen um auf den Stegen durch den Regenwald zu spazieren. Einen Aussichtsturm gibt es auch, um auf Augenhöhe mit den Baumkronen zu sein. Zum Glück hat der Regen da gerade ne Pause gemacht, als ich dort hochgestiegen bin. Das Daintree Discovery Center ist ganz schön gemacht, vor allem für Leute, die noch nicht so viel Dschungelerfahrung haben.
Man kommt nicht gut voran auf der Straße zum Cape Tribulation. Mal abgesehen davon, dass die Höchstgeschwindigkeit in der Regel sowieso nur 60 ist, gibt es überall Drempel, damit man nicht zu schnell fährt und dabei den Kasuaren gefährlich wird. Auch Kasuar-Warnschilder gibt’s reichlich. Einzig die Kasuare machten sich rar. Ich habe einen kurzen Abstecher nach Cow Bay Beach unternommen. Hier war ich ganz alleine. Die meisten Leute sind wohl weiter nach Norden gefahren. Insgesamt war es auch heute nicht voll, wenn man nicht gerade gleichzeitig mit einem der Busse irgendwo ankam, die die Tagestouristen aus Cairns zum „Dschungelabenteuer“ bringen.
Bei Mason’s Café hab ich Mittagspause gemacht und dann bin ich die letzten Kilometer zum Cape Tribulation gefahren. Der Boardwalk, den es hier gibt, ist nur noch sehr kurz. Das längere Stück wurde beim Zyklon ins Meer gespült. Trotzdem eine sehr schöne Gegend und ein sehr schöner Strand, den ich auch weitestgehend für mich allein hatte. Ich gebe allerdings zu, dass ich beim ersten Bild des Tages, das am Strand nördlich von Cape Tribulation entstanden ist, das Kap so fotografiert habe, dass die paar Menschen, die da waren, rechts außerhalb des Bildes sind.
Vielleicht fragt sich jemand von Euch gerade, warum kein Mensch im Wasser ist. Naja, es gibt halt hier Krokodile. Deshalb wird vorm Schwimmen auch intensiv gewarnt. Spazieren gehen kann man am Strand natürlich problemlos.
Vom Cape Tribulation bin ich zum Madja Boardwalk gefahren. Das ist ein sehr schöner Weg für einen Bushwalk durch den tropischen Regenwald und die Mangroven. Vögel habe ich zwar nur gehört, aber es gab ein Krokodil in der Ferne zu sehen und im Wasser habe ich auch einen Schützenfisch entdeckt. Mein zoologisches Highlight waren aber eindeutig die Brillenflughunde, die in einigen der Bäume hingen. Einer von denen ziert das zweite Bild des Tages. Man sieht sehr deutlich, woher der Brillenflughund seinen Namen hat. Bei uns sind wir ja eher kleine Fledertiere gewohnt. Brillenflughunde haben dagegen eine Flügelspannweite von einem Meter. Ich habe ne ganze Weile damit verbracht, den Flughunden zuzusehen. Da ist ganz schön was los. Man putzt sich, man klettert ein bisschen rum, man kratzt sich, man spreizt die Flügel. Man wickelt sich drin ein und wieder aus. Ab und zu gähnt mal jemand und zeigt die eindrucksvollen Zähne, obwohl Brillenflughunde Pflanzenfresser sind. Und dazu wird was erzählt. So ein Trupp Flughunde macht ganz schön Krach. Ich erinnere mich, dass ich 2001 auch Flughunde am Schlafplatz beobachten konnte und bin echt froh, dass ich jetzt wieder welche vor der Linse hatte.
Tja, ich bin mal gespannt, ob mir das Safariglück morgen hold ist und ich nen Kasuar zu Gesicht bekomme. Ich werde auf jeden Fall hier morgen wieder auf Pirsch gehen und fahren.
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