3. April 2024
Heute gab es, wie bereits angekündigt, Kultur oder besser gesagt Geschichte. Ich bin nach Avignon gefahren. Die meisten von uns kennen ja das Lied „Sur le pont d’Avignon…“ und natürlich gibt’s diese Brücke auch in echt. Aber die Hauptsehenswürdigkeit in Avignon ist der Papstpalast. Im 14. Jahrhundert war Avignon nämlich der Sitz von insgesamt sieben Päpsten. Angefangen mit Clemens V., der selber Franzose und vor seiner Wahl Erzbischof von Bordeaux war, hatten sich die Päpste auf eine enge Beziehung zum französischen König eingelassen. Letztendlich führte dieses päpstliche Exil in Avignon zu einer Kirchenspaltung im Spätmittelalter, die erst durch das Konzil von Konstanz 1417 beendet werden konnte. Avignon wurde Sitz der Päpste, weil der Graf der Provence damals ein Lehnsmann des Papstes war. Trotzdem hatte sich der Papst mit der Übersiedlung nach Avignon in den Einflussbereich eines europäischen Herrschers begeben. Das kam natürlich nicht gut an, denn der Papst war jetzt kein ehrlicher Vermittler mehr zwischen den Mächtigen Europas. Erst 1376 zog Papst Gregor IX. wieder nach Rom, nicht zuletzt auf Druck der heiligen Katharina von Siena und der heiligen Birgitta von Schweden (die mir zum ersten Mal am vergangenen Samstag während der Osternachstliturgie in der Allerheiligenlitanei begegnet ist… jetzt weiß ich auch, warum sie dort einen Platz hat.)
Markanteste Hinterlassenschaft der avignonesischen Päpste ist der Papstpalast, die größte gotische Palastanlage Europas. Pflichtprogramm für mich. Ich hatte schon zu Hause die Eintrittskarte im Internet bestellt.
Nach ner guten dreiviertel Stunde Fahrt von Arles aus habe ich den Peugeot in der Parkgarage „Palais du Pape“ abgestellt und war pünktlich um 11 am Eingang, zu der auf meinem Ticket ausgewiesenen Zeit. Es war ziemlich voll, Schulklassen und Kreuzfahrttouristen füllten den Eingang, und die erste Viertelstunde habe ich mit den Menschenmassen sehr gehadert. Dann wurde es langsam besser. Der Papstpalast ist riesig und ein bisschen labyrinthartig, so dass sich die Leute schnell verteilten. Sääle und Hallen von beeindruckenden Ausmaßen durchwandert man und man kann sogar auf das Dach, von wo man einen schönen Blick auf die Stadt hat. Was deutlich auffällt: der Papstpalast ist leer. Es gibt kaum Möbel. In einigen der Räume sind noch die Originalwandgemälde erhalten, aber insgesamt ist der Papstpalast innen drin eher karg. Leider ist die Beschriftung der Informationstafeln fast nur auf französisch. Das Info-Tablet, das ich am Eingang bekommen hatte, war auch keine große Hilfe. Da muss ich schon sagen, dass ich für eine Sehenswürdigkeit solchen Ranges, noch dazu UNESCO Weltkulturerbe, mehr erwartet hatte. Eindrucksvoll ist der Papstpalast allemal, aber bei der Präsentation ist noch Luft nach oben.
Nach dem Besuch im Papstpalast und dem Mittagessen, bin ich zur Pont Saint-Bénézet, der Pont d’Avignon spaziert. Die Brücke führte bei ihrer Fertigstellung im 12. Jahrhundert direkt von der Stadtbefestigung Avignons über beide Arme der Rhone. 1660 riss ein schweres Hochwasser mehrere Bögen fort und die Brücke wurde in der Folge aufgegeben. Heutzutage sind noch vier Bögen erhalten.
Von der Brücke bin ich nochmal zurück zum Place du Palais spaziert, weil ich den Palast noch im Sonnenlicht fotografieren wollte. Der Papstpalast in Avignon lässt sich nicht gut fotografieren. Er ist halt ein richtiges Monstrum von Gebäude und irgendwie habe ich mich sehr schwer getan. Entweder waren es nur Detailaufnahmen, oder es wurden Detailaufnahmen, wenn ich versuchte die stürzenden Linien gerade zu rücken. Ich hab mich also für ein Bild des Vorplatzes entschieden. Links sieht man den Papstpalast und kann im Vergleich zu den Menschen und den anderen Gebäuden gut die gewaltigen Dimensionen erkennen.
Von Avignon bin ich zum Pont du Gard gefahren. Bilder dieser römischen Aquäduktbrücke kennt man ja aus Geschichts- und Lateinbüchern. Sie wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. gebaut und diente der Wasserversorgung der römischen Stadt Nemausus, dem heutigen Nîmes. Es fing an zu tröpfeln als ich am Pont du Gard auf den Parkplatz fuhr. Zum Glück hatte ich meinen Schirm dabei und bin also im Nieselregen, unterbrochen von Schauern und trockenen Minuten zum Pont du Gard spaziert. Ich muss sagen, ich hatte mir das anders vorgestellt. Die Brücke ist 49m hoch und überspannt den heute Gardon genannten Fluss. Schon sehr gewaltig, aber von den Bildern, die ich kannte, hatte ich eine eher wilde Gegend vor meinem inneren Auge gehabt. In Wirklichkeit gibt es hier aber ein riesiges Besucherzentrum, betonierte Spazierwege, Aussichtsplattformen… und entsprechend viele Besucher. Auch hier gaben sich etliche Schulklassen und Reisegruppen ein Stelldichein. Nicht nur wetterbedingt hatte ich also nicht so die richtige Ruhe und Muße.
Vom Pont du Gard bin ich zurück nach Arles gefahren wo ich um viertel nach fünf wieder aufschlug. So hatte ich dann doch noch die Gelegenheit, mir in Ruhe das römische Amphitheater anzusehen, das meinem Quartier direkt gegenüber liegt. Das war ein schöner Abschluss des Tages. Die Sonne war wieder zurück, ein blauer Himmel lachte über Arles, Licht und Schatten spielten auf der römischen Architektur und unten in der Arena übte die Dorfjugend, vor Stieren davon zu laufen. Zum Üben natürlich nicht mit wirklichen Stieren. Stattdessen hatten die jugendlichen Trainer Stierhörner in den Händen.
Tja, morgen geht’s schon zurück nach Hause. Viel Programm wird es da nicht mehr geben, aber ein Fazit der Kurztour kriegt Ihr natürlich morgen.
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