20. Oktober 2025

Tag eins auf der Insel, und La Réunion hat es mir schon komplett angetan. Klar, man merkt schon, dass man hier in der Südsee ist, aber ich finde es frappierend Französisch. Da werde ich im Laufe des heutigen Logbuchs noch mal drauf zurückkommen.
Letzte Nacht hat’s geregnet. Mein Reiseführer hatte mich schon drauf hingewiesen, dass das passieren kann, und so habe ich heute morgen Schirm und Regenjacke mit ins Auto genommen. Gebraucht habe ich sie im Laufe des Tages dann allerdings nicht.
Heute morgen bin ich nach Hell-Bourg gefahren. Dieser kleine Ort liegt im Cirque de Salazie. An dieser Stelle muss ich ein bisschen ausholen. Wie Mauritius und Rodrigues ist La Réunion eine Vulkaninsel. Der Piton des Neiges - Ihr erinnert Euch: der höchste Berg der Insel – hat im Laufe der letzten Jahrmillionen mehrere schwere Ausbrüche gehabt. Dabei entstanden Calderen, wenn nach dem Ausbruch der ausgehöhlte Berg in sich zusammenfällt. Hier auf La Réunion werden diese Calderen ‚Cirque‘ genannt. Der Cirque de Salazie ist über eine gute aber sehr gewundene Straße zugänglich, die sich auf über 1000m emporschwingt und an deren Ende Hell-Bourg liegt. Von dort führen nur noch ein paar Stichstraßen weiter die Caldera-Wände hinauf, unter anderem zum Aussichtspunkt Bé Maho, wo das heutige Bild des Tages entstanden ist. Die  Landschaft ist echt überwältigend dramatisch. Kein Bild kann das zeigen. Die Wände des Cirque fallen an manchen Stellen hunderte von Metern fast senkrecht ab. An anderen Stellen stürzen sich Wasserfälle in die Tiefe. Alles ist sehr grün und man sieht auch noch viel ursprüngliche Vegetation, vor allem Farn. Ich habe mich sehr an die Kulissen von Jurassic Park erinnert gefühlt, oder besser gesagt an Kauai, wo große Teile der Landschaftsaufnahmen für diesen Film gedreht wurden.
Ich habe recht viel Zeit an den Aussichtspunkten verbracht, und auch schon drei der auf Réunion endemischen Vögel zu Gesicht bekommen, inklusive der Réunionweihe. Leider sind die dabei entstandenen Fotos zwar als Beweis geeignet, aber nicht internettauglich. Ich hoffe mal, dass sich da noch bessere Gelegenheiten bieten. Zum Mittagessen bin ich bei „Chez Alice“ eingekehrt. Es gab kreolisches Cari… Curry, wie man bei uns sagt. Caris sind sehr typisch für die hiesige Küche. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war das Restaurant sogar in meinem Lonely Planet (mit dem ich allerdings ziemlich auf Kriegsfuß stehe… das neue Design finde ich ziemlich daneben) empfohlen. Trotz Indischem Ozean: man ist in Frankreich und zahlt in Euronen. Hier braucht man nichts umrechnen, wenn man Speisekarten liest oder an Tankstellen vorbeifährt.
Auf dem Rückweg von Hell-Bourg habe ich weiter die dramatische Landschaft genossen, und die Serpentinen. Der Yaris Cross fährt sich super, und hat nen Hybridantrieb, was ich ein bisschen ungewohnt finde. Aber am Berg zieht er echt ganz schön an. Ich denke wir werden Spaß zusammen haben in den verbleibenden fünf Tagen. Ein paar Fotostopps wurden eingelegt, aber so richtig, ich sagte es bereits, kann man das Landschaftserlebnis nicht in Bildern einfangen. Es war auf jeden Fall ein Auftakt nach Maß für meine Erkundung der dritten Maskarenen-Insel.
Vom Cirque des Salazie bin ich zum Flughafen gefahren, heute allerdings nicht zum Spotten. Ich wollte mit Air Austral meinen Rückflug am Samstag nachverhandeln. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mir bei Flugbuchungen – wenn es nicht gerade ne 08/15-Strecke oder -Airline ist – einiges an Gedanken mache, wie und womit ich gerne fliegen möchte. Air Austral ist die Fluggesellschaft von La Réunion und da habe ich ja nicht alle Tage die Gelegenheit, einzusteigen. Deshalb hatte ich die Flüge so gebucht, dass ich auf der einen Strecke eine Boeing 777-300ER als Fluggerät haben würde, und auf der anderen einen Airbus A220-300. Vor ein paar Wochen kam dann die Email mit der Flugplanänderung und seitdem stand da zweimal 777-300ER. Das hat mich echt gefuchst, und so bin ich heute zum Büro von Air Austral am Flughafen Roland Garros und habe gefragt, ob man mich nicht für Samstag auf den 15 Minuten früher abfliegenden Airbus A220 umbuchen könnte. Man konnte. Die Mitarbeiterinnen von Air Austral waren sehr nett und hilfsbereit und zeigten auch Verständnis für meine mit dem Hinweis „I’m an aviation enthusiast“ vorgetragene Bitte. Wenn Air Austral jetzt nicht noch mal irgendwas ändert, dann fliege ich am Samstag mit dem (derzeit) modernsten Flugzeug der Welt wieder nach Mauritius.
Auf dem Rückweg nach Saint-André habe ich einen Zwischenstopp in Sainte-Suzanne gemacht. Die Ortsnamen hier erinnern mich sehr an Quebec. Da sind das auch alles Heilige. In Sainte-Suzanne gibt’s ne Mall mit einem großen Carrefour. Zuerst habe ich aber mal am Geldautomaten von der Buure-Bank – auf Französisch Crédit Agricole – Euros geholt. Und dann ging’s in den Carrefour. Riesig, wie man das von den großen Supermärkten in Frankreich kennt. Da ich mich ja für den Rest der Woche in Ferienwohnungen einquartiert habe, musste ich ein bisschen über den normalen Vorrat an Wasser und Erdnüssen hinaus einkaufen. Eier, Kaffee (ich habe mich am Ende aber für löslichen Cappuccino entschieden, weil ich so keine Milch brauche), Brot, Käse und Apfelsinen standen auf dem Einkaufszettel. Auch auf La Réunion gibt es bei Carrefour fast nichts was es nicht gibt, und ein Großteil davon wird aus Frankreich hierher in die Südsee geschippert. Immerhin, die Apfelsinen sind aus Südafrika. Einem schönen selbstgemachten Frühstück steht morgen also nichts im Weg. 
Morgen ist ein Fahrtag. Ich ziehe um auf die Westseite der Insel und kucke mal, was alles so am Wegesrand mein Interesse erweckt.


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