16. Oktober 2020
Nachdem ich gestern Abend verpennt habe, die Adressen der Mailingliste richtig in das Absenderfeld von Thunderbird einzutragen (deshalb kam das Logbuch heute erst an), habe ich heute morgen wortwörtlich verpennt. Es reicht halt nicht, wenn man den Wecker ausschaltet. Man muss dann auch aufstehen… *lach… Naja, ist kein Schaden entstanden, außer dass ich das Hotelfrühstück verpasst habe. Also gab es ein spätes Frühstück auf‘m Zimmer… Löslicher Kaffee mit Hilfe des vorhandenen Wasserkochers… die beiden letzten Müsliriegel, die ich noch hatte, und ein Päckchen Saft hatte ich auch noch. Danach ging‘s zum Parkhaus und rein in den Kia…
Der erste Stopp heute war am Oroklini Lake, einer der Birdwatching-Punkte, die in meinem Vogelbestimmungsbuch beschrieben waren. Dort war auch einiges los, und ich habe ein paar neue Arten zu meiner Zypern-Liste hinzufügen können. Auch am Oroklini Lake gab es erhöhte, überdachte Beobachtungsstände, was das Vogelkucken sehr bequem machte. Einzig: ich glaube vier Wochen später wäre hier noch viel mehr Betrieb, wenn die Überwinterer aus Nordeuropa da sind und wenn es hier in Zypern geregnet hat und die See und Teiche sich füllen.
Der nächste Programmpunkt war eine Empfehlung unseres ehemaligen Referendars und neuen Kollegen Benedikt Kurth. Der hatte mir vom Aussichtspunkt auf die Geisterstadt bei Famagusta erzählt, und da bin ich heute hin gefahren.
Jetzt muss ich ein bisschen weiter ausholen. Ich hatte ja schon kurz den Zypernkonflikt erwähnt. Seit dem Ende der heißen Phase des Konflikts ist Zypern geteilt, in die Republik Zypern – Mitglied der EU und Euro-Land – im Süden, und den türkisch besetzten Teil im Norden, der „Türkischen Republik Nordzypern“, die nur von der Türkei als Staat anerkannt wird. Nachdem vor 31 Jahren die Berliner Mauer gefallen ist, verbleibt damit Nikosia als einzige geteilte Hauptstadt der Welt. Die beiden Teile Zyperns sind durch einen unterschiedlich breiten Streifen Niemandsland von einander getrennt, der sowohl von der zyprischen Nationalgarde als auch der türkischen Armee bewacht wird und damit nicht wieder die Fäuste oder gar die Granaten fliegen, gibt es auch noch die UNO-Blauhelm-Mission UNFICYP, die drittälteste noch andauernde UNO-Friedensmission.
Eine der Auswirkungen der Teilung Zyperns war die Entstehung der Geisterstadt Varosha. Varosha war in den 1950er Jahren als südlicher Vorort von Famagusta errichtet worden, und gedieh in den 60ern und frühen 70ern prächtig als Tourismuszentrum mit etlichen Bettenburgen. Das ging soweit, dass im Jahr 1973 in Varosha über 50% der zypriotischen Gesamteinnahmen durch Tourismus erwirtschaftet wurden. Und dann kam der 14. August 1974. Varosha wurde von der türkischen Armee besetzt, die Stadt zum Sperrgebiet erklärt und die Bewohner mussten ausziehen… Und so steht Varosha jetzt da… leer… im Sperrgebiet… als Geisterstadt… Wäre ein interessantes Thema für Wüstungsforschung… und ist das heutige Bild des Tages. Es gibt im Ort Deryneia einen Aussichtspunkt, wo man auf das Gelände von Varosha kucken kann. Alles natürlich militärischer Sicherheitsbereich, Fotografieren und Filmen verboten, mit Ausnahme eben dieses einen Punktes, wo ein findiger Zypriot auf dem Dach seines Hause eine überdachte Plattform errichtet hat und nebenher kräftig Geld mit Getränken und Snacks verdient.
Als drittes Highlight stand heute ein Besuch am Kap Greco auf dem Programm. Die Südostspitze Zyperns liegt in einem kleinen Landschaftsschutzgebiet. Die Felsen ragen zig Meter aus dem Mittelmeer und die Gegend ist mit niedrigem Gebüsch und Pinienhainen bedeckt. Sehr malerisch - und ein Vogelbeobachtungshotspot. Die endemischen Arten haben sich zwar auch heute rar gemacht, aber die Landschaft ist schon sehr schön und ich habe einiges an Zeit mit Vogelpirsch und mit einfach-nur-da-sein verbracht.
Gegen fünf bin ich vom Kap Greco aufgebrochen und habe auf der Heimfahrt noch einen Schlenker vorbei am Achnas-Stausee gemacht, wo es aber keine wirkliche Vogelpirsch mehr gab. Es war schon ziemlich spät, ein kräftiger Wind pfiff (immer schlecht wenn man Vögel beobachten will), und am Seeufer saßen überall Angler. Ich bin also nach einem kurzen Stopp wieder zurück nach Larnaka gefahren und habe den Sightseeing-Tag für beendet erklärt.
Da ich den ganzen Tag noch nichts richtiges gegessen hatte, war ich zu diesem Zeitpunkt schon mittelschwer grummelig gelaunt und das machte die Suche nach einer passenden Lokalität für‘s Abendessen nicht einfacher. Ich war zur Strandpromenade von Larnaka gegangen (drei Minuten vom Parkhaus) aber nichts sprach mich an, bis ich, schon fast wieder auf dem Weg zum Hotel, bei „T.G.I.Friday‘s“ vorbeikam. Das ist eine amerikanische Steak- und Burgerkette, die es mittlerweile auf der ganzen Welt gibt. Nicht wirklich zypriotisches Essen, aber zum einen ist griechische Küche jetzt nicht unbedingt mein persönliches Highlight, und zum anderen brauchte ich ein bisschen Soul Food, und das gibt‘s natürlich in nem Laden wie TGIF‘s.
Morgen ist wieder Kulturprogramm angesagt. Ich will nach Nikosia fahren. Das wird bestimmt spannend.
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