Reiselogbuch - 2022 USA - Südstaaten


9. April 2022

Hallo zusammen, und willkommen zum ersten Reiselogbucheintrag meiner Reisesaison 2022. Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich in 32.000 Fuß Höhe über dem Nordatlantik. Unsere Boeing 777-300ER erreicht in ein paar Minuten in Labrador das nordamerikanische Festland und ich starte das Reiselogbuch heute mal mit ein paar Vorbemerkungen. Es ist ein denkwürdiger Tag heute. Meine erste Fernreise seit Beginn von Corona, und mein erster Besuch in den USA seit 2016. Damals habe ich gesagt, dass ich das Land nicht besuche, so lange Trump dort Präsident ist, und das habe ich auch durchgehalten. Waren ja dann zum Glück nur vier Jahre.
Die diesjährige Osterferien-Tour ist in mancher Hinsicht für meine Verhältnisse ungewöhnlich. Zum ersten bin ich auf dem ersten Teil der Reise nicht allein unterwegs. Morgen früh treffe ich in Atlanta meinen Kumpel Javier, genannt Saki, wieder und wir fahren die ersten sechs Tage zusammen durch South Carolina und Georgia. Ich habe Saki vor neun Jahren in Panama kennengelernt. Inzwischen wohnt er in Miami und war auch schon zwei Mal in Euskirchen zu Besuch. Leider ist seine Zeit dieses Mal begrenzt, so dass wir schon am Donnerstag abend wieder in Atlanta sind, anstatt im großen Bogen durch die beiden Bundesstaaten zu touren. Donnerstag ist dann auch der Tag, wo ich zum ersten Mal seit sechs Jahren Leticia wiedersehe. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht, dass mich mit Leticia eine sehr lange Freundschaft verbindet, die bis zu unserer gemeinsamen Zeit an der University of Southern Mississippi zurück reicht. Dot habe ich sie 1994 kennengelernt und seit dem bei fast jeder meiner USA-Reisen besucht. Lange hat sie in Memphis gewohnt und ein paar abschließende Tage in Memphis gehörten schon zu den Traditionen meiner USA-Besuche. Inzwischen wohnt sie in Atlanta, und das ist auch der Hauptgrund, weshalb meine diesjährige Tour dort startet und endet. Die letzten drei Tage vor meiner Heimreise werde ich dann wieder bei Leticia verbringen.
Zwischen den beiden Aufenthalten in Atlanta bin ich aber noch mal ein paar Tage allein unterwegs und fröne meinen abgefahrenen Hobbies. Es wird viel um Naturbeobachtung und um Fliegerei gehen.
Auch wenn der Titel des Reiselogbuchs „USA-Südstaaten 2022“ lautet, besuche ich auf dieser Tour nur einen kleinen Teil der Gegend, die man gemeinhin Südstaaten nennt, und die von Texas bis Florida und von Key West bis Baltimore reicht. Es geht mir bei dieser Reise auch gar nicht so sehr darum, Neues zu entdecken, sondern vor allem, Erinnerungen aufzufrischen. 1999 habe ich eine große Südstaaten-Roundtour gemacht, von Tampa die Atlantikküste rauf bis Norfolk und dann durch’s Land zurück über Atlanta zum Ausgangspunkt. Das ist jetzt 23 Jahre her, und da finde ich, dass man die Gegend ruhig nochmal besuchen kann.

Mittlerweile bin ich hier in Atlanta in Flughafennähe im Hotel angekommen. Vergnügungssteuerpflichtig war das ganze Prozedere nicht. Aber ich habe ein Auto -  nen Golf Kombi -  und dann kann es morgen losgehen.
Als Bild des Tages bekommt Ihr die Skyline von Atlanta im Dämmerlicht, unter dem Flügel der Triple-7, die mich heute hergebracht hat.

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10. April 2022

Die Nacht war besser als erwartet. Nachdem gestern alles doch etwas länger gedauert hat als geplant und ich erst gegen elf im Hotel war, habe ich bis halb sechs geschlafen… nicht so schlecht. Eigentlich sogar recht passend, wenn man bedenkt, dass ich um zehn vor acht schon wieder am Flughafen sein musste um Saki abzuholen. Dessen Flieger war um zehn vor sechs in Miami gestartet. Da habe ich im Vergleich noch viel Schlaf gehabt.
Freundschaft ist ja schon was Tolles… man sieht sich zweieinhalb Jahre nicht und wenn man sich dann wiedersieht, dann geht es quasi nahtlos dort weiter, wo man aufgehört hatte. So geht es mir unter anderem mit Saki. Wir hatten uns zuletzt 2019 im Oktober gesehen als er zuletzt in Europa war und wir zwei Tage in Paris waren und als wir uns heute in der Ankunftshalle vom Flughafen in Atlanta wiedersahen, war es als hätten wir uns gestern erst zuletzt gesehen.
Als erstes ging’s auf den Highway. Ich habe einen weißen Golf Kombi, was bei zwei Leuten mit Gepäck ganz praktisch ist. Zum  Auftakt einer Tour liebe ich es, erst mal „on the road again“ zu sein. Die Gegend östlich von Atlanta ist auch sehr angenehmes Fahrterrain. Rollende Landschaft mit viel Wald, der heute viel frische Frühlingsgrün hatte. Wir sind erst ein ganz Stück auf dem Interstate 20, einer der großen Ost-West-Verbindungen in den USA, unterwegs gewesen.
Gegen halb zehn haben wir in einem Waffle House Frühstückspause gemacht. Waffle House ist eigentlich eine typisch amerikanische Institution, aber trotzdem war es für mich heute der erste Besuch in 29 Jahren die ich mit diesem Land hier zu tun habe.

Ihr habt’s gemerkt… Das Logbuch ist gestern Abend nicht mehr fertig geworden… Aus mehreren Gründen. Ich mache also da weiter, wo ich gestern Abend aufgehört habe...

Die Fahrt von Atlanta ging Richtung Südosten, zuerst über den Interstate 20 und dann ein gutes Stück über die Landstraßen von South Carolina bis wir ungefähr 60 Meilen vor Charleston auf den Interstate 26 gekommen sind, der uns direkt  ins Zentrum von Charleston führte. Die Fahrt über die Landstraßen hat echt Spaß gemacht. Ländliche Südstaaten wie aus dem Bilderbuch mit welliger Landschaft und viel Feld und Wald. Und das allea ohne drückende Hitze, denn ich bin zum ersten Mal so früh im Jahr in den südlichen USA unterwegs. Da sind die Südstaaten noch klimatisch angenehmer.
In Charleston wohnen wir sehr schön im Marriott, mit tollem Blick auf den Ashley River. Ähnlich wie Manhattan liegt Charleston auf einer Halbinsel, die rechts und links von Flüssen eingerahmt wird. Anders als Manhattan gibt es hier aber keine Wolkenkratzer.
Nach der Ankunft haben wir uns auf der Hotelterrasse mit Justin und Jeffrey getroffen. Justin ist ein Freund von Saki, der inzwischen in Knoxville wohnt, ein paar Autostunden nördlich von hier und der zur Zeit auch hier in Charleston ist. Wir haben ein bisschen was getrunken und erzählt und das schöne Wetter genossen. Na, Ihr merkt schon – nicht so meine gewohnten Beschäftigungen, wenn ich auf Reisen bin. Aber mit dem Jetlag in den Knochen konnte ich heute nen ruhigen Tag gut gebrauchen.
Gegen 7 sind wir gemeinsam zum Abendessen gefahren, denn für den späteren Abend war noch ein Programmpunkt geplant. Wir haben eine Ghost Walking Tour gemacht. Da gibt es in Charleston echt dutzende Anbieter und auch mehrere Bücher zu dem Thema. Ich war ja ein bisschen skeptisch, aber Saki steht voll auf Geister-/Grusel-/Horror-Stories und ich war letztendlich doch neugierig, wie das ganze aufgezogen sein würde. Was soll ich sagen? Ich wurde sehr angenehm überrascht. Keine Effekte, keine verkleideten Leute, die aus den Büschen sprangen. Nur Mr. Neal, der hauptberuflich Schauspieler ist und uns an verschiedenen Stellen in Charleston die Geschichten erzählt hat. Echt nicht schlecht. Den Höhepunkt und Abschluss bildete dabei der Besuch des Unitarian Churchyard, der bekannt ist für Erscheinungen der „weißen Frau“. Es gibt mehrere Theorien, wer sie gewesen sein soll, und die beste ist, dass sie die Geliebte von Edgar Allan Poe war, und deren Vater die Hochzeit aus Standesgründen verbot, was sie in ein frühes Grab brachte. Mr. Neal hat dann Edgar Allan Poes „Annabel Lee“ vorgetragen…  Sehr eindrucksvoll.
Naja, und so war es dann gestern Abend deutlich später als geplant im Hotel… und das Logbuch wurde halt nicht mehr fertig. Als Bild des Tages gibt es heute den Turm der St. Philip’s Church in Charleston während unserer Walking Tour… und natürlich gab es auch dort am Friedhof eine Story zu hören.


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12. April 2022

Heute morgen gab es erstmal ein ausgiebiges Frühstück im Hotel in Charleston, und dann war Auschecken angesagt. Schade, eigentlich, denn Charleston gefällt mir echt super gut. Wir waren hier aber noch nicht fertig mit den Besichtigungen und deswegen sind wir zum ersten Programmpunkt nochmal nach Charleston Downtown, quasi in die Altstadt, gefahren. Wir haben den Golf im Parkhaus untergebracht und sind zuerst zum Old Slave Mart Museum gegangen. Hier, im Gebäude eines der vielen Sklavenmärkte von Charleston, wird kurz aber sehr beeindruckend die Geschichte der Sklaverei und des Sklavenhandels in Amerika dokumentiert. Lange braucht man nicht für das Museum, aber es geht schon unter die Haut. Ich finde es auch wichtig, dass man diese Seite der Geschichte von Charleston nicht vergisst, denn die schöne Stadt mit ihren eindrucksvollen Gebäuden ist natürlich auch mit Sklavenarbeit entstanden. Man kann beides nicht von einander trennen.
Nach dem Old Slave Mart Museum sind wir ein bisschen durch Charleston spaziert. Schöne Häuser, tolle Parks mit alten Bäumen, zum Teil sogar noch Kopfsteinpflaster auf den Straßen. Charleston ist schon echt sehenswert.
Das Thema Sklaverei hat dann auch bei unserem nächsten Programmpunkt eine große Rolle gespielt. Wie an vielen Stellen in den Südstaaten findet man auch rund um Charleston ehemalige Plantagen, die im 17., 18. und  19. Jahrhundert die wichtigste Stütze der Wirtschaft hier waren, und auf denen natürlich auch viele Sklaven ausgebeutet wurden. Eine davon wollte ich auf jeden Fall auf dieser Tour besuchen, und da wir schon in der Gegend von Charleston waren, habe ich nicht irgendeine ausgesucht, sondern die Boone Hall Plantation. Warum genau diese? Die Boone Hall Plantation ist der Ort wo die Außenaufnahmen für das 80er-Jahre-Miniserien-Epos „North and South“ gedreht wurden, in Deutschland bekannt unter dem Titel „Fackeln im Sturm“. Die Boone Hall Plantation liegt ungefähr 12 Meilen nordöstlich von Charleston, und man erreicht den Besucherparkplatz über eine lange Allee von Virginia-Eichen. Es ist schon gradezu unwirklich, aber man hat echt das Gefühl, dass gleich Patrick Swayze und Oliver Reed um die Ecke geritten kommen.
Heutzutage ist Boone Hall – neben der Touristenattraktion – vor allem eine ganz normale Farm, mit viel Landwirtschaft. Aber ich finde das historische Erbe wird hier gut verwaltet. Es gibt ein Visitor Center, ein Cafe, und verschiedenste Angebote von Aktivitäten.
Allein waren wir nicht, und schon an der Einfahrt wurde uns gesagt, wir sollten uns im Visitor Center beraten lassen, wie wir die Zeit am besten einteilen. Das haben wir dann auch brav gemacht und sind mit einer Rundfahrt über das Anwesen gestartet. Man sitzt auf Anhängern, die von einem John Deere-Trecker (ja, hilft nix) über die Feld- und Wirtschaftswege gezogen werden. Eigentlich nichts. Was ein Eifeler Kind nicht kennt, aber hier in Boone Hall gibt es dazu natürlich noch einen Fremdenführer, der alles schön erklärt, von der Geschichte bis zum heutigen Betrieb der Farm.
Nach der Rundfahrt haben wir uns eine Präsentation über die Gullah angesehen. Grob gesagt bezeichnet man als Gullah die Nachfahren der aus der Gegend des westafrikanischen Sierra Leone stammenden Sklaven, die heute im Gebiet der südlichen amerikanischen Atlantikküste leben, zwischen Jacksonville, Florida, und Wilmington, North Carolina. Die Gullah haben eine eigene Kultur mit eigenen Traditionen und sogar einer eigenen Sprache. (Eine der bekanntesten Vertreterinnen der Gullah ist übrigens Michelle Obama.)
Die Präsentation wurde von einer Schauspielerin und Sängerin aus Charleston, die selber Gullah ist, gemacht. Sehr eindrucksvoll und informativ. Unter anderem fiel dabei auch der Name Zora Neale Hurston, eine amerikanische Schriftstellerin, mit deren Büchern ich während meines Studiums in Hattiesburg mehrfach zu tun hatte. Da werde ich mal ein bisschen mehr nachlesen und -forschen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Nach der Gullah-Präsentation hatten wir noch ein bisschen Zeit, bis die Führung im „Herrenhaus“ begann, und sind auf dem Gelände, insbesondere auf der Eichenallee, spazieren gegangen. Es ist echt krass, wie vertraut das einem vorkommt, nachdem man es schon so oft im Fernsehen gesehen hat. Was allerdings auch auffällt, ist, dass das Haus deutlich kleiner ist, als es im Film wirkt. Bei der Hausführung war aber dann schnell klar, dass die Innenszenen wo anders gedreht wurden… *lach… all die Menschen hätten in das echte Haus niemals reingepasst.
Zum Schluss des Besuchs von Boone Hall Plantation gab’s noch ein Eis, und gegen halb vier haben wir uns auf den Weg Richtung Savannah gemacht. Vorher wurde aber noch getankt.
Savannah ist nur rund 100 Meilen von Charleston weg, aber wir haben doch knapp zwei Stunden gebraucht für die Fahrt, inklusive Verpflegungspause.
In Savannah wohnen wir für zwei Nächte mitten in der historischen Altstadt. Das ist echt praktisch, für die anstehenden Stadterkundungen.



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11. April 2022

Heute morgen haben wir erst mal ausgeschlafen, denn der gestrige Tag war doch lang und anstrengend gewesen. Wobei… ausgeschlafen? Geht so. Ich war dann doch recht früh wach und Saki ist sowieso eher ein Frühaufsteher. Gegen halb zehn haben wir Justin und Jeffrey zum Frühstück getroffen, im Page’s Okra Grill. Der liegt auf der anderen Seite des Cooper River in Mount Pleasant, einem östlichen Vorort von Charleston. Im Page’s Okra Grill gibt es coole Südstaaten-Küche und das auch schon zum Frühstück, inklusive Klassiker wie Grits (Mais-Grütze) in verschiedenen Zubereitungsformen.
Auf dem Weg zum Frühstück hat Saki mich mal wieder überrascht, was echt immer noch und immer wieder passiert. Man muss allerdings auch dazu sagen, dass wir uns zwar einerseits schon lange, d.h. neun Jahre, kennen, aber andererseits in diesen Jahren nicht so viel Zeit zusammen verbracht haben, dass man sich schon in- und auswendig kennt. Auf dem Weg zum Frühstück haben wir auf der schicken Arthur Ravenel Jr. Bridge den Cooper River überquert. Bei dieser Fahrt hat man nicht nur einen schönen Blick auf Charleston und den Fluss, sondern auch auf die USS Yorktown, einen ausgemusterten Flugzeugträger der U.S.Navy, der am Patriots Point auf dem Ostufer des Cooper River als Museumsschiff liegt.
Ich wusste natürlich, dass die Yorktown hier in Charleston liegt, obwohl ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern kann, ob ich sie bei meinem ersten Besuch hier in Charleston, im Sommer 1999 auch besucht hatte. Ich hatte jedoch nicht unbedingt erwartet, dass Saki, sich für einen alten Flugzeugträger interessieren würde. Als wir aber über die Brücke kamen, und die Yorktown schön zu unserer Rechten lag, kam vom Beifahrersitz die Frage: „Can we go there?“ Konnten wir natürlich… und das war dann nach dem Frühstück der erste Besichtigungsprogrammpunkt heute – und auch das Bild des Tages. Wir haben uns in aller Ruhe und Ausführlichkeit den Flugzeugträger angekuckt… Hangardeck, Flugdeck, Brücke, Radarleitzentrale… und natürlich auch die auf dem Flugdeck und dem Hangardeck abgestellten, ausgemusterten Flieger. Auf dem Hangardeck finden sich Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Koreakrieg, während oben auf dem Flugdeck die strahlgetriebenen Maschinen stehen, inklusive einer F-8 Crusader, einer F-4 Phantom, einer F-18 Hornet und – um das Top Gun-Klischee zu erfüllen – eine  F-14 Tomcat.
Die USS Yorktown ist ein Flugzeugträger der Essex-Klasse, die noch im Zweiten Weltkrieg entstand. Nach der Seeschlacht bei den Midway-Inseln, wo die ursprüngliche Yorktown im Juni 1942 sank, wurde der aktuelle Flugzeugträger zu Ehren dieses ersten Schiffes ebenfalls Yorktown genannt. Seit 1975 liegt er hier als Erinnerungsstück und Museumsschiff.
Nach der Besichtigung der Yorktown sind wir zurück ins Hotel gefahren. Quasi direkt gegenüber vom Hotel gibt es einen Publix-Supermarkt und da haben wir ein bisschen Verpflegung und vor allem Wasser gekauft. Danach gab es Siesta, um für den zweiten Teil des Tages wieder fit zu sein.
Ich hatte heute morgen für 16:00 Uhr zwei Tickets gekauft um zum Fort Sumter zu fahren. Fort Sumter liegt mitten in der Hafeneinfahrt von Charleston und man kommt dort nur mit einem Boot hin. Am 12. April 1861 fielen hier die ersten Kanonen-Schüsse des amerikanischen Bürgerkriegs. Hier war ich auf jeden Fall bei meinem ersten Besuch 1999 und ich erinnere mich noch, wie beeindruckt ich damals war. Die Insel, auf der sich das Fort befindet, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts künstlich angelegt. Ebenso wie die künstliche Insel wurde auch das Fort weitgehend mit Sklavenarbeit erstellt. Heute ist es übrigens nur noch eine Ruine und die äußeren Mauern sind nicht mal mehr halb so hoch wie in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Böötchensfahrt, von der Anlegestelle in Charleston nach Fort Sumter, dauert ne gute halbe Stunde. Da dies die letzte Tour des Tages war, hatten wir nur ne Stunde auf der Insel, aber das reichte auch. Nachdem wir von Bord gegangen waren, gab es am Flaggenmast einen Ranger-Talk über die Geschichte und Bedeutung von Fort Sumter. Interessanterweise hatte man heute eine amerikanische Flagge gehisst, die der Flagge von 1860 entsprach und folglich nur 33 Sterne in dem blauen Feld aufzuweisen hatte. Das Original dieser Flagge, das am 12. April 1861 über Fort Sumter wehte, wird heute auf der Insel in einem Museum aufbewahrt. Am Ende des Ranger-Talks hat der Ranger die Flagge dann mit Hilfe von einigen Besuchern eingeholt und fachgerecht gefaltet. War schließlich jetzt Feierabend, und offizielle Flaggen sollen ja nicht über Nacht im Freien bleiben. Nach der Flaggenzeremonie hatten wir noch ein bisschen Zeit um uns auf der Insel umzusehen. Das geht aber echt schnell, denn groß ist das da alles nicht. Um halb sechs mussten alle wieder auf dem Boot sein.
Ich wusste ja, was mich erwartet, und dass es mir gefallen würde, aber Saki war echt schwer beeindruckt von Fort Sumter. Nicht zuletzt auch, weil er erst seit September 2021 seine amerikanische Staatsbürgerschaft hat und für den Staatsbürgerschaftstest einiges lernen musste… inklusive die Grundzüge des amerikanischen Bürgerkriegs.
Zum Abendessen sind wir in Mario’s Italian Ristorante eingekehrt. War echt lecker, aber eben dann doch amerikanisch-italienisch, was schon ein bisschen Unterschied zu unseren Italienern oder gar italienischen Italienern ist.
Morgen brechen wir unsere Zelte hier in Charleston ab, auch wenn wir vormittags noch ein bisschen Sightseeing in und um Charleston machen. Nachmittags geht es aber weiter nach Savannah. Ich werde natürlich berichten..



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13. April 2022

Heute war ein ruhiger Tag. Wir mussten heute ja auch keine längere Strecken fahren. Um genau zu sein hatte der Golf heute komplett frei… Direkt um die Ecke vom Hotel ist ein kleiner Diner, und da haben wir erst einmal ausgiebig gefrühstückt. Dann ging’s zu Fuß auf Sightseeing Tour.
Wir wohnen hier am Reynolds Square in Savannah echt günstig, denn es sind nur ein paar Schritte und man ist am Fluss. Ähnlich wie Charleston ist auch Savannah eine Hafen- und Handelsstadt und der Savannah River spielt hier eine große Rolle. Das Ufer, früher mal – wie in so vielen Städten eine ziemlich heruntergekommene Gegend – ist zu einer schönen Promenade gestaltet worden. Am Savannah River Walk findet man Restaurants, Cafés, Souvenirshops, sonstige Geschäfte, aber auch Hotels und Büros. Schön gemacht und ideal zum spazieren gehen. Das haben wir dann auch gemacht, in sehr gemütlichem Tempo und mit Kaffeepause zwischen durch und auch Zeit um mal einfach nur da zu sitzen und auf den Fluss zu kucken (und für Saki ne Zigarette zu rauchen…). Böötchenstouren haben wir uns allerdings gespart, und der gefakte Raddampfer, der in Südstaatenstädten am Fluss schon zum guten Ton gehört, macht zur Zeit nur Dinner-Fahrten.
Zur Siesta waren wir wieder im Hotel, denn Saki war nicht richtig fit. Den Nachmittag haben wir also ganz ruhig angehen lassen und sind nur noch hier in der Gegend ums Hotel ein bisschen durch die Straßen von Savannah spaziert. Man muss ehrlich sagen: Die Stadt hat richtigen Südstaatencharme. Viele alte Häuser, Parks und Plätze mit altem Baumbestand und Denkmälern drauf und das alles als Teil eines schachbrettartigen Straßenmusters. Schon schön. Einerseits.
Andererseits ist Savannah aber auch ziemlich knüselig. In jedem Park liegen Obdachlose… Was auch nicht hilft, ist das sogenannte „Open Container Law“, das hier in Savannah gilt. Das bedeutet, dass man mit offenen alkoholischen Gefäßen durch die Straßen gehen darf. Oder auf gut deutsch: legal auf offener Straße trinken. Der Kölner kennt ja das Wegbier, was ja auch schon für einige Diskussionen gesorgt hat. Hier in den USA, wo das mit dem Alkohol sehr viel strenger gesehen wird als bei uns, ist das „Open Container Law“ von Savannah schon fast etwas ruchloses. Und natürlich findet man das cool und man trifft die Touristen hier durchaus mit nem Plastikbecher Bier oder nem Cocktail in der Hand auf der Straße. Das macht natürlich auch den Obdachlosen im Vergleich zu vielen anderen Städten das Leben einfacher. Es gibt echt viele Penner. Insgesamt hat Savannah also nicht den besten Ruf, was Sicherheit angeht.
Ich hatte ja 1999 sowohl Charleston als auch Savannah besucht und hatte mir damals ein Urteil gebildet. Ich war gespannt ob es 23 Jahre später noch Bestand haben würde. Es hat: Charleston ist die deutlich schönere Stadt mit dem besseren Flair. In Charleston gefällt es mir einfach besser. Trotzdem hat mir der Besuch hier Savannah nicht leid getan, und für Saki ist hier ja sowieso alles neu.
Morgen geht es zurück nach Atlanta. Vorher werden wir aber noch ein bisschen Sightseeing hier in Savannah machen.
Als Foto des Tages gibt es heute eine Ansicht vom Savannah Riverwalk.



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