14. Oktober 2025
What a day… meine Füße sind platt. Ich sitze in einem kleinen Restaurant in Mahébourg, das mein neuer „Gastvater“ mir empfohlen hat. Die freundliche Bedienung hob gerade beim Bestellen die Augenbrauen, als ich fragte ob der Fisch von hier sei. „Of course. We have fishermen here.“ War dann gestern wohl doch eher ne Touri-Falle, wo ich zu Mittag gegessen habe… *lach… geschmeckt hat es trotzdem. Aber auf den gegrillten Fisch von hier, der mir gleich aufgetischt wird, bin ich schon gespannt.
Der Tag heute begann wieder mit einem sehr schönen Frühstück samt Meerblick im Garten meines Quartiers in Albion. Dann hieß es Abschied nehmen von Karine, meiner „Gastmutter“. Ich glaube, es war ne ziemlich gute Entscheidung, mich in kleineren Pensionen und Gästequartieren hier einzumieten. Man hat halt schon ein bisschen mehr Kontakt mit den Leuten und komfortabler als die letzten beiden Nächte und auch jetzt in meiner neuen Bleibe hätte ich im Hotel auch nicht gewohnt.
Heute hatte ich mir einiges vorgenommen. Ich wollte den Black River Gorges Nationalpark erkunden, mit besonderem Augenmerk auf die endemische Vogelwelt. „Endemisch“ nennt man Tiere, die nur in einem kleinen Gebiet zu finden sind. So ne Insel mitten im Ozean ist natürlich prädestiniert für einzigartige Tierarten, und die Maskarenen machen da keine Ausnahme. Der Jackpot hier auf Mauritius ist der Mauritiusfalke, ein naher Verwandter unseres Turmfalken. Vor ein paar Jahrzehnten war er beinahe ausgestorben, aber dank intensiver Schutzmaßnahmen gibt es wieder einige hundert Mauritiusfalken.
Okay, diejenigen von Euch, die schon auf das Bild des Tages gespinkst haben, wissen, dass mir das Fotoglück nicht hold war. Aber ich erzähle mal von vorne.
Passenderweise kam grade das Essen. Der lokale Fisch war absolut fantastisch. Kein Vergleich mit gestern. Ich hatte also ein super Abendessen und bin jetzt wieder in der Auberge Seaview, wo ich mich jetzt an den zweiten Teil des Logbuchs mache.
Die Fahrt von Albion nach Le Petrin, wo sich einer der beiden Eingänge zum Black River Gorges Nationalpark befindet, hat Google Maps und in der Folge auch mir samt dem Kwid einiges abverlangt. Ganz so schnack wie auf der angehängten Karte sind wir nicht zum Ziel gekommen und in den kleinen Sträßchen musste sich mein Handy mehrfach neu orientieren und ich musste Google auch mehrfach einfach überstimmen. Aber wir sind angekommen.
Am Visitor Center in Le Petrin habe ich mich kurz beraten lassen. Es gibt etliche Wanderwege von unterschiedlicher Länge und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad in diesem Teil des Parks. Ich habe mich für den Weg zum Machabee Lookout entschieden. Eine Strecke sind 4,5km und da der Trail über einen der Wirtschaftswege führt, war das Geläuf nicht schwierig. Direkt zu Beginn habe ich aber noch einen kleinen Abstecher gemacht, so dass ich am Ende der Exkursion rund 10km unter den Sohlen hatte.
Das Highlight meiner ornithologischen Wanderung gab es ziemlich am Anfang. Der Weg windet sich mit kleinen Aufs und Abs durch den Wald, und als ich um eine Kurve bog und der Weg vor mir für ein paar Meter abfiel, standen am Fuße der Steigung zwei Leute und der eine war mit dem Handy am filmen. Ich hab nicht gesehen, was er filmte, aber mir schien es um etwas am Boden zu gehen und so habe ich auch nach unten gekuckt. Aber dann habe ich die Bewegung wahrgenommen und ein braun-beiges Etwas schoss auf mich zu. Für den Bruchteil einer Sekunde waren der Mauritiusfalke und ich Aug’ in Auge und dann flog er vielleicht einen halben Meter über meinen Kopf hinweg hinter mir ins Gebüsch. So lange er saß, hatte ich den Vogel gar nicht bemerkt, denn ich war ja auf den Boden konzentriert während der Falke auf einem Ast drei Meter über dem Boden gesessen hatte, allerdings auf halber Höhe der Steigung, so dass er aus meiner erhöhten Position heraus quasi direkt vor mir war. Ich hab ihn da leider nicht sitzen gesehen. Ob es für ein Bild gelangt hätte, weiß ich nicht, denn die gesamte Episode, die ich gerade erzählt habe, hat nur 20 bis 30 Sekunden gedauert. Ich habe ihn also gesehen, den Mauritiusfalken. Leider kann ich es nicht beweisen.
Auf dem weiteren Weg bis zum Aussichtspunkt habe ich natürlich auf einen zweiten Falken gehofft, aber soviel Glück hatte ich dann doch nicht. Beschweren kann ich mich aber trotzdem nicht. Ornithologisch bin ich nämlich voll auf meine Kosten gekommen. An endemischen Vogelarten hatte ich schon zu Beginn am Visitor Center eine Rosentaube vor der Linse. Im Laufe der Wanderung kamen dann noch ein Mauritius-Rotschnabelbülbül, Mauritiussittiche, und der Mauritiusraupenfänger, den Ihr im Bild des Tages seht, auf die Tourliste. Und das alles auch noch in umwerfendem Panorama. Der Black River Gorges Nationalpark besteht im Grunde genommen aus einer Hochebene, in die der Fluss tiefe Täler eingeschnitten hat. Die Ausblicke in die grün bewaldeten, mit schmalen Wasserfällen verzierten Schluchten, sowie auf die schroffen Berge von Mauritius und auf den Indischen Ozean sind ein echter Hammer. Die Mühe und die platten Füße haben sich also komplett gelohnt.
Nach meiner Nationalparkswanderung bin ich noch zu den Alexandra Falls gefahren, wo der nächste quasi-endemische Vogel auf die Liste kam, aber der Blick auf das Wasserfallrinnsal nicht so wirklich der Bringer war. Das sah am Gorges Viewpoint anders aus. Da ging es zwar touristisch zu, aber die Aussicht war ähnlich umwerfend wie während meiner Wanderung.
Dann habe ich mich auf den Weg nach Mahébourg gemacht, wo ich die nächsten beiden Nächte verbringen werde. Eigentlich war ich erst für 18 Uhr hier angekündigt, aber ich habe einfach mal mein Glück versucht und traf auch prompt Peary, meinen neuen „Gastvater“ vor der Haustür meiner Pension. Sehr praktisch.
Für morgen habe ich noch nichts genaues geplant. Ich denke mal ich werde von Mahébourg aus nach Norden fahren, wo es noch ein Naturschutzgebiet gibt. Vielleicht kann ich ja doch noch nen Mauritiusfalken auf die Speicherkarte bannen. Außerdem ist der Flughafen hier in der Nähe. Ein bisschen Spotten steht morgen bestimmt auf dem Programm. Früh aufstehen werde ich allerdings nicht. Der Wecker steht auf halb neun.
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