14. Oktober 2012

Heute war wieder ein Tagestour-Tag und es gab zur Abwechslung auch mal sowas wie Landschaft zu sehen. Allerdings muss man sagen, dass Apulien in dieser Hinsicht eher zurückhaltend ist, vor allem im Vergleich zu den teilweise großartigen Landschaften, die Italien sonst so zu bieten hat. Zentral-Apulien zeigt ein bisschen wellige Hügel und trockene Karstlandschaft, mit Dolinen, Schluchten und Höhlen, aber auf spektakuläre Ausblicken muss man leider verzichten.
Erstes Etappenziel heute war Gravina in Puglia, wo ich allerdings noch vor Erreichen des Stadtzentrums an eine Polizeiabsperrung stieß. Heute ist Sonntag und es gab irgendeine Prozession. Naja, also dann direkt weiter zum nächsten Stopp, in Altamura. Sonntage haben übrigens hier in Apulien den Vorteil, dass das Parken oft kostenlos ist (sogar hier in Bari, wo mein Micra diese Nacht für lau auf der Straße steht, anstatt für 17 Euronen in ner Parkgarage).
In Altamura war auch die Hölle los. In dichten Massen schoben sich die Leute durch die Altstadt und ich muss sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt leicht genervt war. Ich war eigentlich von eher beschaulicherem Treiben ausgegangen. Aber in Altamura war heute Benefiz-Volkslauf. Und darüber hinaus strömte man noch zur 11:30Uhr-Messe in die Kathedrale. Einen Blick ins Innere konnte ich noch erhaschen bevor der Gottesdienst begann und ich hatte sehr schnell beschlossen, dass mir die Kathedrale von außen viel besser gefällt. Danach ging's ins Museo Archeologico Statale di Altamura. Das war eigentlich sehr schön – und heute sogar mit freiem Eintritt – aber rappelvoll und so habe ich nen kurzen Blick auf die prähistorischen Funde und zusammengeflickten griechischen Vasen getan und bin dann wieder raus.
Nach der Mittagspause ging's zur dritten Station des heutigen Tages. Als ich aus der Trattoria kam war übrigens auch die Sonne weg und ich fange langsam an, das Wettermuster für den apulischen Oktober zu verstehen. Ab Mittag zieht es sich zu, ab ca. 16 Uhr fängt's an zu regnen. So war's die letzten drei Tage jedenfalls. Dritter Programmpunkt heute war Gioa del Colle, wo es einerseits ein ursprünglich auf die Normannen zurückgehendes Staufer-Kastell gibt, und auch die Ausgrabung einer peuketischen Siedlung auf dem Monte Sannace. Die Peuketier waren zusammen mit den Dauniern und den Messapiern einer der drei italischen Stämme, die in Apulien lebten bevor die Römer kamen. Hmmmm – hatte ich glaube ich schon mal erwähnt.
Leider hatte ich allerdings meinen Reiseführer nicht genau gelesen und so bin ich erst zum Kastell im Stadtzentrum von Gioia del Colle gefahren, wo man mir dann sagte, dass am Monte Sannace in rund 40 Minuten, um 15 Uhr, die Türen zu gehen würden. Ich habe mich also wieder in den Micra geschwungen und bin die 5km nach Nordosten aus der Stadt raus gesaust, aber vor Ort waren die Schotten der Ausgrabungsstätte schon dicht. Deutlich vor der Zeit, aber zur Zeit haben Italiener ja sowieso ein sehr lockeres Verhältnis. Die Rückfahrt ins Zentrum von Gioia del Colle war dann entsprechend deutlich gemütlicher und ich habe mir in aller Ruhe das Kastell angekuckt. Wirklich sehr schön, und im Gegensatz zum Kastell in Bari gibt’s innen auch richtig was zu sehen und man kann in die verschiedensten Winkel und Ecken kucken. Folglich entstand hier auch das heutige Bild des Tages. Im sogenannten Thronsaal gibt es nämlich einen aus Stein gehauenen doppelten Thron und der ist mit allerhand Reliefs verziert, zum Beispiel mit diesem Fries aus Falken. Ob Friedrich II. jemals in dieser Burg war ist unsicher, aber jedenfalls hätte er daran seinen Spaß gehabt.
Auf dem Weg zum Auto fing's dann an zu tröpfeln, was mich aber nicht davon abgehalten hat, mir noch ein Nachmittagseis zu gönnen. Dann ging's zurück nach Bari, wo ich dem Flughafenzaun einen Besuch abgestattet habe, angesichts des Wetters allerdings mit sehr bescheidenem Erfolg. Viel Verkehr ist hier sowieso nicht, auch wenn es schöne italienische Flieger gibt, die man in Deutschland nicht oft zu sehen kriegt. Aber bei Regen macht das nicht wirklich Spaß. Ich glaube den besten Blick hat man sowieso aus der Abflugzone im Flughafen und deshalb werde ich am Mittwoch wohl den Micra ein bisschen früher zurück bringen als nötig und mir die Zeit am Flughafen noch mit Spotten vertreiben.
Morgen geht es aber erst mal zu einer der touristischen Hauptattraktionen von Apulien, zum Castel del Monte.

 

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