29. Juli 2010

Heute ist Halbzeit - in mehr als einer Hinsicht. Einerseits natürlich was die Anzahl der Reisetage angeht. Andererseits aber auch, weil ich heute den vom Ausgangspunkt entferntesten Ort der Reise erreicht habe – Land's End. Ja, ja – die Scilly Islands liegen noch weiter von Stansted weg, aber da bin ich ja nicht hingeFAHREN und deshalb zähle ich die mal nicht mit. Ab morgen komme ich also dem Ausgangspunkt der Tour langsam und gemächlich wieder näher.
Heute gab es ne klassische West-Cornwall-Rundfahrt. Ich war zuerst in Falmouth und habe mit das Pendennis Castle angekuckt. Ursprünglich von Heinrich VIII. (genau, der mit den vielen Frauen) angelegt um in der Folge seiner Reformation Invasionsbestrebungen der katholischen Mächte auf dem Kontinent, besonders Spanien und Frankreich, abzuwehren, diente es danach sogar bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Küstenbefestigung, die den Hafen von Falmouth und die Flussmündung beschützte. Ne schöne Anlage ist das Fort und wie fast immer bei solchen Orten in England sehr liebevoll gemacht und gepflegt, mit gut gemachten Erklärungstafeln, sprechenden Schaufensterpuppen, nachgestellten Szenen und fantastischem Rasen.
Danach ging es zum St. Michael's Mount, dem cornwall'schen Gegenstück zum Mont Saint Michel und der genau wie dieser auf einer der Küste vorgelagerten Insel liegt. Hmmmmm – also am Mont Saint Michel war ich noch nicht, aber der St. Michael's Mount war nicht so wirklich der Bringer. Erstmal wegen der Massen und ich meine MASSEN von Touristen, die sich da durch schoben und dann auch, weil von der mittelalterlichen Anlage im Prinzip nur noch die Außenmauern erhalten sind. Das Kloster, das ursprünglich von Mönche vom Mont Saint Michel gegründet worden war, wurde natürlich nach der englischen Reformation aufgelöst und in ein Schloss umgebaut. War also nur ein mäßiger Erfolg, der Besuch. Allerdings hatte man von dort nen schönen Blick auf die Küste Cornwalls.
Als nächstes bin ich nach Land's End gefahren. Tja, was soll ich sagen? Es war so ein bisschen wie mit den meisten „Da-muss-man-mal-gewesen-sein“-Orten. Nachher ist man dann doch eher enttäuscht. Okay – so schlimm wie an den Niagara-Fällen war's heute jetzt nicht, aber dafür war's hier fast so voll. Himmel und Menschen. Dazu kommt, dass man in Land's End so eine Art Mini-Vergnügungspark gebaut hat, mit Geisterbahn und 3D-Kino und das ganze dann auch noch durch andere kirmesähnliche Vergnügungen aufgepeppt wird. Schön für die quengelnden Kinder, aber sehr abträglich für die Stimmung hier am Ende Englands... zumindest für meine Stimmung. Ich bin aber trotzdem sehr geduldig da ein bisschen spazieren gegangen und wenn man das, was hinter einem passiert ausblendet, dann gibt es auch sehr schöne Aussichten, die Möwen und Eissturmvögel und Basstölpel fliegen rum und die Küste sieht schon sehr gewaltig aus. Folglich hat's auch der Blick von Land's End Richtung Norden zum Bild des Tages geschafft. Ich denke, das Panorama kann sich sehen lassen. Man beachte vor allem die Farbe des Himmels und des Wassers :-)
Eigentlich wollte ich dann in Land's End noch ein bisschen Möwen fotografieren, aber leider wurde dann ein bisschen Kunstflug von zwei Doppeldecker-Maschinen mit Breitling-Werbung für die Massen geboten und bei dem Geknatter haben die Möwen sich aus dem Staub gemacht. Ich hab's ihnen gleich getan und bin noch nach Chysauster gefahren, wo man die Ruinen einer ländlichen Siedlung aus dem 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus sehen kann. Auch sehr interessant. Die Gegend hier ist voll von solchen Überresten und ich hatte einfach mal Chysauster als ein Beispiel rausgepickt um es mir anzukucken. Einfach kann das Leben der keltischen Bauern im damals von den Römern besetzten Britannien nicht gewesen sein.
Morgen geht’s also wieder zurück Richtung Osten, erstmal bis Plymouth. Auf der recht kurzen Strecke da hin werde ich mir noch das eine oder andere Castle und vielleicht auch einen der berühmten Gärten hier ankucken und den Nachmittag in Plymouth Besichtigungen machen. Es bleibt also interessant.