16. Oktober 2025

Heute hat das zweite Kapitel meiner Maskarenen-Tour begonnen. Zugegebenermaßen ist es kurz, denn ich bin nur zwei Nächte hier auf Rodrigues. Es wird übrigens Französisch ausgesprochen. Ro-DRIIG. Schon wieder was gelernt. Rodrigues ist ein autonomes Gebiet innerhalb des Staates Mauritius. Vom internationalen Flughafen auf Mauritius ist man gut anderthalb Stunden unterwegs bis hierhin. Die Entfernung beträgt rund 600km Luftlinie. Der Unterschied zwischen Mauritius und Rodrigues ist erheblich. Ich hätte es nicht gedacht.
Mauritius ist schon nicht so das stressige Pflaster (wenn man nicht gerade - vielleicht sogar noch in der Rush-hour - Auto fährt), aber Rodrigues ist nochmal deutlich entschleunigter. Das hatten mir die Mauritier schon gesagt. „Ahhh, Rodrigues, da ist alles entspannt und relaxt.“
Der Tag begann heute wieder mit nem Frühstück in der Auberge Seafever. Dabei habe ich dann auch meine Gastmutter Connie kennengelernt. Wir haben uns noch sehr nett unterhalten, aber ewig Zeit hatte ich nicht, denn ich musste vor 10:00 Uhr den Mietwagen zurück gegeben haben. Das lief alles problemlos. Dem Kwid werde ich nicht besonders nachtrauern, aber ich habe das Gefühl, dass mir First Car Rental übermorgen das gleiche Auto hinstellen wird… *lach… 
Auf meine erste Begegnung mit Air Mauritius war ich schon sehr gespannt. Die erste neue Fluggesellschaft in diesem Jahr und noch dazu sollte der Flug mit einem meiner liebsten Flieger durchgeführt werden, mit der ATR-72. Mit dieser französisch-italienischen Co-Produktion habe ich in verschiedensten Teilen der Welt schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch heute war es ein topp Flug. Obwohl ich direkt neben dem Propeller saß, war der Geräuschpegel nicht unangenehm und auf den gut anderthalb Stunden Flug gab es von Air Mauritius sogar ne Kleinigkeit zu essen. Nach der Landung hatte ich dann auch noch Gelegenheit, mich kurz mit den Mädels im Cockpit zu unterhalten. Wir hatten heute nämlich ne komplett weibliche Cockpitbesatzung und die Kapitänin stammte sogar aus Deutschland. 
Ich war ne dreiviertel Stunde zu früh in Rodrigues, denn als ich gegen 10 in Mauritius bei der Gepäckaufgabe war, meinte die freundliche Air Mauritius-Mitarbeiterin, dass man mich auf den Flug um 11:40h umgebucht hätte, anstatt den ursprünglich geplanten um 12:30h. Keine Ahnung warum. Der 12:30h-Flug fand ganz normal statt und kam ne gute halbe Stunde nach uns in Rodrigues an. Meinen Fensterplatz hatte ich aber auch auf dem früheren Flug.
So richtig lange warten musste ich aber nicht, dann kam ein Mitarbeiter von 2000Tours, die örtliche Agentur über die ich sowohl den Mietwagen hier als auch das Programm morgen gebucht habe. Eine richtige Mietwagenstation gibt es nämlich nicht am Flugplatz von Rodrigues. Wir haben auf dem Parkplatz die Formalitäten erledigt und ich habe sowohl den Mietwagen als auch die Bootstour morgen direkt in bar bezahlen können. Cash ist interessanterweise in Mauritius noch recht weit verbreitet.
Ich fahre hier ein recht dickes Hyundai-SUV. Wäre nicht nötig gewesen, aber ist halt so. Große Auswahl hatte ich nicht. Zum Glück sind die Straßen hier in Rodrigues etwas breiter als in Mauritius. Außerdem ist der Verkehr deutlich geringer und es sind mehr Mopeds statt Autos unterwegs.
Ich war kaum vom Parkplatz des Flugplatzes runtergefahren, als die ersten Schafe auf der Straße standen. Der nächste große Unterschied zu Mauritius: dort sieht man zwar viele Hunde und vielleicht mal ne Katze, aber sonst nix. Hier auf Rodrigues wimmelt es von Haustieren am Straßenrand (und auch immer wieder auf der Straße). Hunde, Schafe, Kühe, Ziegen, Hühner… das volle Programm. Man muss halt echt ein bisschen kucken. Aber schnell fährt man hier sowieso nicht. Das gibt die Straßenführung nicht her. Bergauf, bergab und viele, viele Kurven. 
Was es hier auch gibt, das sind Spinnen. Handteller große Seidenspinnen, die koloniemäßig ihre Netze aufspannen. In der Vegetation hab ich das natürlich nicht sehen können, aber die Viecher nutzen auch die Strom- und Telefonleitungen als Verankerung für ihre Netze. Echt nichts für schwache Nerven. Wenn ich das heute richtig wahrgenommen habe, dann sind die Spinnen aber vor allem in den feuchteren, höhergelegenen Gebieten von Rodrigues zu finden.
Auch geographisch unterscheidet sich Rodrigues von Mauritius. Im Gegensatz zu Mauritius, das mit den schroffen Berggipfeln und den weiten, flachen, landwirtschaftlich genutzten Gebieten eine sehr vielfältige Landschaft hat, geht es hier auf Rodrigues deutlich einfacher zu. Die Insel ist praktisch ein einziger Bergrücken, der aus dem Indischen Ozean aufragt. Im Zentrum auf den Höhenzügen ist es sehr grün, aber in der Nähe der Küste habe ich mich eher an mediterrane Landschaft und Vegetation erinnert gefühlt. Ich wohne in Baladirou, ganz im Norden der Insel und hier wachsen Agaven und Akaziengestrüpp.
Was mein Quartier angeht, da weiß ich gerade im Moment nicht so genau, was ich davon halten soll. Ich wohne hier in der Villa Paradise… *lach… Okay, ich bin nach den beiden letzten Unterkünften etwas verwöhnt. Das Zimmer hier ist absolut okay und die Leute sind freundlich, aber es ist schon deutlich größer als meine Bleibe in den letzten vier Nächten. Ich habe hier Halbpension, was mir bis heute morgen gar nicht aufgefallen war, was aber sehr praktisch ist, denn hier in der Nähe gibt es nix und so muss ich nicht nach Port Mathurin fahren um was zu essen. Port Mathurin ist übrigens die Hauptstadt von Rodrigues. Das Hauptgericht meines dreigängigen Abendessens war Oktopus-Curry. Oktopus ist DIE Spezialität hier auf Rodrigues. War lecker. Aber dass jetzt ein Alleinunterhalter in der Lounge die Gäste unterhält und dabei das ganze Gästehaus beschallt, das finde ich schon recht nervig. Gerade sind die letzten Akkorde von „Everything I do, I do it for you“ verklungen… Ohweia… 
Zurück zu meinem Tag. Nach dem Einchecken in der Villa Paradise habe ich noch ne kleine Rundfahrt über die Insel gemacht, also zumindest durch den Nordosten. Einmal von Baladirou bis Port Mathurin und zurück über Mont Lubin. Auf dem Weg habe ich in Port Mathurin ein bisschen Verpflegung für morgen mittag/nachmittag eingekauft. Morgen früh gibt es nämlich eine Bootsexkursion zur Ile aux Coco, die bekannt ist für ihre Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung. Bin gespannt. Das Superpep liegt bereit.
Das heutige Bild des Tages entstand am Baladirou Viewpoint an der nördlichsten Spitze von Rodrigues. Man kann schön die eher trockene Vegetation erkennen, und die Ziegen… *lach… In Blickrichtung sind es etwa sieben Stunden bis Australien.

P.S. Es ist 21:24h und die Musik hat ein Ende… Dank.


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