26. Juli 2024
Es ist kurz vor sieben abends. Seit ner guten Stunde ist es dunkel in Cairns. Ich sitze auf der kleinen Veranda vor meinem Hotelzimmer. Eine Etage höher, im Waschsalon meines Quartiers wird gerade eine Maschine Wäsche fertig. Die Luft ist tropisch-feucht, aber kühl, und ab und zu bringt der Wind einen Spritzer Regen mit. Ne Aussicht hab ich hier nicht wirklich. Ich kucke auf ein Beet mit mannshohen tropischen Pflanzen aus dem auch noch zwei Palmen in den Himmel ragen. Rechts dahinter ist der Parkplatz des Hotels, links dahinter die Rückfront der örtlichen Freimaurerloge. Die Wolken über Cairns werden von unten von den Lichtern der Stadt erhellt, und am Himmel ziehen große Flughunde ihre Bahn auf der Suche nach Nahrung. Ein bisschen surreal alles.
Heute war ein vielseitiger Tag. Ich habe ihn sehr ruhig angehen lassen und erstmal ausgeschlafen. Bevor ich das touristische Tagesprogramm planen wollte, habe ich allerdings nachgekuckt, ob ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt. Es lag. Die Carnival Splendor. Damit habe ich Standard-Touristenprogramm für heute ad acta gelegt. Aber ich habe ja am letzten Tag noch fast den ganzen Tag hier in Cairns. Da kann ich noch das ein oder andere nachholen.
Mein Vormittagsprogramm bestand also im Flanieren. Ich bin durch Cairns spaziert, habe die Sonne und die Atmosphäre genossen und nebenbei noch etwas an Birdwatching betrieben. Die Esplanade von Cairns war da heute sehr ergiebig: Australische Pelikane, verschiedene Reiher, Brachvögel und ein Regenbrachvogel, Austernfischer, Eilseeschwalben, Silberkopfmöwen, Nachtreiher… Nicht umsonst ist die Esplanade von Cairns in meinem „Birdwatching Megaspots“ gelistet.
Neben Vögeln kann man hier aber auch Menschen kucken, Einheimische, Touristen, Kreuzfahrtpassagiere. Ein ziemlich bunter Haufen. Die Stadt Cairns ist ganz auf Tourismus ausgelegt, wobei die Mehrzahl der Besucher zum Großen Barriereriff will. Entsprechend gibt's auch viele Anbieter für Bootstouren, zum Tauchen oder Angeln. Da bin ich natürlich raus. Ich bin jetzt zum dritten Mal in Cairns und habe noch eine sehr lebhafte Erinnerung an die Bootstour, die wir damals gemacht haben. Ich war selten in meinem Leben so seekrank, und hatte natürlich kein Superpep dabei.
Was mir bei diesem Besuch deutlich aufgefallen ist: Cairns pflegt das Image eines tropischen Badeparadieses, aber auf mich wirkt es alles irgendwie abgekuckt. Nicht Karibik, nicht Hawaii, nicht Bali, nicht Mallorca… aber man erkennt von allem ein bisschen was wieder. Heute ist Freitag und im Laufe des Nachmittags waren schon die ersten Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede unterwegs. Gut, dass ich morgen am Samstag nicht mehr hier bin. Trotzdem gefällt es mir nicht schlecht hier. Man muss halt wissen, was einen erwartet.
Den Vormittag über habe ich mich also durch das Zentrum von Cairns treiben lassen, vor allem am Wasser entlang. Hier entstanden auch die beiden Bilder des Tages. Zum einen das geradezu idealtypische Südseepanorama, und zum anderen die patriotische Eilseeschwalbe.
Ein paar Straßenzüge parallel zur Esplanade aber weiter inland ist Cairns dann schon deutlich australischer. Auch hier bin ich noch ein bisschen rumspaziert, bevor es im vietnamesischen Imbiss ein spätes Mittagessen gab. Anschließend ging's zurück ins Quartier für eine kurze Siesta.
Heute Nachmittag bin ich zum Mangrove Boardwalk in der Nähe des Flughafens gefahren. Hier kann man auf einem Steg durch den Mangrovenwald gehen. Echt spannend. Der Schlamm lebt hier. Schlammspringer habe ich zwar keine gesehen, aber dafür viele viele kleine Krabben. Und Moskitos. Und zwar die von der hartnäckigen Sorte. Ich hatte mich zwar standardmäßig mit Antibrumm imprägniert, aber die Viecher haben echt Stellen gefunden, wo ich beim Sprühen geschludert hatte und haben sogar durchs T-Shirt gestochen. Echt krass. Lange habe ich es am Mangrove Boardwalk also nicht ausgehalten, obwohl ich diese Landschaft schon sehr faszinierend finde.
Ein bisschen gespottet wurde auch noch. Die Ankunft des täglichen A350 von Singapore Airlines wollte ich mir nicht entgehen lassen. Immerhin bin ich mit so ner Maschine am Beginn der Reise nach Singapur geflogen und werde in neun Tagen Australien mit diesem Flugzeugtyp auch wieder verlassen.
Wow. Morgen bin ich schon drei Wochen unterwegs. Das ist alles maximal intensiv hier. Die Zeit im Kakadu-Nationalpark scheint schon weit weg zu sein. Ändern würde ich aber bisher trotzdem nichts (außer vielleicht nen Tag mehr in Sydney).
Morgen geht's nach Norden in den Dschungel. Ich werde drei Tage im Daintree-Gebiet wohnen, allerdings dieses Mal nicht in einer Lodge sondern in einem Bed&Breakfast. Das wird bestimmt auch spannend. Und dann gibt's zum Frühstück auch mal was anderes als Müsliriegel und löslichen Kaffee… *lachlaut…
Auf dem Weg nach Norden werde ich aber mehrere Stationen machen, inklusive ausführlicher Bootssafari am Daintree River. Ich bin wieder im "Croc Country". Da hatte gestern schon ein großes Schild am Flughafen alle ankommenden Touris entsprechend informiert.
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